"Coole Schule" an der Steinstraße:Zweite Stunde: Sprayen

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Acht Künstler des Graffiti-Vereins "Outer Circle" haben zwei Außenwände in der Außenstelle des Josef-Effner-Gymnasiums gestaltet. Schüler der elften Klasse sollen das Werk nun weiterführen

Von Jana Rick, Dachau

Die Schule ist für die meisten Kinder so etwas wie das zweite Zuhause. Vor allem Ganztagsschüler verbringen dort mehr Zeit als daheim. Dass sich die Schüler des Josef-Effner-Gymnasiums nun noch wohler an ihrer Schule fühlen, dafür hat der Verein "Outer Circle" gesorgt. In der Außenstelle des Gymnasiums in der Steinstraße gestalteten acht Künstler des Dachauer Graffiti-Vereins zwei Außenwände im Schulhof. Mitfinanziert wurde das Projekt vom Landratsamt. Vorher einfach nur grau, jetzt strahlend bunt und freundlich- so schnell kann sich eine Fassade verwandeln. Maßgeblich beteiligt an der Gestaltung waren Adrian Till, Johannes Wirthmüller, David Kammerer und Alto Kottmeir, weitere Mitglieder des Vereins setzten dann noch ihre Akzente.

Die Künstler von "Outer Circle" haben mehrere Motive gesprayt, die sich im Pausenhof zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen. (Foto: Outer Circle)

Insgesamt zwei Wände wurden von den Künstlern gestaltet, die eigentlich fast zehn Meter voneinander getrennt sind. Doch genau das ist das Besondere am Kunstwerk: Es besteht aus mehreren Einzelzeichnungen, die sich dann aber zu einem Gesamtbild ergänzen. "Wie hochgeklappt", beschreibt Karin Kottmeir das Bild. Die Kunstlehrerin des Gymnasiums kümmerte sich während der Sommerferien um die Organisation des Projektes. Sie betont jedoch, dass sie nicht für die künstlerische Betreuung zuständig gewesen sei, sondern lediglich das Hausrecht der Schule vertreten habe. Künstlerisch habe sie die Profis nicht beeinflussen wollen. Für diese war nicht nur die räumliche Trennung ein besonderer Reiz, sondern auch die "spannenden Architektur", wie Adrian Till im Nachhinein erklärt. Der rohe Beton stellte sich für die Graffitikünstler als ungewohnter Untergrund heraus, und auch für die leicht geriffelte Wand der Turnhalle benötigte die Gruppe eine spezielle Grundierung der Farben. Die Farben wurden mit den blauen, weißen und orangefarbenen Bodenlinien des Sportplatzes abgestimmt. Das eingesetzte Grau soll später exakt zu den Farbnuancen der neuen Fassaden passen, wenn die Schule fertig renoviert ist.

Knappe zwei Wochen arbeiteten die acht Sprayer an ihrem Gemälde, doch die Mühe lohnte sich, denn die Überraschung gelang: Nach den Sommerferien staunten die Schüler über ihren neuen, bunten Pausenhof. "Sie haben sich wirklich enorm gefreut", so Kottmeir. Auch Peter Mareis, Schulleiter des Josef-Effner-Gymnasiums, bedankte sich bei den Künstlern, die das Gebäude aufgewertet haben, in das er und seine Kollegen täglich ein- und ausgehen. Die Outer-Circle-Künstler inspirierten aber auch die Schüler, die nun selbst weitere Fassaden gestalten möchten.

Kottmeir plant, mit den jetzigen 11. Klassen nächstes Jahr eine weitere Schräge im Pausenhof zu verschönern. Der Stil der Profis soll dabei aber keinesfalls kopiert werden. Vielmehr soll dann etwas Eigenes entstehen, das aber farblich an das erste Kunstwerk angelehnt sein soll und somit wieder zum Gesamtbild passt.

Die Rückmeldung der Schüler fasst Till in einem Satz zusammen: Der zweite Standpunkt sei jetzt zur "coolen" Schule geworden. Währenddessen war Kottmeir nicht nur vom Ergebnis, sondern vor allem vom Arbeitsprozess der Gruppe beeindruckt; dieser habe sie an eine Sportmannschaft oder an eine Konzertgruppe erinnert: "Jeder hat an seinem eigenen Stück gearbeitet und sich dem Gesamtkonzept untergeordnet und gleichzeitig hat sich trotzdem jeder auf das Werk des anderen bezogen." Diese Koordination habe für sie eine pädagogische Vorbildfunktion. Denn das Kunstwerk zeigt, dass jeder seine eigene Sache machen kann und dass dann in Zusammenarbeit etwas Besonderes entsteht. Auch in diesem Sinne sind die Künstler nun ein Vorbild für die Schüler.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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