Dachau:Eine Herzensangelegenheit

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Warum sich bei Lisa-Marie Weigl alles um die kleinen Schauspieler im Krippenspiel des Kindergartens Nazareth dreht

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Lisa-Marie Weigl sitzt an einem Tisch und blickt zur Tür. Die ersten Kinder strömen in den Pfarrsaal von Sankt Jakob. Von einem Moment auf den anderen wird die Stille im Raum durchbrochen und laute aufgeregte Stimmen sind zu hören. Die hereinstürmenden Eltern, Kinder und Großeltern verteilen sich im Raum. Der Gitarrist stellt sich in die Ecke, als wolle er von niemandem entdeckt werden, und geht konzentriert und mit geschlossenen Augen noch einmal seine Akkorde durch.

Die Haare von kleinen Mädchen werden geflochten, Kostüme angelegt. Mütter rufen ihren Kindern zu, sich zu benehmen. Andere hingegen sind noch gar nicht bei der Sache: Eine Gruppe kleiner Buben spielt noch eine Runde Fangen, bevor die Eltern sie packen, um ihnen die braunen Hirtenkutten anzulegen. Inmitten dieses Chaos' steht Lisa-Marie Weigl, trägt Kisten mit Essen hin und her und sammelt ausgebüxte Kinder ein. Sie ist die Leiterin des Caritas Kindergartens Nazareth und hat an diesem Abend viel zu tun, denn das alljährliche Krippenspiel beginnt in wenigen Minuten. In einer Serie bis Heiligabend stellt die SZ die persönlichen Weihnachtsgeschichten von Menschen aus dem Landkreis vor. Bei Lisa-Marie Weigl dreht sie sich um die Betreuung von Kindern und die Geschichte von Christi Geburt.

Die 25-Jährige ist schon seit etwa zwei Jahren Leiterin des Kindergartens und wurde selbst als Kind dort betreut. "Der Kindergarten Nazareth liegt mit sehr am Herzen", sagt sie. Genauso wie das Krippenspiel, welches das Team des Kindergartens jedes Jahr mit anderen Ideen neu belebt. "Mal wird nur gesungen, mal nur gesprochen, wechselnde Perspektiven, es soll immer anders sein", sagt Weigl. In diesem Jahr wird die Geschichte aus Sicht der Heiligen Drei Könige erzählt und mit bayerischen Liedern untermalt. Auch die Kostüme variieren jedes Jahr und sind selbst genäht oder gebastelt: Die Flügel der Engel sind durch Gummibänder an Kinderkörpern befestigt und die Heiligenscheine bestehen aus Drähten, die mit silbernem Lametta umwickelt sind. Die Hirten tragen braune Kutten und halten eine Laterne aus Pappe in der Hand. Kleine glitzernde Sternchen kleben auf dem bunten Stoff der Turbane und Umhänge der Heiligen Drei Könige, die golden angesprühte Gefäße herumtragen. Alles ist mit Liebe zum Detail gefertigt worden und mit sehr viel Zeitaufwand, so Weigl.

Erst als alle Kinder ihre Position eingenommen haben, entkrampfen sich die Schultern der Kindergartenleiterin. Nachdem sie die Eltern zu ihren Sitzen geleitet und den Kindern die Kostüme gerichtet hat, kann sie sich nun auf die Aufführung konzentrieren. "Ich bin ganz gespannt", sagt sie flüsternd, als das erste Lied erklingt. "Ich sehe das Stück heute auch zum ersten Mal."

Aber noch aufgeregter als Weigl sind zu Beginn die Kinder. Es sind fast 100 Zuschauer gekommen. Die kleinen Hauptdarsteller blicken oft zu den Kindergärtnerinnen hinüber, um sich zu vergewissern, wann ihr Einsatz kommt. Auch ihr Gesang erklingt zunächst leise, bis sie sicher sind, dass auch die anderen mitsingen. Aber mit jeder Sekunde im Rampenlicht gewinnen sie an Selbstvertrauen, ihre Stimmen werden lauter und ihr Blick geht häufiger ins Publikum. Lisa-Marie Weigl ist begeistert, wie gut sich die Kinder schlagen. "Sie sind zwar immer ängstlich, wenn sie all die Menschen sehen, aber wenn sie es geschafft haben, sind sie sehr stolz." Genauso wie Weigl selbst.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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