Dachau:Die Angst geht um

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Die Mieter der 322 GBW-Wohnungen befürchten, dass der Verkauf der gemeinnützigen Wohnungen an die Augsburger Immobiliengesellschaft Patrizia schlimme Folgen für sie haben könnte.

Benjamin Emonts

Die ehemaligen GBW-Wohnungen an der Hebertshauser Straße in Dachau sind inzwischen im Besitz der Firma Patrizia. (Foto: © joergensen.com)

In den GBW-Wohnungen in der Stadt Dachau geht die Angst um: Seit Montagnachmittag macht sich nicht nur die alleinerziehende Mutter, die gemeinsam mit ihrer Tochter in der Hermann-Stockmann-Straße lebt, große Sorgen. Von einer Nachbarin hat sie erfahren, dass sie demnächst einen neuen Vermieter vorgesetzt bekommt. Jetzt befürchtet sie, dass die Miete ihrer Wohnung schon bald erhöht werden könnte und sie diese womöglich nicht mehr bezahlen kann. Eine Sorge, die sie mit den Bewohnern der 322 anderen GBW-Wohnungen im Stadtgebiet teilt.

Die Nachricht, die die Mieter besorgt stimmt, verbreitete sich bereits am Montagmittag wie ein Lauffeuer: Die Bayerische Landesbank (BayernLB) hat ihre Immobilientochter GBW mit rund 32 000 Wohnungen - darunter 322 in Dachau - an das Augsburger Immobilienunternehmen "Patrizia" verkauft. Der Eigentümerwechsel löste neben Ängsten auch Kritik aus. Die von der BayernLB und ihrem Nachfolger, der Augsburger "Patrizia", in Aussicht gestellte Sozialcharta soll den Mietern ihre Ängste nehmen, indem sie deren Rechte schützt. Der Haken: Das Entgegenkommen ist zeitlich auf fünf Jahre befristet.

Betroffen von der Übernahme durch das Augsburger Unternehmen sind in Dachau 322 Wohnungen. Viele Wohnungen befinden sich Am Heideweg in Dachau-Süd, in der Neubausiedlung am Kräutergarten in Dachau-Ost oder in der Hermann-Stockmann-Straße.

Einer, der sich beruflich häufig mit den Sorgen und Bedürfnissen von Mietern beschäftigen muss, ist Wolfgang Winter, Vorsitzender des Dachauer Mietervereins. Den Eigentümerwechsel, der sich nun anbahnt, hält Winter zumindest für "bedenklich". Winter hatte in seiner Funktion sowohl mit der GBW als auch schon mit dem jetzigen Eigentümer zu tun: "Ich möchte die "Patrizia" weder in den Himmel loben noch in die Hölle schreien. Die Erfahrungen unserer Mieter sind über die Jahre hinweg durchmischt." Keine Zweifel habe er aber, dass der Mietbestand durch die "Patrizia" mit Sicherheit professionell verwaltet werden wird. Wohltaten sollten sich die Mieter von dem neuen Eigentümer allerdings nicht erwarten, warnt Winter. "Die "Patrizia" ist ein privates Kapitalunternehmen, das auf Gewinn abzielt. Es ist zu befürchten, dass sie nach Ablauf der fünfjährigen Schonfrist alsbald den Kaufpreis wieder reinholen möchte, auf Kosten der Mieter", erklärt der Vorsitzende des Dachauer Mietervereins.

Eine Befürchtung, die auch der SPD-Bundestagskandidat für Dachau und Fürstenfeldbruck, Michael Schrodi, teilt. Dass den Immobilienbestand nun ein privater Investor erworben hat, ist für Schrodi eine Enttäuschung. "Die schwarz-gelbe Landesregierung wollte das Tafelsilber höchstbietend auf dem freien Markt verkaufen, die Leidtragenden werden die Mieter sein", befürchtet der SPD-Politiker. Die Vorstellung, dass die Mieter bei dem Deal unter die Räder kommen könnten, gefällt Klaus Weber, Zweiter Bürgermeister der Stadt Dachau, überhaupt nicht. Weber sagt: "Wir von der Stadt haben in dieser Sache eigentlich keinen Einfluss, selbstverständlich hoffen wir aber, dass unter dem Verkauf nicht die Mieter finanziell leiden müssen, das heißt die Mieterhöhungen im Rahmen bleiben und keine Luxussanierungen gemacht werden." Ein Kauf der Wohnungen durch die Stadt Dachau sei finanziell "bedauerlicherweise" nicht machbar gewesen, sagt Weber. Das habe man vor geraumer Zeit der SPD-Fraktion, die einen entsprechenden Antrag im Stadtrat stellte, schon erklärt.

© SZ vom 10.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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