Bürgerbeteiligung gefordert:Bedenken wegen hoher Verdichtung

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Anlieger des Bauprojekts "Am Vogelgarten" kritisieren die Entwicklung von Altomünster

Von Horst Kramer, Altomünster

Das Baugebiet "Am Vogelgarten" östlich des Klosters Altomünster löst wieder Unruhe aus. Bei einem Treffen haben etwa ein Dutzend Anwohner ihre Bedenken gegen das Projekt vorgetragen. Auslöser ist ein neuer Planungsentwurf für das 2600 Quadratmeter große Areal, der im Dezember im Bauausschuss der Marktgemeinde diskutiert wurde und den die Nachbarn als Einstieg in eine künftige weitere Verdichtung interpretieren. Markus Zieglwallner, der zu dem Gespräch eingeladen hatte, sprach von "Salamitaktik".

Der Streit um die Bebauung eines ehemaligen Gärtnerei-Geländes geht mittlerweile ins dritte Jahr. Er schien im Herbst 2018 geschlichtet zu sein, als die Bauherrin, die Volksbank Raiffeisenbank Dachau, ihre Pläne zur Errichtung von 35 Wohneinheiten in Mehrfamiliengebäuden zurückzog und stattdessen einen Entwurf mit zwei Doppelhäusern und einem Sechs-Parteien-Haus vorlegte. Vor sechs Wochen beschäftigte sich der Bauausschuss mit einer neuen Planvariante, die zwei Sechs-Familien-Einheiten sowie ein Doppelhaus vorsahen. Ein weiteres Gebäude hätte auch noch Platz, allerdings erst, wenn das Landratsamt keine emissionsrechtlichen Bedenken wegen einer Stallung auf dem Nachbargrundstück hat.

So weit scheint sich der Fall im Rahmen des Üblichen zu bewegen: Es wird etwas gebaut, die Betroffenen befürchten Beeinträchtigungen. Das Interessante in Sachen "Vogelgarten" ist indes, dass einige der Bürgerinnen und Bürger ins grundsätzliche Grübeln gekommen sind, wie und in welche Richtung sich ihre Heimatgemeinde entwickeln soll. "Es geht nicht nur um dieses Baugebiet, sondern darum, wie die Marktgemeinde prinzipiell mit ihrer Entwicklung umgeht", sagt Zieglwallner. Klaus Diederichs, ebenfalls unmittelbar betroffen, ergänzt: "Dieses Projekt machte mir die Defizite der Rathaus-Planungen bewusst."

Die Anwohner fordern daher nicht nur einen vorläufigen Stopp des Bauprojekts "Vogelgarten", sondern wollen ein umfassendes Bürgerbeteiligungsverfahren zur Zukunft der Marktgemeinde anstoßen. "Woanders geht das doch auch", stellt Lars Vogelsang fest. Er nennt Pfaffenhofen an der Glonn als Beispiel, wo Bürgermeister Helmut Zech (CSU) kürzlich eine Bürgerbeteiligungsrunde zur Entwicklung der Ortsmitte einberufen hatte. Thomas Jocham verweist auf Markt Indersdorf, das sich eine Bevölkerungswachstumsgrenze von einem Prozent jährlich auferlegt hat. In Altomünster herrsche stattdessen "Kleinmeierei", so Peter Etterer, bei der sich das Rathaus "nur am rechtlich Möglichen" orientiere. "Im Rathaus fehlt es an Sachverstand", kritisiert Etterer, und viele Mitstreiter nicken mit dem Kopf.

Die Wortmeldung der Gruppe wenige Wochen vor der Kommunalwahl ist kein Zufall. "Jetzt finden wir am ehesten Gehör", erklärt Zieglwallner. Die Kritik zielt auf Bürgermeister Anton Kerle (CSU). Zieglwallner verweist darauf, dass der FWG-Fraktionsvorsitzende Hubert Güntner schon vor einem Jahr für eine Wiederbelebung des Gemeindeentwicklungsausschusses geworben habe. "Geschehen ist nichts", kritisiert Zieglwallner. Kürzlich hatte er sich mit einem Brief an Landrat Stefan Löwl (CSU) gewandt und um eine Prüfung der Vogelgarten-Planung gebeten. Löwls Vertreter im Amt, Alexander Krug, verwies in seiner Antwort auf die Gesetzeslage und merkte an, dass es in der Marktgemeinde keine städtebaulichen Vorgaben gebe, die den Bauplänen der Volksbank Raiffeisenbank Dachau entgegenstünden. Wasser auf die Mühlen der Kerle-Kritiker.

Zieglwallner meldete sich nach dem Treffen der Anlieger nochmals schriftlich zu Wort. Er mahnt von der Kommune Entwicklungskriterien an, die für eine "Balance zwischen Bebauung und Infrastruktur" sorgen, insbesondere, wenn es um Nachverdichtung geht. Zudem will er den Landrat nach Altomünster zu einem Ortstermin einladen und mit ihm über die Zukunft der Marktgemeinde und des Landkreises diskutieren. Zieglwallner erinnert an eine Aussage Löwls bei der Veranstaltung "Wachstum mit Qualität zwischen Dorf & Metropole" im November 2018. Es sei wichtig, Akzeptanz für das Wachstum des Landkreises zu schaffen, so der Landrat damals, der Schlüssel dazu sei die Kommunikation mit den Bürgern.

© SZ vom 23.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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