Dachau:Ein starkes Heimatbuch

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Die 400-seitige Chronologie von Etzenhausen ist nicht nur vom Umfang groß, sondern bietet spannende Einblicke in die Zeit, als Dachau noch klein war.

Petra Schafflik

An ein Buch hat Erwin Hartmann gar nicht gedacht, als er vor fünf Jahren mit der Familienforschung begonnen hat. (Foto: Toni Heigl)

- Ernst schauen die Männer drein, die da in mühsamer Handarbeit mit Schaufeln und Schubkarren eine Wegtrasse errichten. Die Szene eines Straßenbautrupps wurde um 1930 am Fuß des Steinkirchener Hügels fotografiert. Heute rauschen dort täglich mehrere tausend Fahrzeuge über die stark befahrene Strecke des Weblinger Wegs. Da ist es schwer vorstellbar, dass es Anfang des vorigen Jahrhunderts noch keine direkte Straßenverbindung von Etzenhausen nach Webling gab.

Überraschende Einsichten wie diese, aber auch eine Fülle interessanter Geschichten, Anekdoten und akribisch recherchierter Daten und Dokumente hat der Arbeitskreis "Dorfgemeinschaft Etzenhausen" um Erwin Hartmann in intensiver mehrjähriger Forschungsarbeit zu Tage gefördert. Die Ergebnisse legen die ehrenamtlichen Heimatforscher jetzt als 400-seitige "Ortsgeschichte Etzenhausen" vor, die am Freitag, 23. November, 19.30 Uhr im Thoma-Haus öffentlich vorgestellt wird.

An ein Buch hat Erwin Hartmann nicht gedacht, als er vor fünf Jahren mit der Familienforschung begonnen hat. Dann aber habe sich gezeigt, "dass über Etzenhausen noch allerhand Dokumente vorhanden sind". Ein Kreis geschichtsinteressierter Bürger fand sich zusammen, der 2010 eine viel beachtete Ausstellung erarbeitet hat. Schnell sei klar gewesen, "dass Bilder und Dokumente nicht wieder in den Schubladen verschwinden sollten", erzählt Hartmann. Auch der Dachauer Historiker Wilhelm Liebhart habe die ehrenamtlichen Geschichtsforscher motiviert, Stadtarchivar Andreas Bräunling das Projekt mit seinem Fachwissen unterstützt. Also hat sich die Gruppe erneut an die Arbeit gemacht. Archive und Akten wurden durchforstet, Fotos gesichtet und Texte verfasst. Alle Fakten sind "fundiert recherchiert und mit historischen Quellen belegt", sagt Hartmann.

Entstanden ist aus der Feder der zwölf Autoren ein 400 Seiten starkes Heimatbuch, das die Geschichte von Etzenhausen einschließlich der Ortsteile Webling, Steinkirchen, Eisingertshofen und Grashof umfasst; und zwar von der erstmaligen Erwähnung 790/91 bis zur Eingemeindung in die Stadt Dachau. Die Historie der Höfe wird darstellt, historische Persönlichkeiten gewürdigt, interessante Details zu Vereinen und Betrieben angeführt. Bei der Recherche erlebten auch die ehrenamtlichen Historiker noch die eine oder andere Überraschung.

"Immer wieder sind neue Erkenntnisse und interessante Aspekte aufgetaucht", erzählt Hartmann. Wie die Geschichte der Eisingertshofener Blutegel-Kolonie, ein 70 Jahre währender Streit um das Nutzungsrecht am Gemeindewald, Querelen mit Prittlbach um den Bierpfennig oder ein Erdbeben, das am 9. Oktober 1930 in den Schränken der Etzenhausener die Gläser zum Klirren gebracht hat.

Die Fülle des historischen Materials erklärt sich auch aus der räumlichen Ausdehnung des Forschungsgebiets. Denn Etzenhausen reichte bis zur Eingemeindung 1939 von der heutigen Freisinger Straße rund 13 Kilometer weit bis zum Grashof. Weil dennoch alle Anwesen nur mit Nummern versehen waren, -"Straßenbezeichnungen gab es noch keine" - führte das zu gehöriger Verwirrung bei auswärtigen Besuchern und sogar der Postzustellung. Das belegt ein Antrag des Malers und Schriftstellers Fritz Scholl aus dem Jahr 1910, der sein Anwesen an der heutigen Ecke Alte Römer/Schleißheimer Straße (damals Etzenhausen 48) zur besseren Orientierung offiziell als "Haus im Moos" benannt wissen wollte.

Dem heutigen Leser liefert das Buch zum besseren Verständnis eine Konkordanzliste, die ursprüngliche wie derzeitige Anschriften zuordnet. Damit die bei der jahrelangen Recherche zusammengetragenen Dokumente und Fotos auch erhalten bleiben, hat der Arbeitskreis "Dorfgemeinschaft Etzenhausen" alle Materialien dem Dachauer Stadtarchiv übergeben.

Öffentlich präsentiert wird die "Ortsgeschichte Etzenhausen" von ihren Autoren am Freitag, 23. November, ab 19.30 Uhr im Ludwig-Thoma-Haus. Dort startet auch der Buchverkauf, anschließend ist das Werk, von dem 550 Exemplare gedruckt worden sind, zum Preis von 49 Euro bei Erwin Hartmann (08131/81 542) zu beziehen.

© SZ vom 22.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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