Dachau:Entscheidungshilfe Praktikum

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Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs achtet darauf, ob Jugendliche für einen bestimmten Beruf auch geeignet sind

17 000 offene Lehrstellen und 10 000 Bewerber. Das ist die Situation in Bayern, drei Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres. Der Dachauer Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs spricht von Glück, dass seine Branche keine Imageprobleme hat. Dachs ist Schreinermeister. Und Holzarbeiten sind bei jungen Menschen beliebt. Das sieht man daran, dass der Zweig Holztechnik an der Berufsschule nicht gefährdet ist. Die Friseure, weiß Dachs, schaffen es gerade eben, aus vier Landkreisen eine Klasse zusammenzubringen. Ebenfalls schwer haben es Metzger und Bäcker. Kaum mehr einer möchte diese Berufe ergreifen, was Dachs sehr bedauert. Junge Menschen würden diese Berufe im Zeitalter von Industriefertigung und großen Ketten oft nicht mehr als Handwerk wahrnehmen. Doch wer einmal in eine frisch gebackene Kaisersemmel gebissen hat, die ohne Zusatzstoffe hergestellt wurde, erkennt den Unterschied sofort.

Die neue Unterstützung durch die Arbeitsagentur begrüßt der Kreishandwerksmeister. Generell macht Dachs mit Absolventen der Mittelschule und der Realschule gute Erfahrungen. "Sie werden sehr gut auf die Ausbildung vorbereitet." Einigen Lehrlingen allerdings fehle es an Sozialkompetenz und Ernsthaftigkeit. Ihnen falle der Start ins Berufsleben schwer. Ausbildung, sagt Dachs, sei eben nicht nur Hobby und Handy.

Ein weiterer Grund, warum oftmals Lehrlinge Startschwierigkeiten haben oder sogar ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, seien auch die Eltern. "Manche Väter und Mütter sind nicht kompromissbereit." Dachs würde sich freuen, wenn Eltern zu den Ausbildungswünschen ihrer Kinder stehen. Auf die Frage, ob die Chancen der Schulabgänger auf eine Lehrstelle sinken, wenn ihre Zeugnisnoten zu schlecht sind, antwortet der Kreishandwerksmeister: "Bevor wir eine Wertung über die Noten des Kandidaten abgeben, hat er bei uns erst ein Praktikum absolviert." Nach einer Woche könne Dachs bereits sehen, ob sich der Bewerber für den Beruf eignet. Um auch den Jugendlichen bei der Entscheidung zu helfen, würde er sich wünschen, dass die Schüler während ihrer vierwöchigen Praktikumszeit gleich vier verschiedene Berufe ausprobieren, bevor sie einen wählen. Allein verschiedene Materialien auszuprobieren, hält Dachs für sehr wichtig. "Metall zum Beispiel ist ganz anders als Holz."

© SZ vom 12.08.2015 / lela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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