Dachau:600 Gramm Marihuana und viele offene Fragen

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Auf dem Speicher eines Dachauer Hauses stellt die Polizei Drogen sicher. Jetzt muss das Gericht klären, wem sie gehören

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die zwei jungen Münchner, die da nebeneinander auf der Anklagebank des Dachauer Amtsgerichts sitzen, kennen sich angeblich nicht. Mit der Stadt Dachau wollen sie obendrein nichts zu tun haben. Und doch vereint beide ein entscheidendes Problem: Auf dem Speicher eines Dachauer Wohnhauses wurde im Februar 2015 eine große Plastiktüte mit 600 Gramm Marihuana gefunden, auf der ihre Fingerabdrücke sichergestellt wurden. Die Männer müssen sich deshalb nun wegen unerlaubten Besitzes und gemeinschaftlichen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln verantworten. Sie sind vorbestraft. Das Gericht allerdings tappte selbst nach dreieinhalbstündiger Verhandlung im Dunkeln, was die Herkunft des Marihuanas betrifft. Die Verhandlung wird am 22. Juli fortgesetzt.

Selten gab ein Fall dem Vorsitzenden Richter Lukas Neubeck und den Schöffinnen so viele Rätsel auf. In welchem Verhältnis stehen die beiden Männer zueinander und was haben sie mit der erheblichen Menge Gras zu tun? Keine der Fragen konnte das Gericht am ersten Verhandlungstag abschließend klären. Amtsrichter Neubeck kündigte am Ende des Verhandlungstags an, die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck müsse weitere Ermittlungen anstellen, bevor im Juli weiterverhandelt werden könne. Außerdem soll das beschlagnahmte Marihuana dann in Augenschein genommen werden.

Drogen im Gefrierbeutel

Aber von vorne: In einem Speicher in einem Dachauer Wohnhaus fanden zwei Bewohnerinnen des Mehrfamilienhauses im Februar 2015 sieben Gefrierbeutel mit insgesamt 600 Gramm Marihuana. Das Gras befand sich neben Kleidungsstücken, Stiften und Taschen in einem Karton, der einer der Frauen gehörte. Der über den Fund informierte Ehemann einer der Frauen rief die Polizei. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ließ das Verpackungsmaterial auf Fingerabdrücke untersuchen. Ein Sachverständiger des Landeskriminalamts München stellte sechs Fingerspuren sicher. Zwei ergaben Treffer in der Datenbank des Landeskriminalamts.

Demnach hielten ein 23 und ein 25 Jahre alter Münchner die Beutel mit den Drogen zweifelsfrei in ihren Händen. Bei Wohnungsdurchsuchungen fanden die Ermittler bei einem der Männer ein halbes Jahr später fast 30 Gramm Marihuana. Ob es sich dabei um das selbe Cannabis wie aus dem Dachauer Haus handelte, konnte bislang nicht geklärt werden. Auch deshalb will das Gericht die entsprechenden Asservate nun in Augenschein nehmen.

Prozess wird fortgesetzt

Der 23-Jährige, bei dem die Wohnungsdurchsuchung ergebnislos verlief, machte am Dienstagvormittag keine Angaben. Der andere Mann räumte lediglich den Besitz der bei ihm sichergestellten 30 Gramm ein. Unklar blieb, weshalb die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen nicht auch auf die Bewohner des Dachauer Hauses ausweitete. Die Frau, in deren Karton das Marihuana gefunden wurde, hat zwei Töchter, von denen sich eine offensichtlich täglich in dem stets offen stehenden Speicher aufhält. In deren Rucksack, der sich ebenfalls in dem Karton auf dem Speicher befand, wurden Verpackungsmaterial und Feinwaagen sichergestellt. Das Mädchen ist allerdings erst 14 Jahre alt. Bis der Prozess am 22. Juli fortgesetzt wird, sind noch viele Fragen zu klären.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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