Dachau:Aussischnoalzen

Die beiden sehen seriös aus: Zwei junge Männer im Sakko stehen auf der kleinen Bühne des Café Gramsci und laden in freundlichster Mundart ihre Zuhörer ein: "Horcht's zu lasst's euch drauf ei, so guat wie olle Songs san jugendfrei." Ein Liederabend ist angekündigt, mit Songs, die von den Popstars dieser Welt ausgeliehen und mit österreichischen Texten verfremdet werden. Doch was so harmlos klingt, hat es in sich. Am Sonntag, 6. Dezember, gastieren Stefan Leonhardsberger aus dem österreichischen Mühlviertel und sein Gitarrist Martin Schmid nach ihrem sensationellen Testlauf im Café Gramsci auf großer Bühne im Ludwig Thoma-Haus. Beginn 19 Uhr. "Wenn man sich Karten für einen österreichischen Liederabend kauft, muss man damit rechnen, dass es irgendwann grindig und schwarz wird", sagt Leonhardsberger. Er beweist aber auch, dass man mit der landestypischen Schwermut allerbeste Laune verbreiten kann. Das Publikum jubelt und lacht Tränen, wenn die beiden Musiker Titeln von Robbie Williams, Sinéad O'Connor, Rihanna oder Bruce Springsteen einen neuen Sinn verleihen und zwischendurch die Geschichte vom Frauenhelden, dem Tanneck, immer weiter erzählen, dessen illegitimer Sohn "da Billi Jean" eben doch "sei Bua is". Einen Liederabend müsse man, so Leonhardsberger und Schmid, auch dazu nutzen, "a politische Botschaft, a Message aussizuschnoalzen".

© SZ vom 03.12.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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