"Gutes Papier hört man", sagt Peter Helfer. Ein feines handgeschöpftes Stück Papier hat einen klaren satten Klang, wenn man es in der Luft hin und her bewegt. Das liegt an der inneren Spannung. Das Blatt muss stabil sein und gleichzeitig höchst flexibel. Dass Papier und die vielfältigen Möglichkeiten es zu bedrucken und zu gestalten die Leidenschaft von Willi Beck und Peter Helfer ist, spürt man sofort. Nicht nur an der Haptik der Naturpapiere, die mal dick und flauschig sind wie ein Stück Stoff, ein anderes Mal so fragil und transparent, dass man sie am liebsten nicht anfasst, sondern nur anschaut.
Auch die Gestaltung ist ein wesentlicher Bestandteil eines gelungenen Druckwerkes. Willi Beck, der Buchdrucker und gelernte Schriftsetzer, und Peter Helfer, der Papiermacher, wurden beim Gmund-Wettbewerb "Bester Naturpapierdrucker 2015" in der Kategorie Moderne Drucktechniken mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Am Wettbewerb beteiligten sich rund 260 Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Willi Beck arbeitet in seiner Manufaktur in Dachau noch mit dem Bleisatz, also einzelnen Buchstaben, die gesetzt werden und dann durch die Presse laufen. Er pflegt die Methode des guten alten Buchdruckes mit allen ihren Möglichkeiten. Als ausgebildeter Grafiker beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Gestaltung. Größe, Aussehen und Anordnung der Buchstaben, sowie ihre Farbgebung, können den Inhalt eines Textes verstärken oder ihm sogar eine weitere Bedeutung geben. So kombinierte Willi Beck aus Karl Valentins Zitat "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" in der richtigen Anordnung der Wörter und einzelnen, farbig hervorgehobenen Buchstaben von oben nach unten gelesen das Wort "Freunde". Als Grafiker entwickelt er Logos und Drucksachen von Firmen, gestaltet Bücher, Faltblätter und Karten. Mit seiner Frau Regina hat Willi Beck jetzt ein Kochbuch mit limitierter Auflage herausgegeben. Das Auge isst mit: Gemüse wie Spargel, Lauch und Rettich wurden hauchdünn geschnitten ins Papier gepresst und illustrieren die Rezepte.
Der Papiermacher Peter Helfer arbeitete bis 2007 als Werkführer und Abteilungsleiter in der MD Papierfabrik. Parallel baute er ab 1996 seine eigene Papiermanufaktur in Dachau auf. Er produziert dort handgeschöpfte, im aufwendigen Stahlstich geprägte Papiere, auch diffizile Sicherheitspapiere mit Wasserzeichen und Künstlerpapiere. Letterpress und Prägungen sowie die dazu notwendigen Gravuren werden ebenfalls in der Manufaktur gefertigt. "Alles, was nicht Massenware ist", sagt Peter Helfer. Die Nachfrage nach solchen hochwertigen Papieren steigt seit Jahren. Zu den Kunden der Helferschen Papiermanufaktur zählen zum Beispiel ein französischer Luxuskonzern und eine große deutsche Autofirma.
Den Gmund-Preis erhielten Willi Beck und Peter Helfer für einen schwarzen Bogen Papier, den sie im alten Verfahren des Bleisatzes und Stahlstiches farbig bedruckten. Inhalt ist ein Songtext von Peter Kraus über die unerfüllte Liebe zur "Schwarzen Rose Rosemarie". Illustriert wird der Text mit zarten geprägten Rosen. Die Rose in der oberen rechten Ecke ist rot, leuchtet aber unter UV-Licht blau. Schwarzes Papier in dieser Art und Weise zu bedrucken ist im modernen Offsetdruck kaum möglich. Im traditionellen Buchdruck und Stahlstichverfahren, wie Willi Beck und Peter Helfer es anwenden, ist so ein Effekt nur mit Willi Becks enormer technischer Raffinesse möglich.