Dachau:Bestellt, aber nicht bezahlt

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Fahrräder, Kameras im Wert von bis zu 3500 Euro, Thermomixgeräte. Die Polizei rätselt, warum der Mann die Sachen so lange aufbewahrte. (Foto: Toni Heigl)

Polizei findet bei einem Paketzusteller Waren im Wert von 100 000 Euro

Beamte der Polizeiinspektion Dachau haben Diebesgut im Wert von 100 000 Euro sichergestellt. Die Waren stammten aus Paketen, die bei einem Zustellbetrieb entwendet worden waren. Die Arbeitsgruppe Cybercrime der PI Dachau nahm die Ermittlungen auf, als die Polizei auf das Verschwinden der Pakete aufmerksam gemacht worden war. Die Ermittler machten einen Zusteller aus dem Landkreis Dachau als Tatverdächtigen aus. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung wurden hochwertige Kameras, Elektrogeräte und Fahrräder sichergestellt, größtenteils noch originalverpackt. Unklar ist bislang, was der Mann eigentlich mit den Waren vorhatte. "Es wundert uns, dass wir soviel gefunden haben", sagt Thomas Rauscher, Leiter der Polizeiinspektion Dachau. Normalerweise werde "heiße Ware" schnell weiter verkauft. "Wir mussten ein paar Mal fahren."

Der Tatverdächtige ging immer nach demselben Muster vor. Er bestellte per Nachnahme Waren bei diversen Internet-Anbietern und ließ sie an fiktive Adressen liefern. Da die Pakete logischerweise nicht zugestellt werden konnten, wurden sie in der Zustellfiliale zwischengelagert. Nach Betriebsschluss nahm er sich die Waren mit. Etwa seit dem Frühjahr muss das so gegangen sein, teilt Rauscher mit. Wegen der Menge der Pakete, die täglich bearbeitet wird, habe es eine Weile gedauert, bis der Betrieb etwas bemerkte. Auch dann gehe man ja nicht gleich vom Schlimmsten aus, sagt Rauscher. Die Polizei ermittelt bereits seit mehreren Wochen. Zwar sei schnell klar gewesen, dass es sich um einen "betrieblichen Insider" handeln müsse. Der Betrieb, der sich "im Bereich Dachau" befinde, habe jedoch sehr viele Mitarbeiter.

Die Staatsanwaltschaft München II hat für den Tatverdächtigen, der zwischen 30 und 40 Jahren alt sein soll, keine Untersuchungshaft angeordnet. Er zeige sich bisher "sehr kooperativ" und habe einen festen Wohnsitz. Die Gefahr, dass er sich etwa ins Ausland absetze, werde als gering eingeschätzt. Zudem könne sich der Schaden von jetzt geschätzten 100 000 Euro reduzieren, wenn die Versender ihre Waren zurückerhalten. Die Ermittler müssen den Verlauf der Sendungen zurück verfolgen und die Waren ihren Besitzern zuordnen. Zudem müssen sie klären, ob der Mann die Sachen, wie Rauscher sagt, "nur für sich gesammelt hat oder ob er sie verkaufen wollte".

© SZ vom 19.11.2016 / heu, vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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