Valentinstag:Der Run auf die Rose

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Therese Mogel und Sandra Kleer im Dachauer Blumengeschäft Blütenzauber haben am Valentinstag viel zu tun. (Foto: Toni Heigl)

In Blumenläden herrscht zum Valentinstag Hochbetrieb. Dass manche Blüten sogar aus Ecuador kommen, stört kaum. Dabei gäbe es Alternativen aus Hebertshausen.

Von Greta Kiso, Dachau/Hebertshausen

Jeden Morgen um fünf in der Früh fährt Therese Mogel zum Blumengroßmarkt in München. Die 65-Jährige holt die blühende Ware ab für ihren eigenen Laden, den Dachauer Blütenzauber. Gemeinsam mit ihrer Tochter Sandra Kleer führt sie das Geschäft. Kurz vor dem jährlichen Umsatzhöhepunkt, dem Valentinstag, sind vor allem die Rosen der Verkaufsschlager in dem Laden in der Mittermayerstraße, erzählt Sandra Kleer.

Mutter und Tochter beziehen die Rosen aus Ecuador. "Die Rosen wachsen in 3000 Meter Höhe. Da muss nicht so viel gespritzt werden, weil es weniger Pilze und Insekten gibt", erklärt Sandra Kleer. Außerdem gäbe es dort keine Wasserknappheit. Viele Rosen in deutschen Blumenläden würden in Afrika in sehr trockenen Gegenden angebaut. Obwohl diese Rosen teilweise ein Öko-Siegel haben, hätten sie, sagen die beiden Inhaberinnen, ein besseres Gefühl bei den südamerikanischen Rosen. Der Transportweg aus beiden Herkunftsregionen ist lang. Die Rosen würden für den Transport stark heruntergekühlt und dann mit dem Flugzeug in die Niederlande gebracht. "In Holland werden sie dann erstmal aufgepäppelt", erzählt Therese Mogel. Im Sommer verkauft Blütenzauber auch Blumen aus dem Münchener Raum. Dafür sei der Valentinstag nur etwas zu früh im Jahr. Besonders gerührt sind die beiden immer von jungen Leuten, die ganz schüchtern in den Laden kämen, um das erste Mal eine Rose für ihren Lieblingsmenschen kaufen.

Es müssen nicht immer Rosen sein

"Manchmal ist die Rose auch für die Mama", sagt Sandra Kleer. Inhaberin Therese Mogel findet es trotz der liebevollen Geste schade, dass der Fokus am Valentinstag immer nur auf der Rose liegt. "Es gibt so viele schöne Frühlingsblüher, Ranunkeln, Anemonen, Freesien und Tulpen", zählt die 65-Jährige auf.

In der Gärtnerei Roth in Hebertshausen ist genau diese Haltung das Motto: Es müssen nicht unbedingt Rosen sein. Hier steht nicht die Schnittblume, sondern die Topfblume im Zentrum. Der Anbau von Schnittblumen lohne sich in diesen Breitengraden und bei den hohen Energiekosten nicht mehr, sagt Gärtnerei-Inhaber Georg Roth. Die meisten Schnittblumen für den hauseigenen Blumenladen seien zugekauft. Auch seine ecuadorianischen Rosen würden nach Holland in die größte Blumenversteigerung der Welt eingeflogen, erzählt Roth. Von dort geht es in die Großhandlungen, wo die regionalen Blumenhandlungen ihre Ware kaufen.

Eine Tulpe kostete vor zehn Jahren weniger als die Hälfte

Bei den Blumen im Topf sieht es anders aus. 95 Prozent stammen aus eigenem Anbau der Gärtnerei, erzählt der 45-Jährige, derzeit etwa Primel oder Stiefmütterchen, später im Jahr auch Geranien und Petunien. Die restlichen fünf Prozent der Pflanzen wüchsen in der Region. Die Gärtnerei Roth besteht seit 75 Jahren in Hebertshausen, sie ist ein Familienbetrieb in dritter Generation. Die Pflanzen aus eigenem Anbau werden in die ganze Region verkauft, von Dachau bis Freising. Georg Roth erzählt von einigen Herausforderungen, die ein Betrieb wie seiner heute meistern muss. "Wenn früher jemand seiner Frau jeden Freitag einen Strauß Blumen mitgebracht hat, macht er das heute nur noch jeden zweiten." Das Kaufverhalten der Kundschaft werde allgemein verhaltener, während Personal- und Transportkosten steigen. Derzeit schreibt die Gärtnerei auch eine Stelle für eine Floristin oder einen Floristen auf ihrer Website aus. Dazu hätten sich die Energiekosten für den Betrieb verdoppelt: "Wenn eine einzelne Tulpe vor zehn Jahren 50 Cent gekostet hat, dann kostet die heute 1,20 Euro."

In der Blumenhandlung Dachauer Blütenzauber kann sich Sandra Kleer nicht beklagen, das Geschäft läuft gut, es gibt eine große Stammkundschaft. Allerdings sei der Arbeitsalltag anstrengend und lang, von frühmorgens im Blumengroßhandel bis abends zu Ladenschluss um halb sieben. Im Juli feiert der Blütenzauber sein 25-jähriges Bestehen. Schnittblumen, sagt Kleer, kommen auch nicht aus der Mode - vor allem nicht in dieser Woche. "Der Valentinstag ist ein Männertag und Männer kaufen Sträuße", sagt Therese Mogel mit einem Schmunzeln.

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