Dachau:Eine Gestaltungsfrage

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"Es geht uns doch wesentlich besser, als denen, die in Städten leben, die schrumpfen": Elisabeth Merk. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Münchner Stadtbaurätin regt an, Wachstum gut zu planen

Von Angelika Aichner

Nur wenige Menschen haben am Bürgerdialog teilgenommen. Landrat Stefan Löwl (CSU) bat sie, auf einem kleinen Kärtchen zu notieren, was sie sich von der Initiative "Zwischen Dorf und Metropole" wünschen. Diese Initiative hatten die 17 Landkreisgemeinden gegründet, um gemeinsam zu entscheiden, wie sich der Landkreis Dachau entwickeln soll. Dabei geht es konkret um Fragen der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Dementsprechend hefteten die anwesenden Bürger Ideen wie "niedrigere MVV-Preise für die Region" und "genossenschaftlichen Wohnbau" an die Pinnwand. Ob die Wünsche realisiert werden, ist unklar. Aber es ging an dem Abend auch gar nicht darum, konkrete Entscheidungen zu präsentieren.

"Erste Ergebnisse werden wir dann hoffentlich Anfang des nächsten Jahres vorstellen können", sagte Löwl. Es ging an dem Abend im Sparkassensaal in Dachau vor allem darum, die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk erzählen zu lassen, wie sich München momentan entwickelt und welche Probleme und Möglichkeiten die Zukunft birgt - auch im Hinblick auf eine engere Zusammenarbeit zwischen der Landeshauptstadt München mit dem Landkreis Dachau. Wo es eine Gelegenheit gebe, Dinge gemeinsam anzugehen, müsse man das auch tun, sagte Merk. Wichtig sei eine "langfristige Siedlungsentwicklung", betonte sie. Etwa durch Umstrukturierung: "Es gibt zahlreiche Flächen, die wir bebauen könnten." Etwa weil sie momentan nicht genutzt werden. Gerade die Flüchtlingsthematik habe doch gezeigt, wie viele ungenützte Flächen vorhanden seien. Und weil die Flüchtlinge nicht ewig in den Containeranlagen leben würden, "steckt echtes Potenzial darin, die Flächen später zu nutzen", sagte Merk.

Eine weitere Möglichkeit, um mit dem zunehmenden Wachstumsdruck umzugehen, sei "Verdichtung", indem man beispielsweise auf vorhandene Gebäude noch ein oder zwei Stockwerke baue. Das könne natürlich nur dann funktionieren, wenn auch die geeigneten sozialen Strukturen wie Kindergärten und Schulen vorhanden seien, erklärte sie. Wichtig sei ihr jedenfalls, "im gesamten Stadtgebiet zu agieren". Von besorgten Bürgern auf die negativen Facetten des Wachstums angesprochen, sagte Merk: "Ich plädiere dafür, nicht über Wachstum zu jammern, sondern ihn mitzugestalten. Es geht uns doch wesentlich besser als denen, die in Städten leben, die schrumpfen."

Wachstum mitzugestalten heißt auch, "das Verkehrskonzept insgesamt fortzuschreiben", sagte Merk. Dass das für viele Bürger des Dachauer Landkreises auch heiße, dass der S-Bahn-Nordring realisiert werden müsse, um das Gebiet verkehrstechnisch zu entlasten, weiß sie und "fachlich befürworte ich ihn auch", aber man müsse natürlich auch vorausschauend planen: "Wir müssen etwas planen, das auch in 50 Jahren noch sinnvoll sein wird", sagte sie und meinte damit ihren Worten nach nicht nur den S-Bahn-Nordring, sondern auch die zweite Stammstrecke, an deren Realisierung einige der anwesenden Bürger mittlerweile zweifeln.

Dass sich durch das Wachstum die Lebensqualität verschlechtere und die Umweltbelastung zunehme, fürchten einige Bürger - das bewiesen die Wortmeldungen am Ende der Veranstaltung. Merk beruhigte sie. Zum einen, weil sie auf die "Münchner Mischung" setzt. Soll heißen, dass in einer Struktur, wenn möglich, Wohn- und Arbeitsbereiche kombiniert werden. Damit könnte man auch dem Pendlerstrom trotzen. Zum anderen wird, so Merk, die Landeshauptstadt und der Landkreis Dachau bestimmt nicht das aufs Spiel setzen, was sie gerade so attraktiv macht, nämlich die Landschaft.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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