Ein leuchtendes Beispiel:Arbeitsmodelle für Chefinnen

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Mit dem Partnerstein ehrt die Frauen-Union die Firma Thorlabs. Das Dachauer Unternehmen setzt sich für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein.

Von Sebastian Jannasch, Dachau

Sie heißen zum Beispiel Simon, Lara und Lionel. Dorothee Jennrich, Geschäftsführerin der Dachauer Firma Thorlabs, hat die Namen von Kindern ihrer Mitarbeiter gleich parat. Denn der Nachwuchs darf schon einmal mit ins Büro kommen, wenn Mitarbeiter partout keinen Betreuer finden. Die Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben hat einen hohen Stellenwert in der Firma, die weltweit Zubehör für Lasertechnologie liefert. Werden Mitarbeiter Eltern, "sind das auch unsere Kinder im Unternehmen", sagt Leiterin Jennrich. Um dieses Engagement für Familienfreundlichkeit zu würdigen, hat die CSU der Firma Thorlabs den Partnerstein verliehen. Mit der Auszeichnung wollen die Kreisverbände der Frauenunion, der Mittelstandsunion und der Arbeitnehmerunion Firmen hervorheben, die sich für ein familiengerechtes Arbeitsleben einsetzen. Den Ehrenpreis übergab Anneliese Kowatsch von der Frauen-Union. Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) hielt die Festrede. Das Thema sei ihr eine Herzensangelegenheit und die Firma Thorlabs ein "leuchtendes Beispiel", an dem sich andere Unternehmen hoffentlich orientieren würden.

Die Hälfte der Mitarbeiter ist weiblich

Seit 2003 sitzt die deutsche Niederlassung der amerikanischen Firma Thorlabs im Landkreis, zunächst in Karlsfeld, nun in Dachau-Ost. Ende 2017 wird das Unternehmen ins Gewerbegebiet nach Bergkirchen ziehen, weil die Firma "aus allen Nähten platzt", wie Leiterin Jennrich sagte. Thorlabs versorgt Forscher und Entwickler aus aller Welt mit Bestandteilen und Messgeräten für die Lasertechnologie, wie sie in der Industrie, der Medizin oder Telekommunikation eingesetzt werden. Trotz des technischen Gewerbes ist etwa die Hälfte der 160 Mitarbeiter weiblich. Auch in Leitungspositionen sind Frauen gut vertreten. Das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Personalpolitik, die auf die Bedürfnisse von Familien ausgerichtet ist.

Dabei folgt die Familienfreundlichkeit nicht nur moralischen Motiven, sondern ist Teil des Geschäftsmodells. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, muss die Firma ihren Kunden einen besonders schnellen und guten Service bieten. "Dafür brauchen wir Mitarbeiter, die die Energie haben, das zu leisten", sagt Jennrich. Die Unternehmerin will deshalb beste Arbeitsbedingungen schaffen. Dazu gehört es, den Angestellten die Möglichkeit zu bieten, den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Beruf, aber auch die Pflege von Angehörigen zu bewältigen. Dafür braucht es individuelle Arbeitsmodelle. Manche Mitarbeiter arbeiten Vollzeit, andere 20, 30 oder 32 Stunden wöchentlich, je nach Bedarf. Wenn Mütter, aber auch Väter in Elternzeit gehen wollen, ist das kein Grund für hochgezogene Augenbrauen, sondern eine Selbstverständlichkeit. Thorlabs will Eltern außerdem mit Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unterstützen. Derzeit gebe es Überlegungen, einen Hort einzurichten. "Dafür bin auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen", sagt die Geschäftsführerin.

Immer noch schwierig, Familie und Job zusammenzubringen

So wie die Firma Thorlabs denken jedoch noch zu wenige Unternehmer, machte Christian Dudyka von der Arbeitnehmerunion deutlich. Er zitierte einer Studie, wonach knapp zwei Drittel der Eltern es schwierig finden, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen. Dynamische Arbeitszeiten und Heimarbeit sind immer noch die Ausnahme in deutschen Betrieben. Dabei sei Familienfreundlichkeit ein wichtiges Argument im Wettbewerb um Fachkräfte. Christine Unzeitig von der Mittelstandsunion ergänzte, Unternehmen müssten ihren Mitarbeitern "Vertrauen und ein Quantum Freiheit" bei der Gestaltung ihres Arbeitsumfeldes zugestehen. Das würde auch das "Wir-Gefühl" stärken und Krankheitsausfälle reduzieren.

In ihrer Festrede ging Landtagspräsidentin Barbara Stamm darauf ein, wie sehr sich das Familienbild in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt habe. Dass auch Väter für ihre Kinder Zeit haben wollen, hätten manche Teil der Gesellschaft "noch nicht kapiert". Nach wie vor sei es schwierig, Familie und Job ohne Hetze und schlechtes Gewissen zusammenzubringen. Umso glücklicher sei sie, dass Unternehmen wie Thorlabs als Vorbild dienen.

Geschäftsführerin Jennrich bedankte sich für die Würdigung. Sie wolle die Auszeichnung als "Ansporn und Energie nutzen". Denn an der besseren Vereinbarkeit von Familienalltag und Berufsleben wollen sie bei Thorlabs weiter arbeiten.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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