Landwirtschaft:Bauern fürchten neue Düngeverordnung

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Eigentlich haben Dachaus Landwirte ein gutes System, um die Nitratbelastung der Böden gering zu halten: Bauern mit viel Vieh geben ihre Gülle an Bauern mit wenig Vieh ab. So bleibt der Austrag im Gleichgewicht. (Foto: Christian Endt)

Der Dachauer Kreisobmann des Bauernverbandes kritisiert eine weitere Verschärfung der Düngeverordnung. Diese könnte Landwirte im Landkreis Dachau hart treffen.

Von David Holzapfel, Dachau

Bayerns Landwirte kommen zurzeit einfach nicht zur Ruhe. Nachdem das Volksbegehren "Rettet die Bienen" Anfang des Jahres für ordentlich Furore gesorgt hatte, sehen sich viele Bauern nun abermals in die Ecke gedrängt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium plant auf Drängen der EU-Kommission eine neue, strengere Düngeverordnung, die bereits im Mai 2020 bundesweit in Kraft treten könnte.

Ein Teil der Landwirte, vor allem Tierhalter, sehen darin eine existenzbedrohende Gefahr für ihre Betriebe. Anton Kreitmair, der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Dachau, befürchtet gar, dass die Novellierung mehrere Dachauer Landwirte zur Aufgabe ihres Betriebs zwingen könnte.

Dachau liegt laut der Nitrat-Karte des Bundesumweltministeriums aktuell eigentlich im grünen Bereich

Deutschland hat ein Nitrat-Problem. Knapp ein Drittel der Grundwassermessstellen im Bundesgebiet weisen zu hohe Nitratwerte auf, fast vierzig Prozent befinden sich in einem bedenklichen Zustand. Ein Grund dafür ist die massive Überdüngung seitens der Landwirtschaft. Der Boden kann den Stickstoff in der Gülle nicht mehr aufnehmen, und Überschüsse gelangen ins Grundwasser. Überschreitet das Nitrat dort den gesetzlich deklarierten Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter, ist das Trinkwasser gefährlich für Säuglinge, so das Bundesumweltamt.

Dachau liegt laut der Nitrat-Karte des Bundesumweltministeriums aktuell eigentlich im grünen Bereich. Grün eingefärbt sind dort alle Bereiche, die unter dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter liegen. Mit lediglich einem Milligramm pro Liter Trinkwasser sei die Stadt Dachau sogar deutlich entfernt von kritischen Werten, sagt Cornelia Scheyerl, Pressesprecherin der Stadtwerke Dachau.

Auch in Altomünster und Markt Indersdorf liegt der Nitratwert mit 1,0 und 1,68 deutlich unter dem deklarierten Grenzwert, wie auf der Seite der Alto-Gruppe, einem Zweckverband zur Wasserversorgung, zu lesen ist. Die Landwirte aus der Region würde eine Verschärfung der bestehenden Düngeverordnung also eigentlich kaum betreffen.

Kreitmair verweist auf eine Gebietskulissen-Karte für den Landkreis Dachau

Was aber bereitet Kreitmair dann Sorge? Er verweist auf eine Gebietskulissen-Karte für den Landkreis Dachau, erstellt vom Wasserwirtschaftsamt München. Aus der Karte gehe hervor, dass sowohl in Altomünster als auch in Hilgertshausen-Tandern zu hohe Nitratwerte im Grundwasser gemessen worden seien, sagt Kreitmair. Er bezweifelt die Integrität der Datenerhebungen: "Die Daten stehen im klaren Widerspruch zu allen anderen Messungen, niemand konnte mir bis jetzt ihre Echtheit beweisen".

Der BBV-Obmann möchte in den nächsten Tagen eine eigene Pressemitteilung zu dem Thema verfassen. Denn gehe es nach der Gebietskulissen-Karte, könnte die neue Düngeverordnung die mehr als 30 Landwirtschaften in Altomünster und Hilgertshausen-Tandern hart treffen, wie Kreitmair betont.

Die neue Düngeverordnung könnte die mehr als 30 Landwirtschaften in Altomünster und Hilgertshausen-Tandern hart treffen

Große Betriebe, vor allem Tierhalter, stehen häufig vor der Frage, wohin mit dem überschüssigen Dünger. In Dachau sei das aber kein großes Problem, betont der BBV-Obmann: "Zwischen den Landwirten herrscht ein guter Austausch". Betriebe mit vielen Tieren geben ihren überschüssigen Dünger an Höfe mit wenig Tieren und viel Ackerland ab. Gülle sei auch nicht pauschal etwas Schlechtes, sagt Kreitmair und fügt an: "Die Menge macht das Gift".

Landwirte im gesamten Bundesgebiet sehen eine weitere Verschärfung der bestehenden Düngeverordnung kritisch. Bereits 2017 wurden die Regeln strenger gefasst. Doch die Bundesregierung zieht die Zügel erneut straffer an. Der Grund dafür: Die EU-Kommission hat Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte bereits im vergangenen Jahr verklagt und vor dem Europäischen Gerichtshof Recht bekommen. Es geht um hohe Strafzahlungen, wenn die Bundesregierung nicht bald eine überzeugende Düngeregelung vorlegen kann. 857 000 Euro würden dann pro Tag bei Nichteinhaltung der Grenzwerte fällig. Kreisobmann Kreitmair prangert das Verhalten der Bundesregierung an. Zwar sei ihm der Gewässerschutz wichtig. Die Änderungen seien aber zu drastisch und kämen überhastet. Eine zu schnelle Entscheidung gehe auf Kosten der Bauern.

Für die Bundesregierung könnte die Düngeverordnung zum Drahtseilakt werden. Die Bauern pochen auf akzeptable Produktionskosten und einen sicheren Lohn. Die Bürger beharren auf eine intakte Umwelt und sauberes Grundwasser.

© SZ vom 08.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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