Weihnachtsfeier des Stadtrats:Familienfest

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Oberbürgermeister Florian Hartmann (Dritter von links) mit Freundin Julia Märkl und Ehrengästen, darunter Erwin Deffner und Georg Englhard. (Foto: Toni Heigl)

Im Golfclub gibt es warme Worte, politische Grußkarten und ein rätselhaftes Geschenk

Von Viktoria Großmann, Dachau

Dunkel ist's, mitten im Wald, ein einsames Kerzlein flackert - und weist den Weg zur Weihnachtsfeier der Stadträte. Im Golfclub, fern der Stadt, haben sich die Lokalpolitiker mit den Amtsleitern, Ehrengästen und sonstigen Würdenträgern verschanzt. Drinnen herrscht behagliche Weihnachtsruhe, jeder sucht sich seine Stammgruppe, die SPD besetzt einen Tisch und kein anderer setzt sich dazu. Die CSU nimmt den ihren ein, die Grünen sitzen zusammen, nur deren Fraktionschef wagt den Sprung an den Tisch der Bündnis-Kollegen, die eine Ecke gleich neben der Bar belegt haben. Früher ging das mal ganz anders zu auf Stadtratsweihnachtsfeiern. Legenden werden berichtet von ausufernden Reden, ausuferndem Trinken - was auch immer eben ausufern kann auf einer Weihnachtsfeier.

Die Zeiten sind vorbei. Die große Familie sitzt gesittet am Tisch und lässt artig vier Gänge eines mediterran verbrämten Menüs über sich ergehen, hier und da bekennt sich einer selbstbewusst zu Vegetarismus und Veganismus: hätt's ja früher ois ned gem. Bescherung ist erst nach dem Essen, immerhin vor dem Dessert. Eine beliebte Gelegenheit in jeder Großfamilie, Profil zu zeigen. Oder notfalls ein bisschen Stimmung in die Plätzchen-und-Bratenduft-Gemütlichkeit zu bringen.

Als liebe Kinder erweisen sich Grüne und ÜB, die mit warmen Worten und weihnachtlichem Danken und Wünschen mit Schleifen verzierte Präsente überreichen. Das Bündnis gibt den ideologisierten Teenager und verteilt allerliebst ausschauende Grußkarten mit harter politischer Botschaft: das Gezerre um Parkplätze ist an Weihnachten härter denn je, das bestärkt das Bündnis in seinem Kampf gegen die fortschreitende Motorisierung. Nur, dass das jeder schon mal weiß, für das nächste Jahr. "Is d'Streck lenga wia da Karrn, werd gfarn", steht auf der Karte. Weniger klar bis völlig rätselhaft ist die Botschaft des Gegengeschenks, das die Freien Wähler für das Bündnis haben: Bürgermeister Kai Kühnel erhält eine noch halb grüne Zitrone in einem Einmachglas, das durch Solarenergie beleuchtet wird - Soll er mehr in die Sonne gehen? Sich erleuchten lassen? Seine grünen Ideen zur Reife bringen? Kühnel reagiert angemessen: mit säuerlichem Lächeln.

Florian Schiller überbringt für die CSU als erstes die Weihnachtswünsche und verkündet stolz, dass die von ihm in der Haushaltsrede geschmähte AfD sich bereits besorgt bei ihm gemeldet habe. Danach schafft es die SPD nicht schnell genug aufs Parkett, Christa Keimerl bleiben wie schon in der letzten Stadtratssitzung vor einer Woche die Schlussworte. Das scheint der neue Redeplatz der Sozis zu werden. Sie gewöhnen sich langsam daran, das letzte Wort zu haben.

Misst man Zuneigung in Geschenken, wird klar, wer die ungeteilten Sympathien genießt: Die Vorzimmerdamen von Oberbürgermeister Florian Hartmann verschwinden am Ende der Feier beinahe hinter einem Berg an Körben und Paketen. Um Mitternacht ist es wieder still am Häuschen im Wald, wer gesittet feiert, kann am nächsten Tag - und im neuen Jahr - besser arbeiten. Darauf scheint sich in diesem Stadtrat ausnahmslos jeder zu freuen.

© SZ vom 15.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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