Dachau:223 offene Lehrstellen

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IHK macht sich große Sorgen, weil in vielen Berufen bereits jetzt der Nachwuchs fehlt

Von benjamin emonts, Dachau

"Azubis gesucht" steht gut erkennbar auf der Webseite der Dachauer Bäckerei Denk; dazu ein Aushang im Schaufenster der Filiale in der Münchner Straße.

Die Betriebe im Landkreis Dachau haben akute Probleme, Auszubildende zu finden. Das geht aus einem Bericht der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern hervor. Demnach gibt es für die aktuell 223 vakanten Lehrstellen im Landkreis Dachau lediglich 179 Bewerber. Bereits drei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahres ist damit absehbar, dass in den Unternehmen des Landkreises etliche Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. "Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden, es fehlen aber immer häufiger die Bewerber", beklagt Michael Steinbauer, Vorsitzender des IHK-Gremiums Dachau-Fürstenfeldbruck.

Steinbauer geht davon aus, dass sich die rechnerische Lücke noch vergrößert. "Viele Schulabgänger können sich bis September noch für einen anderen Bildungsweg entscheiden, eine Ausbildung in München aufnehmen oder trotz des großen Angebots keinen passenden Ausbildungsplatz finden", sagt er. Die Gründe für die Misere auf dem Ausbildungsmarkt sieht Steinbauer sowohl im "Trend hin zu höheren Schulabschlüssen und Studium" als auch in den "sinkenden Schulabgängerzahlen durch den demografischen Wandel". So sei die Zahl der Abgänger von Haupt- und Mittelschulen in Bayern seit Beginn der Achtzigerjahre bereits um zwei Drittel gesunken. Die Leidtragenden dieser rasanten Entwicklung seien letztlich die Ausbildungsbetriebe.

Besonders betroffen sind dem IHK-Bericht zufolge die Einzelhandelsbetriebe im Landkreis Dachau: Mehr als 50 angehende Einzelhandelskaufleute und Fachverkäufer werden dort noch gesucht. Grundsätzlich aber gehe der Bewerbermangel quer durch alle Branchen: "In Produktion und Fertigung sowie in der Logistik sind jeweils noch um die 40 Ausbildungsplätze zu haben. Auch angehende Kaufleute im Büromanagement werden noch gesucht", so heißt es in dem IHK-Bericht. Vor diesem Hintergrund fordert IHK-Gremiumsvorsitzender Steinbauer die Politik dazu auf, "den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen".

Neben dem Mangel an Auszubildenden weist Steinbauer die Politik außerdem auf Missstände in der Asylpolitik hin. Er fordert die vollständige Umsetzung des "3+2"-Modells für junge Flüchtlinge. Den Vorstellungen der bayerischen IHK zufolge sollen Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrung nicht abgeschoben werden dürfen. Die Forderung betrifft auch etwa 80 jugendliche Asylsuchende, die aktuell an der Berufsschule Dachau sind.

Metzgermeister Peter Braun und viele seiner Kollegen würden deren Hilfe gerne in Anspruch nehmen und jungen Menschen mit Migrationshintergrund eine Ausbildung ermöglichen. Denn Auszubildende suchen die Metzger, wie das Handwerk generell, händeringend. "Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance", weiß auch Peter Steinbauer von der IHK. Letztlich aber scheitere die Einstellung der Asylbewerber in einer Vielzahl der Fälle an mangelnder Planungssicherheit und Bürokratie. "Die Politik muss sich da bewegen", findet Innungsmeister Peter Braun.

© SZ vom 19.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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