Corona und Weihnachten:O Tannenbaumverkauf

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Beim Himmelreicher Christbaummarkt der Familie Hutner wurden in diesem Jahr mehr Bäume vorab reserviert als üblich. Sohn Michi hat deshalb gut eine Woche vor dem Fest beim Fällen der Bäume alle Hände voll zu tun. (Foto: Toni Heigl)

Die Christbaumbauern können sich nicht beschweren: In diesem Jahr kaufen sogar mehr Menschen einen Baum für das nahende Fest. Dass Firmenfeiern und der Glühweinverkauf wegfallen, macht sich trotzdem bemerkbar

Von Daniel Beckord, Dachau / Markt Indersdorf

Die Tradition, sich zum Jahreswechsel eine immergrüne Pflanze in die eigenen vier Wände zu holen, basiert ursprünglich auf der Hoffnung, die eigene Gesundheit zu beschützen und die Lebenskraft zu stärken. Obwohl den Ursprung dieser Tradition nur noch die wenigsten kennen, könnte deren Symbolik 2020 kaum passender sein für den Weihnachtsbaum. Im Jahr des gesundheitlichen Ausnahmezustandes startete der Handel mit den Nadelbäumen, wie gewohnt, Ende November. Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) eröffnete die Saison zwar coronabedingt aus dem Ministerium heraus, trotzdem prognostizierten die Christbaumverkäufer im Landkreis ein gutes Geschäft.

Diese Einschätzung kann unter anderem die Familie Meier, Betreiber des Christbaumstadl Indersdorf, bestätigen. Besonders aufgefallen sei der eifrige und frühe Ansturm auf die Weihnachtsbäume. "Es wurden mehr Christbäume schon vorab reserviert", sagt auch Gisela Hutner, die Verantwortliche des Marktes "Himmelreicher Christbaummarkt" in Neuhimmelreich bei Bergkirchen. Doch auch wenn die meisten Verkäufer einen gestiegenen Bedarf bei Privatpersonen feststellen können, fallen doch auch wichtige und treue Käufer wegen der Corona-Pandemie weg. "Speziell bei unserem Betrieb ist es so, dass wir sehr viele Firmenveranstaltungen machen, und dieser Bereich ist natürlich total weggebrochen", sagt etwa Stefan Spennesberger vom Familienunternehmen Tannenhof Oberweilbach.

Jetzt nach dem dritten Adventswochenende, dem sonst umsatzstärksten Wochenende, fällt die Bilanz für 2020 trotz allem gut aus. Die starke Nachfrage im privaten Bereich konnte die Umsatzeinbußen durch abgesagte Weihnachtsfeiern oder -märkte weitestgehend ausgleichen. Hilfreich ist es auch, dass der Tannenbaumverkauf nicht durch den harten Lockdown, der seit Mittwoch gilt, untersagt wurde. Die Unsicherheit darüber, ob der Verkauf untersagt werden würde, hatte im Vorfeld allerdings für einige Irritationen gesorgt. Die Betreiber begrüßen die Entscheidung, dass ihr Verkauf vom neuerlichen Lockdown nicht betroffen ist, waren sie doch besorgt über einen möglichen großen Ansturm in den letzten Tagen vor dem Lockdown.

Die Christbaumbauern aus dem Landkreis Dachau, die sich im Verband "Bayerische Chirstbaumproduzenten" organisieren, haben vor Verkaufsbeginn ein geeignetes Hygienekonzept erarbeitet und umgesetzt. Es wird nun auch im Zuge weiterer Verschärfungen aktualisiert. Die wichtigste Regel ist wie auch überall sonst die Maskenpflicht. Auch wenn der Verkauf unter freien Himmel und auf einem großflächigen Grund stattfindet, müssen die Kunden Mund und Nase mit einer Maske bedeckt halten. Zusätzlich wurde der Ein- und Ausgangsbereich getrennt und extra ausgeschildert, sodass der direkte Kontakt zwischen einzelnen Kunden unterbunden werden kann. Und statt Glühwein können die Verkäufer ihren Kunden in diesem Jahr nur Desinfektionsmittel anbieten.

Der Verband der Bayerischen Christbaumproduzenten hat ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet, das auch im Landkreis zum Einsatz kommt. (Foto: Toni Heigl)

Einige Christbaumverkäufer wie die Gräfliche von Hundt'sche Forstverwaltung KG mussten besonders viel verändern, um ihr Geschäft an die neue Situation anzupassen. In den normalen Jahren wird auf dem Schlossgelände ein gut besuchter Weihnachtsmarkt organisiert, und die Menschen werden mit Traktoren und Anhängern in den Wald gefahren. Dort angekommen können die Besucher sich ihren Baum aussuchen und selber fällen. Coronabedingt ist daran in diesem Jahr gar nicht zu denken. Die Jagd nach dem perfekten Baum im Wald findet zwar weiterhin statt und die Kunden dürfen auch den Baum selbst fällen, aber nur mit Maske. Die Anhängerfahrten auf dem zehn Hektar großen Gelände finden ebenfalls weiterhin statt, aber mitfahren darf derzeit nur jeweils ein Hausstand. Das Konzept werde zwar von den Kunden gut aufgenommen, versichert Franziska Gräfin von Hundt, gleichwohl seien dieses Jahr ohne Weihnachtsmarkt doch deutlich weniger Menschen aufgebrochen, um ihren eigenen Christbaum zu schlagen.

Auf die Art der Bäume und die Preise hat die Corona-Pandemie übrigens keine Auswirkungen: Die Bäume kosten so viel wie im Vorjahr - pro Meter im Schnitt zwischen 18 und 25 Euro - und die Nordmanntanne erfreut sich immer noch größter Beliebtheit. Selbst die anhaltende Trockenheit gefährdetet nach Aussage der Christbaumbauer die Qualität der tief verwurzelten Pflanzen nicht.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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