Kinderbetreuung in Dachau:Bitte warten

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165 Plätze fehlen in Dachauer Krippen, Kindergärten und Horten. Die Eltern haben zwar ein Recht auf die Betreuung, aber die Stadt kann das Defizit nicht beheben.

Von Petra Schafflik, Dachau

Wieder eine Hiobsbotschaft für Dachauer Eltern: Auch im Herbst gibt es einen massiven Engpass in der Kinderbetreuung. 165 Plätze fehlen in Krippen, Kindergärten und Horten in Dachau. Darüber informierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) die Stadträte im Familien- und Sozialausschuss. Am eklatantesten ist der Mangel wieder bei den Krippen, 69 Familien stehen auf der Warteliste. Auch 33 Kindergartenkinder sind ohne Betreuung, für 63 Schüler gibt es keinen Hort. Obwohl die Kapazität laufend aufgestockt, inzwischen 2299 Mädchen und Jungen in der Stadt betreut werden, kommt der Kita-Ausbau dem steigenden Bedarf nicht hinterher. Hartmann setzt jetzt auf kurzfristig umsetzbare Lösungen. So sollen am Kinderhaus Augustenfeld und die Kita Brummkreisel Um- und Anbauten geplant werden. Ein Konzept wird den Stadträten im Juni vorgestellt.

Jedes Jahr dasselbe Dilemma: Obwohl die Stadt massiv investiert, seit 2010 allein 457 neue Plätze errichtet hat, reicht es nie aus. Das ist auch heuer nicht anders. Bei Krippe und Hort stehe man ein wenig besser da als 2014, betonte der Oberbürgermeister. Dafür fehlen plötzlich wieder Kindergartenplätze. Noch gibt es wenige freie Plätze. Doch wenn in der Villa Kunterbunt im sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Dorf Pellheim sieben Mädchen und Jungen unterkommen können, ist das keine Alternative für Eltern, die kein Auto haben. Und selbst wenn alle Restplätze vergeben sind, werden trotz Rechtsanspruchs 33 Familien ohne Kindergartenplatz für ihre Sprösslinge bleiben.

Der Spielplatz am Kindergarten Brummkreisel in Dachau-Ost soll einem möglichen Anbau weichen. Die Erweiterung könnte Platz für weitere Kinder schaffen. (Foto: Toni Heig)

Wer derzeit keine Zusage einer Krippe hat, kann sich noch um einen von zwölf Plätzen bei einer Tagesmutter in der Stadt kümmern. Doch auch in der Kleinkindbetreuung bleibt definitiv eine Lücke. Und weitere 31 Familien stehen schon auf der Vormerkliste der Krippen für das kommende Jahr. Auch Hortplätze fehlen, nur die Schüler der Klosterschule werden unterkommen. Da der Umbau der Kita Steinlechnerhof abgeschlossen ist, wird der provisorisch in der Ludwig-Thoma-Schule eingerichtete "Ausweich-Hort" einfach weiter genutzt. Doch an den übrigen drei Grundschulen bleiben Kinder unversorgt.

"Nicht besonders toll", nannte die Familienreferentin des Stadtrats, Elisabeth Zimmermann (CSU), diese ernüchternde Bilanz. Auch Zimmermann hält rasche Lösungen für wichtig. Wie den Umbau des Kinderhauses Augustenfeld. Dort kann im Obergeschoss ein offener Lichthof geschlossen werden, so dass Platz für zwei Kita-Gruppen entsteht. Der Aufwand dafür ist deutlich geringer als für einen Neubau. "Es ist wichtig, dass es zügig geht", betonte Zimmermann. Auch ein Anbau an den Kindergarten Brummkreisel in Dachau-Ost könne rasch Platz schaffen, erklärte der OB. Zurückgestellt habe er dagegen die Planungen für einen Hort-Neubau auf dem Gelände der ehemaligen MD-Villa. Vordringlicher seien Kindergartenplätze, weil Eltern einen Rechtsanspruch hätten. Zimmermann regte an, das Hort-Provisorium an der Ludwig-Thoma-Schule zu erweitern, sobald die dortige Mittelschule im kommenden Jahr geschlossen wird. Sinnvoll, weil vorhandene Ressourcen genutzt werden könnten, bekräftigte Hartmann. "Bis klar ist, wie das Schulhaus weiter genutzt wird."

Für einen Teil des Betreuungsdefizits sei der Stadtrat selber verantwortlich, merkte SPD-Stadträtin Christa Keimerl an. Denn die geplante neue Krippe am Otto-Kohlhofer-Weg könnte schon bezugsfertig sein, hätte der Stadtrat das Projekt nicht 2013 zurückgestellt. "Eine fatale Fehlentscheidung." Damals hoffte man auf ein privates Kinderhaus am Bahnhof, "das ist bis jetzt nicht in Sicht".

Geprüft werden soll nun, ob sich Familien unter dem Stichwort Platzsharing nicht Kitaplätze teilen könnten, forderte Anke Drexler (SPD). Bündnis-Stadtrat Michael Eisenmann fragte nach Ganztagszügen an städtischen Grundschulen. "Dann könnten wir einige Hortkapazitäten sparen." Doch kurzfristig bringt das nichts. Alle Grundschulrektorinnen seien bereit, doch fehlte es an Raum, so der OB. Im Juni wird dem Stadtrat ein Maßnahmenpaket vorgestellt.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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