Dachau:Ein wunderbarer Papageno

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Florian Dengler in der Rolle des Papageno. (Foto: Toni Heigl)

Bariton Florian Dengler ist bei der Zauberflöte des Lyrischen Opernensembles Dachau in der tragenden Rolle des Papageno ein Erlebnis. Noch zwei Aufführungen im Ludwig-Thoma-Haus in der Altstadt

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Das einzig wirkliche Liebesduett kommt erst am Schluss. Papageno hat endlich seine Papagena gefunden. Beide umschwärmen und umgarnen sich in der wundervollen Arie. Das heitere Liebesduett ist der dramaturgische und gesangliche Glanzpunkt in Mozarts "Zauberflöte" des Lyrischen Opernensembles Dachau im Ludwig-Thoma-Haus. Denn Bariton Florian Dengler ist nicht nur ein versierter und ausdrucksstarker Sänger. Er spielt den etwas tölpelhaften, aber lebenslustigen Vogelhändler zudem leichtläufig heiter. Mit sicherer Stimme und schauspielerischen Präsenz füllt er die Hauptrolle ganz und gar aus. Die zierliche Japanerin Chifumi Matsunaga, mit mehreren Preisen ausgezeichnet, ist ihm in Stimme, Technik und Ausstrahlung eine ebenbürtige Partnerin. Ihre Freude an der Verwandlung und am Ausdruck der überschäumenden Gefühle wirkt ansteckend.

Dass das Lyrische Opernensemble unter der Leitung von Gesa Jörg fast jedes Jahr eine Bühnenproduktion entwickelt, ist für das Dachauer Kulturleben ein Gewinn. Es bietet Oper vor der Haustüre, zwar auf kleiner Bühne, aber mit guten Kräften, einem Live-Orchester und in einer unterhaltsamen Inszenierung, die den Künstlern auch Chancen ermöglicht. Regisseur Rodrigo Trosino hat eine heitere, nicht zu symbolbeladene Inszenierung geschaffen, die das Kammerorchester unterstützt. Es sitzt auf der rechten Seite der Bühne, was nicht weiter stört. Im Gegenteil: Auf diese Weise wird das Miteinander und harmonische Interagieren von Sängern und Musikern erlebbar. Der musikalische Leiter Christian Jüttendonk achtet auf die Sänger, auf deren Dynamik und Feinheiten. Das Bühnenbild besteht aus Projektionen von Ulrike Beckers vom Hoftheater Bergkirchen.

Viele Künstler halten dem Lyrischen Opernensemble seit Jahren die Treue, wie beispielsweise Veneta Radoeva, die in Lucia di Lammermoor die Alisa sang, und auch Barbara Sauter. Die wandlungsfähige Sopranistin, die auch das Operettenfach sehr gut beherrscht, hätte man sich allerdings in einer Solo-Rolle gewünscht. Mit Veneta Radoeva und Irina Firouzi mimt sie eine der Drei Damen, die Verbündeten der Königin der Nacht, die Prinz Tamino zunächst retten, um ihn anschließend besser täuschen zu können. Das Trio präsentiert sich als glaubwürdiges Bindeglied zwischen der Welt der Guten und der Bösen.

Ein weiteres, junges Trio begeistert das Publikum: Nadja Sabersky, Lilith Kampffmeyer und Sophia Müller in den Rollen der drei Knaben. Sie symbolisieren das Reine, Unschuldige und Überirdische. Indem der Regisseur die Knabenrollen mit Mädchen besetzt, spielt er dezent auf Mozarts ambivalentes Verhältnis von männlich und weiblich an. Die drei Mädchen sitzen im ersten Akt auf der Balustrade der seitlichen Empore, singen sicher in das Parkett herunter. Sie stehen Tamino und Papageno mit bezauberndem Charme bei, um Pamina aus der Gewalt Sarastros zu befreien. Mit ihr singen sie im zweiten Akt die schöne Arie "Die Götter selbst schützen sie."

Mit Agnes Preis und Thomas Luckett sind die Rollen von Pamina und Tamino sehr gut besetzt. Der Münchner Tenor mimt einen empfindsamen Prinzen, der erst spät begreift, dass er von den drei Damen und der Königin der Nacht getäuscht wurde. Ergreifend und sehnsuchtsvoll singt er die Arie "Dies Bildnis ist bezaubernd schön". Ebenso gefühlvoll gelingt Agnes Preis die Arie "Ach, ich fühl's, es ist verschwunden", harmonisch begleitet von den Streichern. Versiert treten der Bass Benedikt Al Daimi als Erster Priester und Marcus Weishaar als Sarastro auf. Die Wandlung vom strengen Herrscher zur gütigen Vaterfigur gelingt ihm souverän. Der in Bangladesh geborene Siddique Eggenberger wirbelt maliziös über die Bühne und gibt einen grotesken Handlanger Sarastros. Am Ende wird er wie die Königin der Nacht in die ewige Finsternis verdammt. Die Königin macht wohl die größte Verwandlung durch: Von der stolzen aber gütigen Beschützerin zur grausamen Rabenmutter, die bereit ist ihre eigene Tochter zu opfern. Gesa Jörg, bekrönt von einem glitzernden Blätterkranz, singt die Arie im ersten Akt mit ihrem lyrischen Sopran "O zittre nicht, mein lieber Sohn".

Weitere Aufführungen am Samstag, 24. September, und 1. Oktober im Thoma-Haus in Dachau.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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