Dachau:Ein Herz für das Tierheim

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Viele Katzen werden im Tierheim abgegeben. Doch die Kosten muss die Einrichtung alleine stemmen. (Foto: Jørgensen)

Überparteiliche Bürgergemeinschaft fordert zusätzliche Gebühren, damit die Einrichtung ihre Unkosten abdecken kann

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Stadtratsfraktion der Überparteilichen Bürgergemeinschaft (ÜB) schlägt neue Wege in der Finanzierung des Dachauer Tierheims vor. Bekanntlich steht die Einrichtung vor der Insolvenz. Nur durch private Spenden und die große Hilfsaktion einer Facebook-Gruppe war es überhaupt möglich, die Existenz bis zum Jahresende zu sichern. Bislang finanziert sich das Tierheim über Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Fundtierpauschale, welche die Kommunen abgeben. Die ÜB fordern nun eine zusätzliche Gebühr, mit der Leistungen abgedeckt werden, die in der Fundtierpauschale nicht inbegriffen sind.

Neben Fundtieren nimmt das Dachauer Tierheim auch Abgabe-, Verwahr- und Wildtiere auf. Sie machen im Schnitt 30 Prozent der Gesamtzahl aus. Die anfallenden Kosten muss das Tierheim alleine stemmen. Vor diesem Hintergrund sei die Fundtierpauschale "offenkundig nicht kostendeckend", so heißt es im Antrag der ÜB. Schließlich erbringe das Tierheim zahlreiche Leistungen, zu denen es per Gesetz nicht verpflichtet sei. Grundsätzlich müssen die Kommunen als Fundbehörden für die Entgegennahme, Unterbringung und ärztliche Versorgung der Fundtiere selbst aufkommen. Nun fordern die ÜB, dass der Tierschutzverein Dachau als Träger des örtlichen Tierheims auch für außerordentliche Kosten sowie den "hierfür erforderlichen Bauunterhalt" entschädigt wird. "Es müsste überall, wo der Tierschutzverein tätig wird, auch Entgelt bezahlt werden", verlangt der ÜB-Fraktionsvorsitzende Rainer Rösch. "Vielleicht sieht die finanzielle Situation des Tierheims dann auch nicht mehr so schlimm aus." Über Möglichkeiten zur konkreten Umsetzung des Antrags hält sich der Stadtrat allerdings noch bedeckt. "Die Details müssen selbstverständlich im Einvernehmen mit dem Tierschutzverein besprochen und abgestimmt werden."

Tierschutzverein-Leiterin Sylvia Gruber will demnächst Gespräche mit der ÜB führen. Die Einführung einer Gebühr allerdings hält sie rechtlich für nicht durchsetzbar. Denkbar hingegen wären ihrer Ansicht nach Zuschüsse der Kommunen für Leistungen, welche durch die Fundtierpauschale nicht abgedeckt werden.

Gesetzlich ist der Tierschutzverein nicht dazu verpflichtet, Wild- oder Abgabetiere zu verpflegen. "Wenn wir aber die Tiere nicht annehmen, werden sie ausgesetzt oder es passiert ihnen sonst etwas", sagt Gruber. Bei vielen Menschen, die Tiere abgeben, sei finanziell schlichtweg nichts zu holen. Lehnt das Tierheim aber die Aufnahme ab, so "setzen sie ihre Tiere einfach aus", sagt Gruber. "Wir sind erpressbar als Tierheim." Zumal in der Öffentlichkeit die Meinung herrsche, "dass wir jedes Tier aufnehmen sollten. Aber wie das finanziert wird, danach fragt keiner."

Aus dem jetzt gestellten Antrag der ÜB schwingt allerdings nicht nur Solidarität, sondern auch eine gewisse Skepsis am Tierschutzverein mit. So fordern die ÜB auch die Einrichtung eines Kontrollgremiums beim Tierschutzverein sowie die Sicherstellung von Transparenz seiner Tätigkeiten und Finanzen ein. Schon in den Debatten über die Erhöhung der Fundtierpauschale wurden in den Gemeinderäten des Landkreises Zweifel am Tierschutzverein laut: Vielerorts wurde die mangelnde Transparenz über die Ausgaben des Tierheims beanstandet.

So auch in Petershausen, wo sich die Gemeinderäte fragten, wofür die Fundtierpauschale konkret verwendet werde. Einer Erhöhung der Pauschale wollten sie nur zustimmen, wenn der Tierschutzverein eine genaue Aufschlüsselung der erbrachten Leistungen liefere. Schließlich kam der Tierschutzverein der Forderung nach und schickte eine Liste, in der sämtliche aus der Gemeinde Petershausen stammenden Fundtiere aufgezählt waren - mitinbegriffen Aufenthaltsdauern und die Kosten für größere medizinische Eingriffe. Petershausen erhöhte daraufhin die Fundtierpauschale rückwirkend von 1,20 auf 1,50 Euro und hat die Differenz bereits überwiesen. Elf der 17 Landkreisgemeinden zahlen mittlerweile 1,50 Euro pro Fundtier. Odelzhausen und Pfaffenhofen an der Glonn entrichten die Pauschale an das Aichacher Tierheim. Die Gemeinden Erdweg, Hilgertshausen-Tandern, Schwabhausen und Sulzemoos zahlen einen Euro. Die Pauschale wird pro Fundtier mit der Zahl der Einwohner multipliziert und stellt die jährliche Abgabe dar. Die Petershausener Gemeinderäte haben unlängst beschlossen, dass für Hunde, die aus dem Dachauer Tierheim aufgenommen werden, ein Jahr lang keine Steuer entrichtet werden muss. "Wir wollen dem Verein streng, aber wohlwollend unter die Arme greifen", sagt Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler). Um die Verwaltungsstruktur zu verbessern, will Petershausen dem Tierschutzverein zu vernünftigen Computeranlagen verhelfen. "Wir wollen, dass in dem Verein mehr Transparenz entsteht. Davon haben am Ende alle ein besseres Gefühl", sagt Fath.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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