Dachau:Ein gutes Gefühl

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OB Hartmann lässt sich im Fair Trade Laden in der Altstadt von der ehrenamtlichen Mitarbeiterin Barbara Knöpfle die Waren erklären. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann besucht den Fair Weltladen in der Altstadt

Von Katarina machmer, Dachau

Wer den Fair Weltladen an der Augsburgerstraße betritt, fühlt sich sofort wohl zwischen den Regalen voller bunter Waren aus den verschiedenen Kulturen, zwischen Produkten aus aller Welt. Es sind nicht einfach irgendwelche Produkte. Alles, was der Weltladen verkauft, ist fair gehandelt, sodass die Arbeiter gerecht und zuverlässig bezahlt werden können. Nun denkt man bei fairem Handel zunächst an Länder der dritten Welt, an Kakaobohnenernter oder Näherinnen, die nicht richtig entlohnt werden für ihre Arbeit. Doch der Weltladen Dachau verkauft auch Produkte aus Österreich, Tee aus von Bauern in mühevoller Handarbeit gepflückten Kräutern.

"Dafür würden diese Leute normalerweise niemals gerecht bezahlt werden", sagt Barbara Knöpfle, die zusammen mit Iris Brülbeck den Laden koordiniert. Es ist ein besonderer Tag für sie und das Ladenteam: Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) besucht das kleine Geschäft, um sich über die Produktpalette und das Team zu informieren. Die Mitarbeiterinnen führen ihn durch den gemütlichen Laden. Iris Brülbeck erklärt, wie der Betrieb funktioniert: Insgesamt sind rund 20 Leute ehrenamtlich dort beschäftigt und "opfern ihre kostbare freie Zeit, um den Laden zu unterstützen". Damit haben sie die Eröffnung des Weltladens vor knapp einem Jahr erst ermöglicht. Im November feiert er seinen ersten Geburtstag, erzählt Brülbeck stolz. "Ohne die Ehrenamtlichen", betont sie, "hätte das alles hier nicht funktioniert". Sie wechseln sich ab mit der Arbeit, kommen, wenn sie die Zeit dafür aufbringen können. Schließlich sind ihre Schichten freiwillig.

Gerade in den Wochen vor Weihnachten lohnen sie sich aber auch: Saisonal angebotenes Handwerk wie gefilzte Blumen aus Nepal, Sitzkissen, die der Bürgermeister interessiert begutachtet, oder Schmuck eignen sich als originelle Weihnachtsgeschenke. Aber auch Genussmittel wie Kaffee kaufe die Stadt gerne im Weltladen, teilt Barbara Knöpfle Florian Hartmann mit. "Wir freuen uns darüber", sagt sie, "das ist eine Unterstützung".

Dann entdeckt der Bürgermeister die Schokolade auf dem Verkostungstisch. Es ist sogar vegane dabei, auch Nüsse werden angeboten. Ob man mal etwas probieren dürfe, fragt Hartmann. Darf man. Aber noch hat Hartmann nicht alles gesehen. In einem großen Postkartenständer an der Tür stecken die sogenannten "Cards from Africa". Sie gehören zu einem Projekt, das junge erwachsene Waisen in Ruanda unterstützt.

Beim Vertrieb von fairen Produkten geht es dem Laden vor allem darum, "den Menschen vor Ort eine Perspektive zu geben", wie Knöpfle erklärt. Fair Gehandeltes werde ihnen auch in Jahren abgenommen, in denen die Ernten schlechter sind. Nur so sei gewährleistet, dass die Hilfe für Arbeiter nicht bloß von kurzer Dauer ist, sondern nachhaltig wirke, weil sie ihre Kinder zum Beispiel regelmäßig in die Schule schicken oder eine Wasserleitung bauen könnten, weil sie wüssten, sie bekommen die nächsten Jahre das Geld dafür. Knöpfle sagt: "Diese Nachhaltigkeit schlägt sich natürlich auch im Preis nieder, aber sie ist bestimmt sinnvoll."

Man kann solche Waren, in denen sich die Nachhaltigkeit im Preis niederschlägt, im Regal gegenüber von den Filzsachen bestaunen. Handbemalte Tassen für 36 Euro stehen dort neben mit Mosaik bestückten Spiegeln. Doch so handwerklich fein, wie sie hergestellt sind, verdienen sie diesen Preis, so wie die Künstler ihren Lohn dafür verdienen. "Man muss ja nicht alles fair gehandelt kaufen, aber es immer wieder mal zu tun, ist, denke ich, für den Einzelnen auch ein gutes Gefühl", sagt Knöpfle. Durch ihren Laden kann sie anderen Menschen etwas geben, und sie freut sich daran. Der Bürgermeister freut sich inzwischen auch über eine kleine Aufgabe: Er darf für ein paar Minuten an der Kasse stehen. Ehrenamtlich, versteht sich.

Das Team sucht ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Bei Interesse kann man direkt im Laden vorbeikommen. Informationen: 08131/66 93 700 oder E-Mail: weltladen-dachau@fairbayern.de.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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