Verkehrspolitik:Alles auf Anfang

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(Foto: N/A)

Landrat Stefan Löwl will die gesamte Verkehrsplanung für den Landkreis neu überdenken.

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Die Debatten um eine Ostumfahrung für Dachau dauern zwar seit Jahren an, aber jetzt bremst sie Landrat Stefan Löwl (CSU) zusätzlich aus. Denn die aktuellen Pläne des staatlichen Straßenbauamts könnten eine völlig neue Sachlage schaffen: Der Freistaat hat beschlossen, den Autobahn-Anschluss Oberschleißheim zu beschleunigen und die Trassen selbst auszubauen. Das würde bedeuten, dass Autofahrer aus dem Landkreis die B 471 zügiger und ohne größere Staus Richtung A 92 und A 99 passieren könnten.

Darauf heben auch die Gutachten und Verkehrszählungen ab, aktuell das für die Stadt Dachau von Gevas Humberg und Partner aus München. Darin heißt es: "Der Ausbau der Anschluss-Stelle Oberschleißheim wurde in der Untersuchung nicht unterstellt." Sollte sie aber kommen, würden völlig neue Fakten geschaffen, da "mehr Verkehr von und nach Süden angezogen" werden könnte. Die Folge: "Es käme zu einer Entlastung der innerstädtischen Nord-Süd-Routen nach Karlsfeld." Und: "Zu einer Attraktivierung der Umfahrungsstraßen, insbesondere für den Verkehr aus dem nördlichen und nordwestlichen Dachauer Umland." Unter diesen Umständen wäre eine Nord-Ost-Umfahrung Dachaus von Schwabhausen an Pellheim vorbei zum Autobahnzubringer B 471 sinnvoll.

Deshalb will Landrat Stefan Löwl (CSU) die gesamten bisherigen Verkehrsplanungen für den Landkreis neu überdenken. Aus diesem Grund startet er am Donnerstag, 23. April, 19 Uhr, mit einer Bürgeranhörung im Wirtshaus am Erdweg, um zu einer Fülle von Daten, Statistiken - und eben Anregungen der Bürger und deren Sachverstand zu gelangen. Und deshalb sagt er für dieses Vorhaben eine "vorurteilslose und ergebnisoffene Untersuchung" zu. In einem ersten Schritt erfolgen Verkehrszählungen, gleichzeitig finden Bürgeranhörungen zu den Erfahrungen im Verkehr statt. Letztlich drehen sich sämtliche Fragen um das Zusammenspiel von öffentlichem und individuellem Verkehr. Um Busse, S-Bahn und um das Auto. Wie viele Straßen braucht es noch? Wenn es gelänge, für die S 2 einen Fünfminutentakt einzurichten, könnte sie pro Tag 3000 Menschen mehr aufnehmen. Der Landkreis plagt sich mit Zahlen herum, wie 45 000 Fahrzeuge täglich auf der B 304 in Karlsfeld.

Trotzdem lautet das Ziel in der Kreispolitik: "Wie bringen wir mehr Menschen weg von der Straße? Deshalb beginnt die Bürgeranhörung des Landkreises mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Erst in einer zweiten folgt die Autodebatte. Dann dürfte es um die bisher bekannten, sehr interpretationsbedürftigen Daten gehen. Der Bund Naturschutz fühlt sich in seiner Kritik beispielsweise einer Ostumfahrung bestätigt, weil auf den gesamten Tag berechnet, es zu einer Entlastung von maximal drei Prozent komme. In dem aktuellen Gutachten der Stadt Dachau heißt es allerdings, dass sich im östlichen Bereich zu den Stoßzeiten der Verkehr um bis zu 70 Prozent, mindestens um 35 Prozent reduzieren würde.

Vor allem muss herausgefunden werden, wie, welche Entlastungen für den Landkreis vorteilhaft sind. Deshalb spricht Löwl von einem System kommunizierender Röhren. Er hält eine Ostumfahrung als Gelenkstück der Verkehrssteuerung für richtig. Aber präjudizieren will er sie nicht: "Die Auswirkungen müssen schon sehr gut sein."

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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