Bürgerversammlung in Hebertshausen:Marode Straßen und eine ewige Baustelle

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Die Hebertshausener sind unzufrieden mit dem Zustand vieler Fahrbahnen in der Gemeinde. Doch Rathauschef Richard Reischl vertröstet sie in der Bürgerversammlung. Er will erst abwarten, wie es mit der Straßenausbaubeitragssatzung weitergeht. Aber er hat auch eine gute Nachricht: Der Radweg an der Freisinger Straße soll 2018 fertig werden

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

"Die Besucherzahlen geben uns recht", triumphierte der Hebertshausener Bürgermeister Richard Reischl (CSU). Er begrüßte mehr als 60 Zuhörer zur Bürgerversammlung in der Sportgaststätte. Erstmals findet die Versammlung nicht wie bisher in der oft hektischen Vorweihnachtszeit statt, sondern erst im Januar. Hauptthema war diesmal der Straßenbau. Der schlechte Zustand einiger Fahrbahnen verärgert offenbar viele Hebertshausener. Doch die Finanzierung einer neuen Asphaltdecke mit Unterbau wird keineswegs weniger emotional diskutiert. Deshalb wurde auch die von der Landtags-CSU soeben angekündigte Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung angesprochen. Bürgermeister Reischl blieb skeptisch: "Es wird am Ende nicht das herauskommen, was wir uns jetzt davon versprechen."

Nach der umstrittenen Satzung müssen die Anlieger zahlen, wenn die Straße vor ihrer Haustür grundlegend saniert wird. Gegen diese Zahlpflicht sammeln die Freien Wähler in Bayern derzeit Unterschriften für ein Volksbegehren. Die CSU-Fraktion hat vorige Woche nun die Abschaffung der Regelung beschlossen. Sollte nun auch der Landtag dementsprechend entscheiden, hat das auch Auswirkungen auf Hebertshausen.

Dort wurden zuletzt 2014 Anwohner zur Kasse gebeten. Damals hatte die Gemeinde die Alte Dorf- und Bahnhofstraße runderneuert. Die Gebührenbescheide für dieses Vorhaben sind "alle rechtskräftig", sagte der Rathauschef jetzt, der als Anwohner damals selbst mitzahlen musste. "Für uns kommt diese Diskussion zu spät." Aktuell plane die Gemeinde keine Sanierung, obwohl bei einigen Straßen akuter Handlungsbedarf bestünde. Doch bis klar ist, wie es mit der Straßenausbaubeitragssatzung weiter geht, will der Gemeinderat abwarten. "Massiver Ärger wäre sonst programmiert", fürchtet Reischl.

Dennoch klagte die Deutenhoferin Beate Obermeier über den kläglichen Zustand der Von-Mandl-Straße mit Schlaglöchern, Pfützen und marodem Fahrbahnbelag. "Das wäre definitiv ein Fall für die Satzung", erklärte der Bürgermeister. Eine Sanierung des 400 Meter langen Sträßchens, würde geschätzte 400 000 Euro kosten. 90 Prozent davon, also 360 000 Euro müssten nach derzeitiger Rechtslage die acht oder neun Anlieger bezahlen. "Die Begeisterung wäre wohl nicht groß", fürchtet Reischl. Sollte aber im Herbst klar sein, wie es weitergeht mit der Straßenbaufinanzierung, wird die Gemeinde die Sanierung in Angriff nehmen. Einziges Problem: Ohne Anliegerbeteiligung könnten den Gemeinden die Finanzmittel fehlen. Die von der CSU angekündigte Kompensation sei viel zu niedrig kalkuliert, "da bleibt eine Lücke", sagte Reischl. Die Folgen wären ebenfalls nicht erfreulich: Entweder die Gemeinden sanieren weniger oder sie holen sich zusätzliche Gelder von den Bürgern, "etwa über eine höhere Grundsteuer".

Aber nicht nur einige Ortsstraßen in Hebertshausen sind kaputt. Auch die Staatsstraße, die den Ort durchquert, ist in einem erbärmlichen Zustand, monierte Alfred Winkler. Die Spurrillen seien so tief, dass Fahrzeuge nach Regenfällen enorm hohe Fontänen erzeugten, sagte auch Thomas Schlabitz. "Und die spritzen den Dreck unseren Schulkindern dann mitten ins Gesicht", klagte er. Die Gemeinde habe diese Mängel jedes Jahr aufs Neue beim staatlichen Straßenbauamt beanstandet, so der Bürgermeister. Aber die zuständige Behörde bescheinige der Straße Qualität drei von sechs und schiebe die Sanierung auf die lange Bank. Ein neu im Rathaus eingestellter Baufachmann werde nun "Meter für Meter" die massiven Schäden dokumentieren. Die Gemeinde will dann erneut Druck machen, kündigte der Bürgermeister an.

Auch Falschparker erregen den Unmut einiger Hebertshausener. Seine Einfahrt werde fast täglich blockiert, klagte Günter Rusker. Abgestellte Lastwagen behindern vielfach ebenfalls den Verkehr in Wohnstraßen, ergänzte der Bürgermeister. Weil immer öfter verkehrswidrig geparkt wird, möchte Reischl die Kontrollen mit Unterstützung der kommunalen Verkehrsüberwachung selbst in die Hand nehmen. "Die Polizei kommt da nicht hinterher."

Günter Schäfer ist am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs. Deshalb liegt ihm die Sicherheit der Radfahrer besonders am Herzen. Bei der Bürgerversammlung erkundigte er sich daher eingehend nach dem Terminplan für das letzte Stück Radweg von der Freisinger-Straße nach Dachau. Für die Hebertshausener ist die Baustelle schon zu einem Dauergesprächsthema geworden. Kaum jemand hat das Gefühl, dass es dort weitergeht. Doch die Strecke, für die das staatliche Bauamt zuständig ist, soll voraussichtlich noch heuer fertig werden, informierte Reischl. Die Gemeinde sei da schneller, merkte der Rathauschef noch an: Von Ampermoching nach Ottershausen wurden im vorigen Sommer "vier Kilometer Radweg in vier Monaten gebaut", sagte er.

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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