Dachau:Jugendgästehaus muss saniert werden

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Die Sanierungskosten gehen zu Lasten des Bildungsbudgets im Max-Mannheimer-Studienzentrum. Die Stadträte wollen Regressansprüche prüfen lassen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Mäuse, schadhafte Fußböden, eine kaputte Heizung: Die Stadträte machen dafür auch das Kultusministerium verantwortlich.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Beim Bau des Internationalen Jugendgästehauses in Dachau wurde offenbar gepfuscht. Oder zumindest nicht besonders sorgfältig gearbeitet. Jedenfalls muss das im Mai 1998 eröffnete und für seine Architektur ausgezeichnete Gebäude für rund 1,3 Millionen Euro saniert werden. Die Stadt trägt daran einen Anteil von 273 000 Euro. Die Heizung funktioniert nicht, der Seminarpavillon überhitzt im Sommer, im Nebengebäude hat sich Schimmel gebildet, Mäuse fressen sich durch die Wärmedämmung. Die Sanierungsarbeiten gehen zu Lasten des Bildungsprogramms. Die Leiterin des Hauses, Nina Ritz, sagte der SZ, das Budget sei geringer als in allen Jahren zuvor. "Es ist ein richtiger Einschnitt."

SPD-Stadtrat Günter Heinritz, als Zeitgeschichtsreferent zuständig für das Jugendgästehaus, sieht die Schuld beim Freistaat. Im Haupt- und Finanzausschuss sagte er: "Die Verantwortlichen im Kultusministerium haben den Architekten nicht auf die Finger gesehen." Seit der letzten Landtagswahl ist das Sozialministerium für das Haus verantwortlich, es hat für die Geschäftsführung den Bayerischen Jugendring eingesetzt. Er hoffe, dass unter der neuen Führung "nichts mehr verschlampt" werde, sagte Heinritz. Seine Stadtratskollegen drückten es drastischer aus: Sabine Geißler (Bündnis) sprach von einem "preiswürdigen Murks". Der Grüne Thomas Kreß sagte: "Es ist eine Schande, wie dort gebaut wurde." Geißler merkte an, dass bei solchen baulichen Mängeln möglicherweise die Baufirmen belangt werden können. "Wir sollten mögliche Regressansprüche prüfen und in Anspruch nehmen", unterstützte Thomas Kreß.

Probleme mit der Heizung gibt es schon lange

Allein die neue Heizung soll alles in allem 920 000 Euro kosten. Die Probleme mit dem Heizsystem gebe es schon sehr lange, sagt Ritz. Immer wieder gab es Reparaturen und Umbauten, trotzdem fiel sie im Winter immer wieder ganz aus, dann gab es auch kein Warmwasser. Denkbar ungünstig für ein Gästehaus mit rund 23 000 Übernachtungen jährlich. Deshalb wird die Anlage nun herausgerissen und eine vollständig neue inklusive neuer Rohre, Leitungen und Belüftungen eingebaut. Für die Sanierung und Schimmelbeseitigung im Nebengebäude sind 300 000 Euro veranschlagt, für die Sanierung und den Einbau eines Wärmeschutzes für die Sommermonate im Seminarpavillon sind 145 000 Euro angesetzt.

Geplant und erbaut hatte das Haus das Architekturbüro Hierl aus München. Stadtrat Heinritz wirft dem Ministerium vor, damals die Bauarbeiten nicht richtig beaufsichtigt zu haben. Dass damals für die Geschäftsführung im Ministerium kein Mitarbeiter freigestellt wurde, sei "nicht zulässig" gewesen, sagt Heinritz. Geändert wurde das aber erst mit dem Wechsel zum Sozialministerium 2013.

Das Geld zur Instandsetzung fehlt nun im Bildungsbudget

Doch auch die neue Aufsichtskonstruktion sieht Heinritz kritisch. Denn den Betrieb des Hauses hat nun das Jugendherbergswerk übernommen. Es erhält 50 Prozent des Gewinns am Haus - Verluste macht es bereits seit den Anfangsjahren nicht mehr. Noch vor Gewinnaufteilung wurden im vergangenen Jahr jedoch rund 70 000 Euro für einen neuen Heizkessel abgezogen - dieses Geld fehlt im Bildungsbudget. Dabei ist das Jugendgästehaus mit seiner konstanten Auslastung für das Herbergswerk attraktiv. Während andere Jugendherbergen immer seltener Anfragen ganzer Schulklassen bekommen, bleibt diese Zahl in Dachau konstant.

Nina Ritz ist froh, dass der bayerische Jugendring die schon lange nötigen Sanierungen in Angriff nimmt. Jedoch beklagt sie, dass sie mit dem Bildungsangebot des Max-Mannheimer-Studienzentrums ganz am Ende der Ausgabenliste steht. "Wir dürfen nicht am pädagogischen Anteil sparen", bat Heinritz im Ausschuss. Für die Bildung sei das Haus schließlich erbaut worden.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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