Dachau:Baden verboten

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Der Frauenbund in Dachau und die Rolle von Kardinal Faulhaber

Die Kreisheimatpflege erinnert in der Reihe "Gegen das Vergessen" 2016 stellvertretend für viele sozial engagierte Frauen an zwei Vertreterinnen des Katholischen Frauenbundes, die im Alten Friedhof in Dachau ihre letzte Ruhestätte fanden: Anna Hörhammer und Maria Pitzenbauer. Deren Geschichte wird Gästeführerin Anni Härtl an diesem Donnerstag, 10. November, 14 Uhr, erzählen. Eine Zusammenfassung hat Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter geschrieben, in der sie die ehemalige Bedeutung des Frauenbunds als katholisch-soziale Organisation hervorhebt.

Die erste Vorsitzende des Frauenbundes in Dachau war Frau "Emil Hörhammer", Anna Hörhammer (1871-1939), die mit dem Vornamen ihres Ehemannes Emil im Protokoll der Gründungsversammlung aufgeführt ist. Ihr Mann war der erste Geschäftsführer der 1913 gegründeten genossenschaftlich organisierten "Gewerbe- und Landwirtschaftsbank Dachau und Umgebung". Deren Gründung erfolgte in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage der Land- und Stadtbevölkerung und setzte sich als Ziel, die Gewerbevereine und die Landwirtschaft durch günstige Kredite zu unterstützen, also eine "Hilfe zur Selbsthilfe". Die Eheleute Anna und Emil Hörhammer stellten sich jeder auf seine Weise in den Dienst der sozialen Sache. Als am 27. März 1920 Emil Hörhammer an den Folgen eines Schlaganfalls starb, erhielt seine Witwe eine von der Bank bezahlte Rente zur sozialen Absicherung. Anna Hörhammer leitete bis 1926 den Verein, obwohl sie als alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern sicherlich wenig Zeit hatte.

Dann folgte eine Täsur. In der Chronik heißt es dazu: "Die seit 10 Jahren bestehende Organisation der ,Kath. Frauenbund Dachau' wurde unter dem Vorsitz der Frau Hörhammer zur Zufriedenheit aller geführt, bis ein Ereignis eintrat, das die Grundfeste der Organisatorin in seiner Eigenschaft als solche unterwühlte und den Zusammenbruch herbeiführte." Was war geschehen?

Kardinal Faulhaber hatte sich bei der Firmung gegen das gemeinsame Baden beider Geschlechter im Freibad ausgesprochen, das im 1924 errichteten Familienbad ausgeübt wurde. Die Frage, ob dies nun schicklich sei oder nicht, spaltete den Frauenbund. Die konservativen Kreise gewannen die Oberhand, was zur Neuwahl der Vorsitzenden führte.

So wurde 1926 Frau Oberinspektorin Maria Pitzenbauer (1890-1976) gewählt, die sich als neue Vorsitzende den drängenden Aufgaben der 20er Jahre stellte, welche in Dachau durch besondere soziale Härte geprägt waren. Eine hohe Arbeitslosigkeit und Armut sind als die Zeit der "Dachauer Not" (benannt nach einer so betitelten Denkschrift des ersten Bürgermeisters Georg Seufert 1928) in die Stadtgeschichte eingegangen.

Der Frauenbund spielte jährlich Theater und spendete die Erlöse für karitative Zwecke: an Weihnachten erhielten arme Familien Pakete mit Lebensmitteln oder Kleidung. Die Kinderbewahranstalten Dachaus und die ambulante Krankenpflege erhielten Zuwendungen. Im Dezember 1931 wurde eine Nähstube für arbeitslose Frauen und Mädchen gegründet. Nach der Fahnenweihe am 7. Mai 1933 nahmen die Tätigkeiten des Frauenbundes ab, und am 24. Mai 1939 endet die Chronik. Unger-Richter: "Vereine wurden mit wenigen Ausnahmen im Nationalsozialismus verboten oder wurden politischen Verbänden einverleibt." Die Vereinschronik hat die aktuelle Vorsitzende des Frauenbunds, Sophie Nauderer, zur Verfügung gestellt.

Führung durch den Alten Friedhof in Dachau mit Anni Härtl, Donnerstag, 10. November, 14 Uhr.

© SZ vom 10.11.2016 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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