Dachau:Autohaus will Schadenersatz

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Viele Dachauer sind noch immer abgeschnitten vom Telefonnetz. Autohändler Michael Kratzmeier fürchtet Umsatzeinbußen.

Helmut Zeller

- Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist seit Mittwochvormittag wieder online und auch telefonisch zu erreichen - aber noch ist eine ganze Reihe von Geschäftsleuten und Privatkunden vom Netz abgehängt. Schon vor einer Woche trat die Störung im Telekom-Leitungsnetz auf. Am Mittwoch sah sich dann auch die Telekom in der Lage, die Ursache des Blackouts in halb Dachau zu benennen: Auf zwei Baustellen im Stadtgebiet sollen vier Kabel und ein Kabelverteiler bei Bauarbeiten beschädigt worden sein, wie Telekom-Pressesprecher Udo Harbers der Süddeutschen Zeitung mitteilte. Die Kunden bleiben mit ihrem Ärger allein. Auch die Telekommunikations-Anbieter, die sich des Leitungsnetzes der Telekom bedienen, ließen sie im Regen stehen. Unterdessen fordern die Firmen Schadenersatz. Mercedes-Händler Michael Kratzmeier aus Dachau hat am Mittwoch einen Gutachter ins Haus geholt.

Der Experte ermittelt den finanziellen Ausfall des Autohauses Kölbl und Kratzmeier in der Münchner Straße. Und der Schaden dürfte hoch sein: Das Autohaus ist seit Samstag komplett abgeschnitten - vom Hersteller, von allen Datenbeständen, von den Versicherungen. In dem modernen Mittelstandsbetrieb läuft alles elektronisch: Lagersteuerung, Auftragseingänge, Software bei Autoreparaturen. "Wir können zurzeit nur 45 Prozent der Leistung bringen und fahren ein Notprogramm", sagt Kratzmeier. Seinen Humor hat sich der Autohändler noch bewahrt: "Wir können nur von Glück sagen, dass wir keine elektronisch gesteuerten Türen haben, sonst könnten die Kunden nicht mehr rein." Drei Tage muss der Betrieb jetzt reinarbeiten - sofern Internet und Telefon bald wieder funktionieren.

Gar kein Verständnis hat Kratzmeier aber für die Reaktion der Anbieter: Auf versprochene Rückrufe der Telekom wartet er heute noch. "Ich bin sensationell abgeschmettert worden": Bei einem erneuten Anruf am Mittwoch wurde ihm erklärt, er sei doch gar nicht Kunde der Telekom, sondern anderer Anbieter. Die haben die Kunden wiederum auf Probleme der Telekom verwiesen. Im Stadtteil Dachau-Ost waren noch am Mittwoch viele Privatkunden offline und ohne Telefon. In der Dachauer Filiale der Drogerie-Kette Rossmann läuft seit Tagen die Ansage: "Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar. Bitte rufen Sie später an." "Ich fühle mich von der Telekom komplett im Regen stehen gelassen", urteilt Kratzmeier. Aber auch mit ihrem finanziellen Schaden stehen die Betriebe ziemlich allein da. Einen Schadenersatz müssen sie, wie die Bundesnetzagentur in Bonn erläuterte, zivilrechtlich eintreiben. Dabei kommt es natürlich auf den Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter an, von denen keiner eine hundertprozentige Verfügbarkeit von Internet und Telefon garantiert. Dem Telekommunikationsrecht zufolge muss ein Anbieter zwar "unverzüglich" einen Schaden beheben - aber dieses "Unverzüglich" hängt natürlich von den Umständen ab. Telekom-Sprecher Harbers erklärt dazu, dass natürlich nur ihre direkten Kunden Schadenersatz fordern könnten. Das heißt: Die anderen müssen sich mit ihren Anbietern herumschlagen. Die werden ja dann wohl wieder auf Telekom zukommen? "Das wird hinter den Kulissen schon geregelt", meint Harbers.

Am Mittwoch - fast eine Woche nach Beginn der Störung - hatte Telekom die Ursache endlich geklärt: Am Dienstag nannte das Unternehmen auf Anfrage einen Kabelschaden auf einer Baustelle Ecke Schleißheimer/Kufsteiner Straße, der allerdings erst Montag Mittag aufgetreten war. Verursacher sei eine Baufirma, die im Auftrag der Stadt Dachau eine Spülbohrung vornahm und dabei gleich einen ganzen Kabelschacht zerstört habe. Die Telekom werde den Schaden gegenüber den Verursachern geltend machen. Am Mittwoch teilte Harbers mit: "Es gibt tatsächlich zwei unterschiedliche Störungen in Dachau." Im zweiten Fall wurde bei Abbrucharbeiten für einen Neubau in der Augustenfelder Straße ein Kabelverzweiger beschädigt. Beide Schäden sollen, wie Harbers mitteilte, bis Mittwochabend behoben sein.

© SZ vom 25.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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