Dachau:Die autounfreundliche Stadt

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Bauamt stellt Reduzierung der Parkplätze zur Diskussion

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Verkehrsbelastung in der Stadt ist groß und sie nimmt weiter zu. Weil Handlungsbedarf besteht, hat sich der Stadtrat schon 2012 auf ein Leitbild Mobilität und Verkehr verständigt. Unklar ist aber, welche Maßnahmen zuverlässig die Aufenthaltsqualität in der Stadt steigern und den Verkehrsinfarkt verhindern. Als Grundlage für weitere Diskussionen hat das Stadtbauamt jetzt dem Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgestellt, wie sich die Regulierung von Parkplätzen etwa über die Stellplatzsatzung aufs Verkehrsgeschehen auswirkt. Justus Hoffmann vom Stadtbauamt erläuterte, welche Effekte die Reduzierung von Autostellflächen auf den fließenden Verkehr haben könnte. Denn nur wer sein Auto parken könne, fahre auch damit los.

Wenn etwa in einem neu geplanten Wohngebiet wie Augustenfeld per Stellplatzsatzung weniger private Parkplätze gefordert werden, könnte auf derselben Grundstücksfläche mehr Wohnraum entstehen. Sobald die Stadt auch im öffentlichen Straßenraum wenig Parkfläche bereitstellt, werden Verkehr und Emissionen insgesamt abnehmen, die Aufenthaltsqualität steigen, erklärte Hoffmann. Denn wo Bürger ihr Fahrzeug nicht zuverlässig abstellen können, werden sie eher auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad umsteigen. Selbst Quartiersgaragen, wo Autos nicht direkt vor der Haustür, sondern zentral außerhalb von Wohnvierteln geparkt werden, könnten zum Radeln oder Busfahren motivieren. Sobald dagegen viele Parkplätze bereitstünden, nehme der Verkehr zu. Wer gute Aussicht habe, einen -möglichst kostenlosen- Stellplatz zu finden, werde eher das Auto nehmen. Und dann am Ziel kreisen, bis eine Lücke gefunden sei.

Den ruhenden Verkehr ins Blickfeld zu nehmen, sei ein interessanter Ansatz, sagte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD). Ein Umstieg auf Rad oder Bus nutze auch der Geschäftswelt, denn laut Studien geniere der nicht motorisierte Verkehr mehr Kaufkraft. Einige Stadträte machten auf die paradoxe Situation aufmerksam, dass momentan in der Stadt die per Stellplatzsatzung vorgeschriebenen Garagen in den Wohnvierteln oft nicht für Fahrzeuge genutzt würden und Autos auf der Straße geparkt würden. Das funktioniere in Quartieren mit vielen öffentlichen Stellplätzen, bedeute aber "die Sozialisierung einer Last", so Bauamtsleiter Michael Simon. Die CSU sei nicht "für einen Park-Überwachungsstaat stadtweit und auch in Wohngebieten", stellte August Haas (CSU) klar. Auch wehre man sich gegen den Versuch, "die Menschen umerziehen zu wollen." Leider, so Haas, seien im Gremium "die Fronten ideologisch festgefahren".

Tatsächlich werde eine Parkregulierung ohne Überwachung nicht funktionieren, sagte Günter Heinritz (SPD). Wobei der aktuelle Antrag auf Parkraumbewirtschaftung am S-Bahnhof von der CSU komme, erinnerte Sylvia Neumeier (SPD). Die Stadträte wollen nun in den Fraktionen weiter beraten. Für konkrete Maßnahmen erwartet die Stadtverwaltung Vorschläge der Politik.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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