Dachau:Die Anfänge der Versöhnungskirche

Lesezeit: 1 min

Zeitzeugen berichten über die ersten 30 Jahre der Einrichtung

"Die Andeutung einer Zuflucht" nannte Christian Reger, der erste Pfarrer der evangelischen Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte Dachau das Bauwerk. In einer Broschüre schrieb Christian Reger, der selbst ein Dachau-Überlebender war: "Nachdem der Besucher durch die niederdrückende Öde des ehemaligen Konzentrationslagers gekommen ist, erfährt er ... die Andeutung einer Zuflucht, wenn er schließlich die Stufen erreicht, die zur Kirche hinunterführen." 50 Jahre nach der Einweihung der Versöhnungskirche berichten am Donnerstag, 1. Juni, um 19.30 Uhr Menschen, die diesem Ort verbunden sind und ihn je auf ihre Weise geprägt haben, über ihre Erfahrungen: Eberhard Schulz, der seinen Kollegen und Freund Diakon Herbert Römpp (1967-1969 an der Versöhnungskirche) in Dachau besuchte und später als Religionslehrer über Jahrzehnte die Arbeit im Kuratorium engagiert begleitet und innovative Projekte initiiert hat. Norbert Reck, der Mitte der Achtzigerjahre als Freiwilliger von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste mit den Pfarrern Hans-Ludwig Wagner und Waldemar Pisarski zusammenarbeitete und den seine Zeit in Dachau zum Thema seiner Doktorarbeit über die Bedeutung der Zeugen der Konzentrationslager für die Theologie brachte. Waldemar Pisarski, von 1985 bis 1991 Pfarrer der Versöhnungskirche, der als Rundfunkprediger die Versöhnungskirche ins Bewusstsein der bayerischen Landeskirche brachte, den Auschwitz-Überlebenden Max Mannheimer zum ersten Zeitzeugengespräch einlud und Konflikte in der Stadt Dachau und in der Gedenkstätte nicht scheute. Peter Klentzan, der als Diakon von 1988 bis 1996 an der Versöhnungskirche wirkte und 1993 gemeinsam mit Pfarrer Heiner Bauer, Bettina Korb und anderen die Zuflucht von mehreren hundert Roma aus Ex-Jugoslawien in und um die Versöhnungskirche betreute und in der Folge mit anderen "Wings of Hope" als internationale Hilfsorganisation für durch Krieg und Gewalt traumatisierte Kinder und Jugendliche aufbaute. Bettina Korb, die sich weit über ihre Teilzeitstelle als Bürokraft hinaus engagierte und bis heute als Prädikantin hier Gottesdienste gestaltet.

Im Mittelpunkt stehen bei dem Zeitzeugengespräch die ersten 30 Jahre der Versöhnungskirche von 1967 bis 1996, eine Zeit, in der es in Kirche und Gesellschaft noch starke Widerstände gegen eine kritische Erinnerungsarbeit gab. Es geht aber auch um die Frage, wie diese Zeitzeugen die aktuelle Arbeit an der Versöhnungskirche und in der Gedenkstätte wahrnehmen und was sie ihr für die Zukunft wünschen. Die Versöhnungskirche ist über den Zugang durch das Kloster Karmel, Alte Römerstraße 91, erreichbar.

© SZ vom 31.05.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: