Dachau:Analphabeten auf der Schulbank

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Freistaat und Landkreis finanzieren Kurse

Ausreichende Deutschkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für die Integration von Asylsuchenden. Doch viele Flüchtlinge können weder lesen noch schreiben. Das gilt auch für acht bis zehn Prozent der deutschen Bevölkerung, wie eine Studie ergeben hat. Das bayerische Kultusministerium bietet diesen Bürgern sogenannte Alpha-Plus-Kurse an. An diesen Kursen können jetzt auch Flüchtlinge teilnehmen, die bisher Analphabeten waren. Auch die Dachauer Volkshochschule bietet solche Kurse an. Der Freistaat finanziert sie zu 70 Prozent. Die restlichen Kosten übernimmt jetzt der Landkreis. Für die Jahre 2016 und 2017 hat der Kreisausschuss jetzt 25 000 Euro bewilligt. Der Unterricht soll künftig auch in den Gemeinden stattfinden.

Wie die Asylkoordinatorin des Landkreises, Isabell Sittner, erklärte, spielen die Herkunft und der Status der Asylsuchenden für die Teilnahme an den Alpha-Plus-Kursen keine Rolle. Es gehe darum, Flüchtlingen Kenntnisse zu vermitteln, die einen Bezug zu ihrer Lebens- und Arbeitswelt haben. In einem Kurs werden mindestens fünf Personen unterrichtet. Laut Sittner können 60 bis 70 Prozent der Asylbewerber nicht richtig lesen und schreiben. Angesichts der steigenden Asylbewerberzahlen reichen die Räume der Dachauer Volkshochschule für die Schulungen längt nicht mehr aus.

Um an den Kursen teilnehmen zu können, müssen Flüchtlinge aus Unterkünften im Landkreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Dachau fahren. Doch nicht jede Unterkunft ist an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Aus diesem Grund sollen auch Kurse in den Landkreisgemeinden stattfinden. "Die VHS-Niederlassungen im Landkreis kooperieren zu diesem Zweck mit der Dachauer Volkshochschule", sagte Asylkoordinatorin Sittner. Kreisrat Georg Weigl (ÖDP), der dem Indersdorfer Helferkreis angehört, bestätigte dies: "Alle örtlichen Volkshochschulen stehen dahinter."

Aus Sicht von Landrat Stefan Löwl (CSU) ist es wichtig, den Menschen eine Perspektive zu geben. Das Angebot entlaste auch die Mitarbeiter des Dachauer Landratsamtes. "Wir haben die Verpflichtung, mit den Menschen ordentlich umzugehen", sagte CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck. Dabei dürfe der Status der Asylsuchenden keine Rolle spielen. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) hält es für wichtig, die Kurse auch in den Gemeinden anzubieten. "Die Integration muss vor Ort gelingen."

© SZ vom 26.01.2016 / sto - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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