Bürgerversammlung in Hebertshausen:Eine Gemeinde im Umbau

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Die alte Amperbrücke an der Torstraße wird erneuert, Autos können von März bis Ende 2020 Sportgelände, Jugendzentrum und Waldkindergarten nur über Dachau-Ost oder Ampermoching weiträumig anfahren. (Foto: Toni Heigl)

Überall in Hebertshausen wird derzeit gegraben und gearbeitet. Entsprechend groß ist der Andrang bei der Bürgerversammlung. Dort spricht Bürgermeister Richard Reischl über die Fortschritte bei den zahlreichen Projekten - aber auch über einige ernsthafte Schwierigkeiten

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Das Interesse der Hebertshausener an den jüngsten Entwicklungen ihrer Gemeinde ist enorm. Zur rollenden Bürgerversammlung, bei der Bürgermeister Richard Reischl (CSU) traditionell mit den Teilnehmern im Bus durch den Ort gondelt, mussten in diesem Jahr zwei Fahrzeuge gechartert und der zweite Bürgermeister Martin Gasteiger als "Reiseleiter" noch zusätzlich aktiviert werden, so viele Bürger hatten sich angemeldet. Auch zur klassischen Versammlung am Abend waren 86 Bürger ins Sportheim gekommen. Alle Veranstaltungen, die normalerweise zu Jahresbeginn stattfinden, hat der Bürgermeister in den Advent vorgezogen, um sich aus der heißen Phase des Kommunalwahlkampfs 2020 "herauszuhalten".

Seinen Zuhörern präsentierte der Rathauschef dann einen umfassenden Bericht über Daten, Projekte und Entwicklungen. Und informierte über wichtige Vorhaben, die 2020 anstehen, wie Dorfgemeinschaftshaus Prittlbach, gemeindliches Wohn- und Geschäftshaus in der Dorfmitte, Neubau der Von-Mandl- und Grießlstraße, Ideenwettbewerb zum Gelände der Alten Holzschleiferei und Ärztehaus. Alles weiterhin unter der Ägide von Reischl, der als einziger Bewerber um den Chefsessel im Rathaus, um seine Wiederwahl, nicht bangen muss. Auch bei der Bürgerversammlung sah sich der Bürgermeister nicht mit Gegenwind konfrontiert, vielmehr gab es erst nach ausdrücklicher Ermunterung einige Nachfragen und Anregungen.

Nach dem Zeitplan für den laufenden Glasfaserausbau erkundigte sich Erich Schneider. Tatsächlich verlegt im Ort derzeit das Unternehmen Deutsche Glasfaser Kabel ein leistungsfähiges Glasfasernetz. 400 Anschlüsse werden in Hebertshausen, Deutenhofen, Ampermoching, Unterweilbach und Prittlbach gebaut. Dabei gibt es einigen Ärger, das hatte der Bürgermeister schon in seinem Bericht erklärt. Leitungen würden "irgendwo" verlegt, weil Informationen von der ursprünglichen Auftragsannahme bei der nun ausführenden Firma, einem Subunternehmen, nicht ankämen. Die Bürger sollten beharrlich bleiben, "keiner muss eine Lösung ertragen, die so nicht abgesprochen ist." Auch die Gemeinde hat Ärger, weil immer wieder Versorgungsleitungen beschädigt würden. "Zweimal gab es schon Gasalarm", die Schadensquote sei hoch. Kurzfristig wurde daher für zwei Tage ein Baustopp verfügt. Die Bürger rief Reischl auf, alle Schäden ans Rathaus zu melden. "Bevor nicht alles repariert ist, nehmen wir das nicht ab." Noch sei die Beschwerdequote mit zehn Prozent aber im Rahmen. Auch würden die von Erich Schneider reklamierten Löcher noch vor dem Winter provisorisch geteert, damit der Schneeräumer passieren kann. Trotz des Ärgers in der Bauphase ist Reischl rückblickend froh, dass sich genug Bürger für einen Glasfaseranschluss entschieden haben, die Leitungen jetzt für die Gemeinde kostenfrei verlegt werden. "Ein schnelles Netz wird künftig notwendig werden, für Unternehmen aber auch Privathaushalte."

Wo genau das Ärztehaus entstehen soll, interessierte Matthias Bartke. Nachdem das mit einem privaten Investor geplante Projekt im Dorf gescheitert ist, plant die Gemeinde jetzt in Eigenregie. Ein Standort am Krautgarten ist im Gespräch, so Reischl. Geprüft werde auch, ob das Vorhaben alternativ an der Alten Holzschleiferei in der Nähe des dort angedachten Betreuten Wohnens entstehen könnte. Unabhängig vom Standort: "Ein Apotheker und ein Physioteam haben schon zugesagt", mit Ärzten sei man im Gespräch. In jedem Fall würde sich aber der seit langem im Ort praktizierende Mediziner Manfred Egerer nicht in den Ruhestand verabschieden, bevor das Ärztehaus steht, betonte Reischl und trat damit anderslautenden Gerüchten entgegen.

Zu tief in der Fahrbahn liegende Gullydeckel an der Durchgangsstraße, Pfützen und Nässeschäden am Gartenzaun monierte Sabine Gerhard. Tatsächlich gebe es einen 250-seitigen Schadensbericht zur Münchner- / Freisinger Straße, für deren Unterhalt der Freistaat zuständig ist. "Ausbesserungen im vorigen Jahr haben den Zustand eher verschlechtert", beklagte Reischl. Abhilfe schaffen würde aus seiner Sicht nur ein Abfräsen der gesamten Fahrbahn plus Flüsterasphaltdecke, doch das staatliche Bauamt zögere. "Richtig weiter kommen wir nicht".

Ein anderes Verkehrsprojekt wird im kommenden Jahr umgesetzt und dabei wohl die Geduld der Bürger auf die Probe stellen: Die alte Amperbrücke an der Torstraße wird erneuert, Autos können von März bis Ende 2020 Sportgelände, Jugendzentrum und Waldkindergarten nur über Dachau-Ost oder Ampermoching weiträumig anfahren. Dafür bat Reischl um Verständnis. Für Fußgänger und Radler wird ein direkter Weg über den Fluss angelegt, der übers Gelände der ehemaligen Kartonagenfabrik und das Wasserkraftwerk führt. Die von den Bürgern im integrierten städtebaulichen Konzept gewünschte fußläufige Erschließung der Naherholungsgebiete, nach der Markus Plitt fragte, werde dieses Provisorium definitiv nicht leisten. Erst mit einer Überplanung des Fabrikgeländes könnte so ein Weg entstehen. Das, sagte Reischl, "ist ein langfristiges Ziel".

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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