Dachau:Der Bubi kriegt die Zofe

Lesezeit: 2 min

Prinzessin Maria sehnt sich nach einem königlichen Kavalier, doch keiner lässt sich blicken. Also lässt sie sich von ihren Hofdamen beraten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Theaterstück über Königskinder mit einer Abstimmung im Publikum

Von Sarah Stemmler

Dachau"Zuerst kommt die Begrüßung, dann das Gespräch, dann der Kuss." Prinzessin Maria (Marija Eppert) probt unter Anleitung der Hofdamen die erste Begegnung mit ihrem Prinzen. So simpel die Verhaltensregeln für das Rendezvous klingen, so schwierig ist das Treffen selbst: Marias Traumprinz wohnt zwar auf der Burg gegenüber, jedoch trennt die beiden ein tiefer Fluss. Prinz Bubi (Leo Fischer) kann nicht schwimmen. Um dieses Problem kreist das Stück "Schwimmen lernen. Kein Spiel für Prinzen" am Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau.

Prinz Bubi geht immer wieder unter, so sehr sich die königliche Leibgarde auch bemüht, den Thronfolger über Wasser zu halten. König Heribert (Lea Söller), der stets auf einem Schemel steht, um seine geringe Körpergröße zu kompensieren, stärkt nicht gerade die Moral seines Sohnes. "Nichts kann der, gar nichts!", wütet er von seinem Sockel aus, während die Königin (Mara Sadlowski) versucht, ihren Sohn zu beruhigen. Trotzdem muss der Prinz zum Schluss allen beweisen, dass er den Fluss durchqueren kann. Eine Reporterin von Royal TV (Lina Ansari) berichtet über das Großereignis und zählt den Countdown.

Wird Prinz Bubi das andere Ufer erreichen oder jämmerlich ertrinken? Das Publikum fiebert mit, ganz mitgerissen von der Spielfreude der jungen Akteure. Man merkt den Schauspielern aus der siebten und achten Jahrgangsstufe deutlich an, dass sie nicht zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Ihre Lehrerin und Regisseurin Helga Eham arbeitet mit den meisten schon seit der fünften Klasse in der Theater AG. Mittlerweile sind sie ein eingespieltes Team.

Das Stück, das auf einer Vorlage von Karl-Heinz Frankl basiert, haben sie gemeinsam ausgewählt und umgeschrieben. Helga Eham schwärmt davon, wie viel Spaß sie dabei hatte, mit ihren Schülern Szenen zu erfinden: "Es sprudelt grad so aus ihnen raus". Diese Energie ist auch bei der Aufführung spürbar, und wenn auch mal das Mikro streikt oder sich eine Textlücke auftut, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Dafür ist das Stück zu unterhaltsam, selbst kleine Gesangs- und Klaviereinlagen hat die Gruppe eingebaut. Ob die Zofe (Vanessa Eicher) mit "Just the way you are" von Bruno Mars ihre Liebe zum Prinzen besingt oder die Leibgarde im Kollegah-Stil verkündet, dass vom Salat der Bizeps schrumpft - das Publikum ist begeistert.

Eine besonders schöne, wenn auch ungewöhnliche Idee ist die Abstimmung am Schluss, bei der die Zuschauer entscheiden dürfen, wie das Stück ausgehen soll. Entweder der Prinz, der es schließlich doch über den Fluss geschafft hat, heiratet Prinzessin Maria, oder aber er erkennt die Liebe seiner Zofe Sophie. Die Sympathien des Publikums liegen klar bei der Hofangestellten. So endet das Stück mit einer nicht standesgemäßen, aber umso romantischeren Liebesgeschichte. Das tragische Volkslied "Es waren zwei Königskinder", das zu Beginn der Aufführung vorgetragen wurde, hätte es nicht vermuten lassen, doch es gibt ein Happy End.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: