Dachau:Einer für alle

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Spaziergänger und Radler sollen sich den Weg durch den Park im neuen Stadtteil Augustenfeld-Mitte unbürokratisch teilen

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Entwicklung des MD-Geländes ist das Großprojekt in Dachau, das Stadtrat wie Öffentlichkeit permanent beschäftigt. Ein wenig aus dem Blickfeld ist dabei geraten, dass auch in Augustenfeld-Mitte auf 10,8 Hektar Wohnungen für 1000 bis 1200 Einwohner geplant sind und dort fast ein ganz neuer Stadtteil entstehen soll. Ein Bebauungsplan für das Areal westlich des Schulzentrums wurde 2013 verabschiedet. Nun beschäftigte sich der Bauausschuss noch mit Details der Straßen- und Grünplanung. Die legt fest, wie Verkehrswege, Parks und öffentliche Spielplätze gestaltet werden. Diskussionsbedarf gab es zur Baumauswahl und zur Frage, ob nicht doch ein Kreisverkehr an der Einmündung zur Theodor-Heuss-Straße besser wäre.

Sehr umstritten war, ob durch die lang gestreckte Grünfläche zwischen Realschule und städtischer Turnhalle ein "Radschnellweg" notwendig ist. Nach eineinhalbstündiger Debatte stand fest, dass es in einer Erholungsfläche ohne Fahrradautobahn gehen wird. Gegen das Votum von Bernhard Sturm (Bündnis für Dachau) wurde die Planung gebilligt, dass Radler und Spaziergänger sich den Weg teilen werden.

Konflikte zwischen Spaziergängern und eiligen Radlern beschwor Gertrud Schmidt-Podolksy (CSU) herauf. Der Weg, der sich nach den Planungen des Stadtbauamts in West-Ost-Richtung kurvig durch den kleinen Park schlängelt, könnte für Radler eine bequeme Schnellverbindung zum Bahnhof werden. Durch eilige Radfahrer würden sich dann Fußgänger bedrängt fühlen. Für einen ausgewiesenen Geh- und Radweg sei die Breite von drei Metern zu wenig, erklärte Thomas Kreß (Grüne). "Wir sollten Konflikte nicht schon einplanen."

Anlass der Debatte waren die Planungen von Tiefbauamt und Abteilung Stadtgrün für den kleinen Park, der sich künftig als Teil eines weiterlaufenden Grünzugs vom neuen Stadtviertel zur Theodor-Heuss-Straße erstrecken wird. Auf der schmalen Fläche ist eine Wiese mit Baumhainen geplant, mit Spielplätzen, Sport- und Bewegungsparcours und Theatron gibt es Angebote für alle Altersgruppen. Mittig durch den Park soll sich ein asphaltierter Weg schlängeln, der nun kontrovers diskutiert wurde. Ein separater Radweg verbrauche wieder Fläche in dem Park, der in den vergangenen Jahren durch den Bau der Schulen und Sportanlagen bereits immer kleiner wurde. "Nicht dass am Ende vor lauter Wegen kein Grünzug mehr übrig bleibt", warnte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). "Ein Radlschnellweg durch einen Park ist Quatsch" sagte Verkehrsreferent Volker C. Koch. Und Schulkinder sieht Gustl Haas (CSU) dort überhaupt nicht radeln. "Das wird nie ein Problem werden."

Kontrovers diskutiert wurde auch, ob der Japanische Schnurbaum als nicht einheimisches Gehölz gepflanzt werden soll. Der Baum ist giftig, haben einige Stadträte während der Sitzung per Schnellrecherche im Internet herausgefunden. Allerdings kann der Schnurbaum auf dem gepflasterten Quartiersplatz auch heiße Sommer überstehen , erklärte Stadtgrün-Leiter Stefan Tischer. Ein wichtiges Kriterium angesichts des Klimawandels. Weil giftig, soll der Baum aber nicht in der Nähe von Spielflächen stehen, so schließlich der Beschluss der Stadträte.

Nicht mehr gerüttelt wurde auch an der Verkehrsplanung und der Erschließung des Quartiers über die verlängerte Geschwister-Scholl-Straße. Radwege sind in den Wohnstraßen nicht vorgesehen, dort soll Tempo 30 gelten. Zwar brachte Wolfgang Moll (CSU) noch einmal einen Kreisverkehr ins Gespräch für die Einmündung der Geschwister-Scholl-Straße, wo laut Plan eine Ampel installiert werden soll. Allerdings fehlt für einen Kreisel der nötige Grund, es müssten Bebauungsplan und städtebaulicher Vertrag noch einmal aufgerollt werden, sagte Bauamtsleiter Michael Simon. Jahrelange Verzögerungen könnten die Folge sein. Da waren sich die Räte rasch einig: Überlegungen für einen Kreisverkehr an der Einmündung zur Theodor-Heuss-Straße werden "nicht weiterverfolgt". Letztlich wurde der vorgelegte Erschließungsplan mit einer Gegenstimme beschlossen.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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