Dachau:"Der Gesetzgeber macht es sich einfach"

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Wenn aggressive Hunde beschlagnahmt werden, landen sie bei Manfred Wagner. Der Tierheim-Chef über den Umgang mit Vierbeinern.

Caroline Ischinger

Lautes Bellen im Hintergrund. Manfred Wagner, Leiter des Dachauer Tierheims, kennt aggressive Hunde. Werden sie vom Landratsamt beschlagnahmt, landen die Tiere in seiner Einrichtung. Er kritisiert die Behörden, welche die Verantwortung für solche Hunde auf die Tierheime abwälzten.

Tierheim-Chef Robert Wagner rechnet in Dachau mit einer hohen Dunkelziffer Kamfhund. (Im Bild: Pitbull) (Foto: AP)

SZ: Herr Wagner, gibt es in Ihrem Tierheim derzeit Kampfhunde?

Robert Wagner: Wir haben im Moment keinen, der auf der bayerischen Liste der Kampfhunde steht. Aber es gibt einen Hund, der als Kampfhund zu bezeichnen ist - nicht durch seine Rasse, aber aufgrund seiner Aggressivität gegenüber Artgenossen und Menschen. Das wurde auch in einem Gutachten festgehalten. Er ist Teil einer Gruppe von Tieren, die vor einiger Zeit beschlagnahmt wurden, weil es Probleme in der Haltung gab. Dazu gehörten auch drei Listenhunde.

SZ: Was ist mit diesen Hunden passiert? Sind die nicht schwer vermittelbar?

Wagner: Wir konnten die Hunde nach Österreich weitergeben, damals war die Gesetzgebung dort noch lockerer. Jetzt wird sie verschärft. Innerhalb Deutschlands ist es ziemlich schwierig, Kampfhunde zu vermitteln. Unser Ziel als Tierheim ist es aber nicht, die Hunde bis zum Lebensende zu halten, sondern sie weiter zu geben.

SZ: Werden Kampfhunde bei Ihnen anders gehalten als der Rest? Gibt es Vorsichtsmaßnahmen zu beachten?

Wagner: Das Tierschutzgesetz verlangt, dass wir alle Hunde gleich betreuen. Für uns ist das aber schon ein Problem. Bis jetzt ist zum Glück nichts passiert, wir haben erfahrene Pfleger. Das könnte aber auch mal anders ausgehen. Der Gesetzgeber und das Landratsamt machen es sich einfach: Sie nehmen den Leuten die Hunde ab, die Verantwortung wird dann an das Tierheim abgegeben - einem privaten Verein, wohlgemerkt.

SZ: Experten schätzen, dass in München an die 100 nicht gemeldete Kampfhunde gehalten werden. Glauben Sie, dass es auch in Dachau eine hohe Dunkelziffer gibt?

Wagner: Ja, da bin ich mir sicher. Ich habe den Eindruck, wenn ich spazieren gehe, dass die Kampfhunde in den Straßen sich wieder häufen. Ich bezweifle, dass die alle ein Gutachten haben. Natürlich weiß man nicht, ob die Halter nur zu Besuch sind. Aber aus den osteuropäischen Ländern kommen einige Listenhunde hierher.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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