Insolvenzbedroht:Drei Anwälte für das Tierheim

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Die Bürgermeister Stefan Kolbe aus Karlsfeld, Marcel Fath aus Petershausen und Richard Reischl aus Hebertshausen sind von der Arbeit der Einrichtung in Dachau überzeugt. Aber die Frage einer besseren Finanzierung bleibt offen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Mehr Geld gibt es für das Tierheim Dachau nach einem Besuch der Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler) aus Petershausen, Richard Reischl aus Hebertshausen und Stefan Kolbe (beide CSU) aus Karlsfeld zwar noch nicht. Dafür aber mehr Sympathie. Die Erwartungen des insolvenzbedrohten Tierheims, dass sie ein Zeichen zur Rettung setzen, sind groß. Am Ende verteilen die Politiker hauptsächlich Lob für die Arbeit und bieten ihre Hilfe an, die laufenden Kosten der Einrichtung zu senken und ihr Image aufzupolieren.

In den vergangenen Wochen waren verschiedene Ideen zur Rettung der Einrichtung laut geworden: So forderten die Grünen im Stadtrat erstmals in 22 Jahren einen festen Zuschuss der Stadt Dachau für das Tierheim. Die Überparteiliche Bürgergemeinschaft will eine Gebühr, welche die Einrichtung entlasten soll. Eine Facebook-Gruppe löste eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft über den Landkreis hinweg aus, die bis heute nicht abebbt. Am Montag nun der Besuch der drei Bürgermeister.

In den vergangenen Wochen waren verschiedene Ideen zur Rettung des Tierheims laut geworden. (Foto: Niels P.Jørgensen)

Mit dabei, der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Woerlein. Er referiert über die prekäre Situation der Tierheime im Freistaat Bayern. Als Mitglied des Ausschusses für Umwelt- und Verbraucherschutz erläutert er, wie gestiegene Tierarztkosten, verschärfte Hygiene- und Quarantänevorschriften, die wachsende Zahl an ausgesetzten Tieren und marode Bausubstanz den Tierheimen finanziell schwer zusetzen. Trotzdem sei die Staatsregierung nicht einmal bereit gewesen, den nur symbolisch zu nennenden Betrag von einer Million Euro für Tierheime im Haushalt einzustellen. "Der Tierschutz ist nur solange eine gute Sache für den Staat, solange er nichts kostet", kritisiert Woerlein.

Auch das Dachauer Tierheim stand Ende August noch kurz vor der Insolvenz und konnte nur durch Privatspenden und die große Hilfsaktion einer Facebook-Gruppe gerettet werden. Die Summe aus Mitgliedsbeiträgen und der gesetzlichen Fundtierpauschale, die von den meisten Kommunen bezahlt wird, reicht nach Angaben der Leitung bei weitem nicht aus. Sylvia Gruber, Vorsitzende des Dachauer Tierschutzvereins, bat deshalb mehrfach öffentlich um einen festen Zuschuss des Landkreises und der 17 Kommunen. Positive Signale seien ausgeblieben.

Sie suchen wollen dem Tierheim helfen: Stefan Kolbe, Tierschutzverein-Leiterin Sylvia Gruber, Richard Reischl, Herbert Woerlein und Marcel Fath (v.l.). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch die Bürgermeister sprechen am Montag nur auf Nachfrage über zusätzliche Zuschüsse. Richard Reischl (CSU) aus Hebertshausen sagt, er müsse sich seine Meinung erst noch bilden. Und Bürgermeistersprecher Stefan Kolbe (CSU) gibt zu Bedenken, dass über freiwillige Leistungen, unter die ein Zuschuss fallen würde, stets im Gemeinderat entschieden werden müsse. Immerhin kündigt er an, dass darüber "im Bürgermeisterkreis weitergehend gesprochen wird. Danach werden wir sehen, welche Wege wir finden". Kolbe und seine zwei Kollegen wollen nach eigenen Angaben erreichen, dass in allen Gemeinden des Landkreises die Fundtierpauschale auf 1,50 Euro pro Bürger erhöht wird.

Zur Abgabe der Fundtierpauschale sind die Kommunen gesetzlich verpflichtet - über die Höhe aber können sie frei entscheiden. Elf von 17 Landkreisgemeinden haben sie inzwischen auf 1,50 Euro gesetzt. Erdweg, Sulzemoos, Schwabhausen und Hilgertshausen-Tandern zahlen bislang nur einen Euro. Schuld daran, so sind sich alle einig, ist auch das schlechte Image des Tierheims. "Es gibt leider von außen ganz viele falsche Tatsachen und Gerüchte, die über das Tierheim erzählt werden", sagt Richard Reischl. Durch den Besuch am Montag habe er nun ein anderes Bild gewonnen. Auch Kolbe bestätigt: "Wir sind der Auffassung, dass hier hervorragende Arbeit geleistet wird. "

Die neu gewonnenen Erkenntnisse wollen sie an Bürger und Bürgermeister kommunizieren. Eine positive Kommunikation bringe am Ende schließlich mehr ehrenamtliche Entlastung und Spenden ein, sagt Marcel Fath. Richard Reischl würde dem Tierheim einen Platz im gemeindlichen Informationsblatt bereitstellen. Fath will anregen, dass andere Kommunen dem Beispiel Petershausen folgen und für Hunde, die aus dem Dachauer Tierheim aufgenommen werden, ein Jahr lang keine Steuer verlangen. Außerdem wollen die drei Bürgermeister bei der Staatsregierung anfragen, weshalb die Fundtierpauschale vom Tierheim versteuert werden muss. Die laufenden Kosten der Einrichtung sollen unter Mithilfe der Bürgermeister gesenkt werden. Die Strom- und Gaskosten, die jährlich 30 000 Euro betragen, sollen, ebenso wie die Müllgebühren, auf den Prüfstand. Die Leiterin des Tierschutzvereins, Sylvia Gruber, spricht von einem "sehr konstruktiven Austausch in angenehmer Atmosphäre". Das große Lob, das die Bürgermeister dem Tierschutzverein ausgesprochen haben, sei ein absolutes Novum. Der Landtagsabgeordnete Herbert Woerlein weist darauf hin, dass das Gespräch nur dann wegweisend sein wird, wenn die drei ihre Bürgermeisterkollegen davon überzeugen können, wie dringend das Tierheim Hilfe benötigt. Er schlägt an Pfingsten 2016 ein weiteres Treffen vor, um festzustellen, was die Bürgermeister erreichen konnten.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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