Altstadt Dachau:Aus der Bahn

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Oberbürgermeister Florian Hartmann entfernte das signalfarbene Band von dem neuen Verkehrsschild neben der Zoohandlung in der Dachauer Altstadt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit Mittwoch dürfen Lastwagen mit einem Gewicht von mehr als 3,5 Tonnen nur noch aus einer Richtung in die Altstadt einfahren.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Das überdimensionale Schild ist weiß, viereckig, und bildet innerhalb eines roten Kreises einen schwarzen Lastwagen ab. Als am Mittwochvormittag, um kurz nach elf Uhr, ein LKW-Fahrer schließlich am Fuße der Altstadt ankommt und auf Höhe der Zoohandlung das Schild sieht, macht er ohne anzuhalten eine Kehrtwende. Bei den Männern, die sich vor dem Schild versammeln, löst das Manöver lautes, triumphierendes Gelächter aus. "Es funktioniert", sagt der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Wenige Sekunden zuvor erst hat der Dachauer OB auf einer Leiter stehend das leuchtfarbene Band entfernt, das als Kreuz über das Schild geklebt war. "Somit gilt's", sagt der Oberbürgermeister und grinst. Das Schild ist somit offiziell enthüllt und hat von nun an Gültigkeit. Es bedeutet: Lastwagen, die schwerer als 3,5 Tonnen sind, dürfen nur noch in einer Richtung die Dachauer Altstadt passieren: von der Konrad-Adenauer- zur Augsburger Straße.

Der Umwelt- und Verkehrsausschuss der Stadt Dachau hatte die neue Einbahnstraßenregelung für Lastwagen bereits am 11. Juli 2015 im Einvernehmen mit der Polizeiinspektion Dachau beschlossen. Der Grund: Zwischen Großfahrzeugen wie Lastwagen und Bussen ist es immer wieder zu Behinderungen und Unfällen in der teils sehr engen Dachauer Altstadt gekommen. Die räumliche Enge führte zu "verbeulten Autos, abgefahrenen Spiegeln, Unfallfluchten und einer generellen Behinderung des Busverkehrs", fasst Karl-Heinz Kellerer, stellvertretender Leiter der Abteilung Verkehr der Polizei Dachau, zusammen. Folglich habe die Polizei die Entscheidung des Stadtrats begrüßt. "Wir hoffen dadurch auf eine Entspannung des Verkehrs in der Altstadt", sagt Kellerer.

Busse, auch schwerer als 3,5 Tonnen, sind allerdings von der Anordnung ausgenommen, wie der Leiter des städtischen Ordnungsamts, Stefan Januschkowetz, betont. "Der Stadtrat wollte die Ringlinie nicht aussperren." Verkehrspolizist Kellerer kündigt Kontrollen in der Altstadt an, um die neue Verkehrsregelung in die Köpfe zu bekommen. Die Fahrer von Lastwagen über 3,5 Tonnen, welche von der Mittermayerstraße in die Altstadt einfahren, müssen 75 Euro Bußgeld bezahlen, sofern nichts Schlimmeres passiert. Etwas billiger wird es für Lastwagenfahrer, die aus einer Seitenstraße entgegen der neuen Einbahnstraßen-Regelung einbiegen. Hier werden zehn Euro fällig.

Die Verkehrsprobleme in der Dachauer Altstadt wurden bereits im Februar diesen Jahres ausgiebig thematisiert, als OB Hartmann die ansässigen Geschäftsleute zu einer Diskussionsrunde ins Rathaus bat. Es ging um die Frage, ob es sinnvoll sei, die Adenauer-Straße und Augsburger Straße vom östlichen bis zum westlichen Ende der Gottesackerstraße zur Einbahnstraße zu machen. Einige Ladenbesitzer in der Altstadt hatten dies gefordert und damit eine Idee belebt, die vor zwölf Jahren schon einmal erprobt worden war. Im Jahr 2003 hatte es von Mai bis November eine Einbahnstraßenregelung in der Altstadt gegeben. Die Polizei fand eine Einbahnstraße sicherer, auch die Verkehrsbetriebe hielten die Regelung für sinnvoll. Trotzdem blieb die Einbahnstraße nicht erhalten. Anwohner und Kunden hatten sich dagegen ausgesprochen, der Stadtrat stimmte für die Beendigung der Probephase.

Die nun in Kraft getretene Lösung ist ein Kompromiss. Der Großteil der lokalen Geschäftsinhaber nämlich lehnte die Einbahnstraßenregelung ab. Apotheker Maximilian Lernbecher hatte während der Probephase im Februar seine Kunden gezählt und war zu dem Schluss gekommen: "Der Umsatz war rückläufig." Andere stellten auch einen Rückgang der Kundschaft fest.

Profitieren von der neuen Regelung dürften in jedem Falle auch die Autofahrer. An engen Stellen, wie etwa am Fußgängerüberweg auf Höhe des Cafés Corso, staute sich häufig der Verkehr, weil sich Busse in Millimeterarbeit an großen Lastwagen vorbeitasten mussten. An einigen Stellen waren Autofahrer gezwungen, so weit an den Straßenrand auszuweichen, dass sie Gefahr liefen, die Spiegel der dort geparkten Autos abzufahren. Nun, ohne große Lastwagen, dürfte etwas mehr Platz in der Dachauer Altstadt sein.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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