Altbairischer Hoargarten:Aus is und gar is

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Ein herber Verlust für alle Freunde der echten Volksmusik: Nach 30 Jahren fand der Hoargarten des Dachauer Alpenvereins nun zum letzten Mal statt. Die Gründe sind vielfältig.

Von Sonja Siegmund, Dachau

Eine lieb gewonnene Tradition ist für die Freunde echter Volksmusik zu Ende gegangen: Zum letzten Mal hat der Alpenverein zum Altbairischen Hoagartn ins Thoma-Haus eingeladen. An die 30 Jahre hatte die Ortsgruppe Dachau der Sektion Oberland alljährlich dieses Musikantentreffen veranstaltet. Hans Hoffmann, Vorsitzender der Ortsgruppe, betonte bei der Begrüßung, "dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben". Die Gründe für die Aufgabe seien vielfältig: zum einen fehle der Ortsgruppe mittlerweile der traditionelle Hintergrund. Zum anderen habe man die bergsteigerischen Aktivitäten in Ausbildung und Führung erheblich verstärkt. Darüber hinaus verwies Hoffmann auf rückläufige Besucherzahlen, die aus dem stetig wachsenden Angebot an Hoagärten in Stadt und Landkreis resultierten. Auch der Vorsitzende in der Sektion Oberland, Walter Treibl, bedauerte die Aufgabe des volksmusikalischen Engagements und bedankte sich bei Organisatoren und Helfern.

Nichts desto trotz hat Heinz Neumaier, langjähriger Leiter des Alpenverein-Hoagartens, wieder eine abwechslungsreiche Auswahl an Gesangsgruppen und Musikanten getroffen. Fröhliche Lieder und Weisen über die "Lustbarkeiten" des Frühlings wechselten mit humorvoll-hintersinnigen Verserln und G'schichterln.

Als versierten Sprecher und Fachmann für bairische Mundart hatte man wieder einmal Gerhard Holz aus Feldmoching gewonnen. Mit seinen teils selbstverfassten Texten gelang es Holz, Gründer des Fördervereins für Bairische Sprache und Dialekte, das Publikum den ganzen Abend zu unterhalten. Witzig und wortgewandt berichtete der gebürtige Niederbayer mit kräftig-wohlklingender Stimme von altbairischen Traditionen aus Texten der Heimatdichter Georg Queri und Max Dingler. Verschmitzt erzählte er von amüsanten Situationen aus dem alltäglichen Eheleben und den unterschiedlichen Erwartungen von jungen oder älteren Männern an das Frühlingserwachen. Da ist von den Erinnerungen an "d' Liab auf'm Birkenbankerl" die Rede, von "vorg'hausten Hochzeiten", vom Kammertwagen und vom "Progoder" (Hochzeitslader), von Eifersuchtsszenen und notorischen Wirtshaushockern.

Zur Einstimmung der Gäste spielte die Heuweg Musi auf, hier Vater Herbert Köhl und Sohn Philipp. (Foto: Toni Heigl)

Zu den spaßigen Verserln und G'schichten passten die Beiträge der Musik- und Gesangsgruppen, die einen klangvollen Bogen durch die schönste Jahreszeit spannten. Als Einstimmung spielte die Heuweg Musi aus Karlsfeld - Vater Herbert Köhl (Tuba) und die drei Söhne Markus (Gitarre), Felix (Klarinette) und Philipp (Ziach) - frisch und unbekümmert auf. Alpenländische Volksmusik hat auch das junge Gitarrenduo Anna Ossiander und Markus Köhl eingeübt und erstmals öffentlich vorgespielt.

Aufgelockert wurden die instrumentalen Einlagen mit Liedgut rund um den Frühling - mal humorvoll, mal besinnlich. Der Starnberger Dreig'sang, das sind Kreisheimatpfleger Manfred Schulz mit Ehefrau Conny und Schwägerin Irmi Hofer. Mit schönen Stimmen, von der Zither begleitet, besang die Familienmusi die scheene Zeit, "wann de Bachstaudn blüahn". Einen gelungenen Kontrast hierzu bildeten die Starnberger Fischerbuam, "a g'standener Mannerg'sang mit vier jungen Mannsbildern" (O-Ton Gerhard Holz) und bemerkenswert ausgeprägten Singstimmen. Mit Zitherbegleitung präsentierte das Quartett altbairische Lieder, teils mit Jodeleinlagen wie bei "Im Fruahjahr bei da Niada".

Als Fachmann für bairische Mundart und versierter Sprecher gilt Gerhard Holz aus Feldmoching. (Foto: Toni Heigl)

Dass echte Volksmusik auch erhalten und mit großem Engagement gepflegt wird, bewiesen einmal mehr die drei Gruppen mit jungen Musikern und Sängern. Mit herzlichem Applaus und einem Vergelt's Gott verabschiedete das Publikum die Volksmusikanten und die Organisatoren.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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