Bürgerehrung in Markt Indersdorf:Zum Wohle der Gemeinschaft

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"Die Geehrten tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, damit unsere Marktgemeinde liebens- und lebenswert ist", sagt Bürgermeister Franz Obesser. (Foto: Toni Heigl)

Fünf Bürgerinnen und Bürger werden für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Seit mehr als 30 Jahren ruft Jakob Scheib die Gläubigen zum Gottesdienst. Er läutet die Glocken in der Kirche Lanzenried noch per Hand. Und er kann so manche Anekdote erzählen. Einmal kam der Pfarrer eine Stunde zu spät zum Gottesdienst, weil er die Umstellung auf die Sommerzeit vergessen hatte. "Ich hab' dann zu ihm gesagt, dass die Kirchenbesucher schon gebetet haben und er nur noch predigen muss", sagt Scheib schmunzelnd. Der 69-Jährige ist in der evangelischen Kirchengemeinde Kemmoden-Petershausen eine feste Größe. Von 1982 bis 1994 war er dort Kirchenvorstand. Zudem ist er in vielen Ainhofener Vereinen aktiv, auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Mehr als 30 Jahre lang war er zweiter Kommandant und stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehrvereins.

Scheib ist einer der fünf Bürgerinnen und Bürger, die heuer von der Gemeinde für ihr außergewöhnliches Engagement geehrt worden sind. Die Messlatte für diese Ehrung liege sehr hoch, sagte Bürgermeister Franz Obesser (CSU) bei der Auszeichnung, die nun zum vierten Mal im Rathaus vergeben wurde. Ein Auswahlgremium, dem der Bürgermeister und Gemeinderäte angehören, entscheidet darüber, wer sie erhält. Vorschläge reichen die Bürger ein. Die Geehrten haben eines gemeinsam: Sie leisten seit vielen Jahren ehrenamtlich einen Dienst für die Gemeinschaft und sind für andere Menschen da. Das sei umso wichtiger in einer Zeit, in der Kommerz, Bilanzen und das Individuelle in den Mittelpunkt zu rücken scheinen, so Obesser. "Die Geehrten tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, damit unsere Marktgemeinde liebens- und lebenswert ist."

Einen Beitrag dazu leistet auch Margot Baumann, die seit mehr als 20 Jahren den Seniorennachmittag in Niederroth organisiert. Ihre Erfahrung in der Seniorenarbeit bringt die 62-Jährige in den Runden Tisch für Senioren ein. Baumann ist auch in der Nachbarschaftshilfe aktiv und hilft beim Dorf- und Pfarrfest mit. Seit vielen Jahren gehört sie dem Niederrother Pfarrgemeinderat an, in dem sie für die karitative Arbeit zuständig ist. Viele Jahre organisierte sie das Krippenspiel.

Auch Susanne Kersten ist es ein großes Anliegen, Menschen in Not zu helfen. Sie arbeitet im Arbeitskreis Asyl in Markt Indersdorf mit und betreute Anfang der 1990er Jahre Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Kersten ist auch für Patienten im Münchner Herzzentrum da, spendet Trost und erledigt Besorgungen. "Die persönliche Begegnung ist mir sehr wichtig", sagt die 85-Jährige aus Eichhofen. "Die Gespräche geben mir unheimlich viel." Kersten gestaltet den Altennachmittag der evangelischen Kirchengemeinde in Indersdorf mit und nimmt am Runden Tisch für Senioren teil. Auch Natur und Umwelt spielen eine große Rolle in ihrem Leben. Seit 1976 gehört sie dem Beirat des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege sowie dem Verschönerungsverein Indersdorf an. Kersten ist auch im Bund Naturschutz aktiv; sie arbeitet in der Ortsgruppe Indersdorf und im Kreisverband Dachau mit. Ihren 2000 Quadratmeter großen Garten pflegt sie noch immer selbst - trotz ihres Alters. Neulich hat sie ihn umgegraben. "Das steckt mir noch in den Knochen", sagt die leidenschaftliche Gartenliebhaberin.

Naturverbunden ist auch Helga Bilden, die seit 2007 Indersdorfer Ortsvorsitzende des Bund Naturschutz ist. Die 78-Jährige gestaltet die gemeindeeigenen Blühflächen mit und kümmert sich um deren Pflege. Mit ihrem Fachwissen und einer guten Portion Hartnäckigkeit setze sie Projekte und Ideen um und schärfe das Bewusstsein für die Natur, so der Bürgermeister. Bei Bauleitplanungen arbeite sie konstruktiv und sachlich mit. Bilden gehört auch dem Indersdorfer Asylhelferkreis an. "Da bin nicht mehr so aktiv", schränkt sie ein. Das Amt der Ortsvorsitzenden beim Bund Naturschutz will sie nun auch abgeben. "Ich werde aber weiter beratend tätig sein."

"Ich mache so weiter", verspricht Walter Gredinger, der seit 67 Jahren Mitglied im Schützenverein Hirtlbach ist. 21 Jahre lang war er zweiter Schützenmeister. Gredinger arbeitete beim Bau des Schießstands im ehemaligen Gasthaus und beim Umbau des Pfarrstadls mit. Hier ist der Schützenverein heute untergebracht. Als Hausmeister kümmerte er sich um beide Gebäude. Gredinger ist auch in der Kirchengemeinde aktiv. Derzeit beschäftigt er sich mit den Ruhebänken rund um Hirtlbach. Wenn eine Bank an einer ungünstigen Stelle steht, sucht der 86-Jährige einen Platz mit einer besseren Aussicht. Dann wird die Bank renoviert und im Boden befestigt. "Alles auf eigene Kosten", so Obesser.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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