Dachau:Ein flexibles Konzept

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Die Ludwig-Thoma-Schule wurde 2016 aufgelöst (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ganztagsangebot, Inklusion, Sport: Die Stadt Dachau erarbeitet einen Plan, wie sich die Schulen künftig pädagogisch und räumlich entwickeln sollen. Dieser Entwurf soll je nach Bedarf angepasst werden

Von Petra Schafflik, Dachau

Genügend Klassenräume, solide Schulausstattung, bedarfsgerechte Betreuungskonzepte: Wie Kinder und Jugendliche künftig an den Grund- und Mittelschulen in Dachau lernen, das will die Stadt jetzt vorausschauend planen. Grundlage ist ein Schulentwicklungsplan, den der Familien- und Sozialausschuss des Stadtrats am Dienstag einstimmig verabschiedete.

Das Konzept gibt für die Schulen Ziele plus Zeithorizonte vor. So sollen Ganztagsangebote an Grundschulen entstehen, die Mittelschule Ost will sich für Inklusion engagieren, in Süd wird ein Schulprofil "Sport" angestrebt. Wichtige Erkenntnis des Schulentwicklungsplans: Ein Schulneubau wird vorerst nicht benötigt und die Überlegungen für eine Turnhalle an der Klosterschule werden ad acta gelegt. Nicht mehr als Schulhaus genutzt wird das Gebäude der Ludwig-Thoma-Mittelschule, die 2016 aufgelöst wird. Wer dort einzieht, ist derzeit noch offen.

Nachdem die Stadt immer wieder vom akuten Raumbedarf an einzelnen Schulen überrascht wurde, gab es im Stadtrat die Forderung nach einer längerfristig angelegten Planung. Genau diese legt das Schulentwicklungskonzept vor, das Schulleiter-innen, Fachreferentinnen des Stadtrats, Fraktionssprecher und Verwaltung unter Leitung von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) erstellten. Der Plan helfe, "dass wir die notwendigen Baumaßnahmen abbilden können", so der OB. Nun sei klar, wohin und in welchem Zeithorizont sich die Schulen entwickeln wollen, erklärte Schulreferentin Katja Graßl (CSU). "Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann", lobte Christa Keimerl (SPD).

Vor dem Hintergrund der finanziellen Auswirkungen das wohl entscheidendste Ergebnis: Eine weitere, fünfte Grundschule ist in Dachau nicht notwendig. Die Schülerzahlen steigen laut Demografiebericht nur moderat. Nicht überraschend kommt das Fazit, dass der geplante Turnhallen-Neubau an der Klosterschule nicht mehr umgesetzt werden soll. Das Projekt war 2013 beschlossen, dann aber bei den Haushaltsberatungen geschoben worden. Jetzt wird das Vorhaben aufgegeben. Der Grund: Da die Ludwig-Thoma-Mittelschule 2016 aufgelöst wird, gibt es in der dortigen Turnhalle Kapazitäten für die Klosterschule. Doch sollen die Grundschüler künftig per Bus zum Sport fahren, damit nicht zu viel Zeit für den Weg zur Turnhalle vergeudet wird. Auf die feste Zusage des Bustransfers drängte Schulreferentin Graßl. Karin Ernstorfer, Rektorin der Klosterschule, hat Verständnis, dass die Turnhalle nicht gebaut wird. Sie will testen, ob ein Shuttlebus Zeit spart. Vermutlich ja. "Auf dem Rückweg bergauf brauchen die Schüler zu Fuß schon recht lange."

Der Schulentwicklungsplan setzt auch inhaltliche Ziele. So sollen nach dem Willen des Stadtrats alle Schulen ein bedarfsgerechtes Ganztagsangebot bieten. Nachholbedarf haben die vier Grundschulen, an denen es neben Mittagsbetreuung und Hort kein schulisches Angebot gibt. Als erste will die Grundschule Augustenfeld starten, sobald der Schulanbau 2018 bezugsfertig ist. Auch an der Grundschule Ost fehlt der Platz, kann Ganztag erst im geplanten Anbau ab 2019 angeboten werden. Die Klosterschule denkt über eine Ausweitung der Mittagsbetreuung nach, in Süd wird ein Ganztagszweig mangels Räumen nicht vor 2020 eingerichtet. An den Mittelschulen stehen pädagogische Neuausrichtungen der Ganztagsangebote an. Die Mittelschule Ost will sich zur Inklusionsschule entwickeln, nachdem die benachbarte Grundschule dieses Schulprofil umsetzt. Die Mittelschule Süd möchte stärker mit dem ASV Sportverein zusammenarbeiten.

Das Schulentwicklungskonzept gibt der Stadt einen Rahmen vor. Doch ist schon jetzt absehbar, dass Anpassungen notwendig werden. Das Konzept basiert auf dem Demografiebericht. Künftige Schüler, die als Flüchtlinge nach Dachau kommen, sind nicht berücksichtigt. Auch neue pädagogische Vorgaben können Veränderungen erfordern. "Das Konzept wird leben, muss fortgeschrieben und kontrolliert werden", sagte der OB. Alle zwei Jahre, so nimmt es sich der Stadtrat vor, kommt das Konzept zur Überprüfung auf den Tisch.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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