Bildung:"Ein Werkzeug für die Jugend"

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Frank-Martin Binder, Geschäftsführer der Firma TechMediaConsult in Dachau, hat die neue App für die Berufsfindung von Schulabgängern entwickelt. (Foto: Privat)

Der Arbeitskreis Schule und Wirtschaft hat eine Smartphone-App entwickelt, die Schulabgänger mit schnellen und aktuellen Informationen zur Berufswahl versorgt. Das Projekt in Dachau ist einzigartig

Interview von Anna-Sophia Lang

Die Berufsmesse Job Dachau geht am Samstag, 25. April, in die nächste Runde. Dann können sich Schüler wieder über Ausbildungsberufe und weiterführende Schulen informieren, ihre Bewerbungsmappe von Experten beurteilen lassen und im Workshop lernen, wie sie sich den Personalchefs von Firmen richtig und überzeugend präsentieren. In Zukunft können die Jugendlichen in all diesen Fragen aber ganz einfach und immer auf dem neuesten Stand bleiben: Mit der Smartphone-App Bildungsnavi Dachau, die am 25. April freigeschaltet wird. Entwickelt hat sie ein Team um den Dachauer Frank-Martin Binder. Den Auftrag gab der Arbeitskreis Schule und Wirtschaft um den Sparkassen-Vorstandschef Hermann Krenn und die Schulamtsleiterin Isolde Stefanski. Die App gibt es kostenlos im App-Store oder unter www.bildungsnavi.de/app.html. Die Süddeutsche Zeitung sprach mit dem Medienexperten Frank-Martin Binder über das Konzept und das Ziel des neuen Projekts.

S Z: Herr Binder, gibt es solche Apps schon in anderen Landkreisen?

Frank-Martin Binder: Die Welt ist groß. Aber unseres Wissens ist es die erste solche App. Wir haben sie jedenfalls ohne ein Vorbild oder Hilfestellung von außen konzipiert. Insofern ist sie durchaus ein Pilotprojekt.

Warum hat sich der Arbeitskreis Schule und Wirtschaft ausgerechnet für eine App entschieden?

Der Trend zu mobilen Plattformen ist ganz stark. Junge Leute nutzen das Internet vor allem auf dem Smartphone. Mit einer App kommt man näher an die Jugendlichen heran. Sie bietet auch interaktive Möglichkeiten, zum Beispiel Videos. Außerdem kann man sie auch nutzen, wenn gerade einmal keine Internetverbindung zur Verfügung steht.

Was für Videos wird es denn auf der App geben?

Hauptsächlich werden Ausbildungsplätze in lokalen Betrieben vorgestellt, darunter KFZ-Mechatroniker, Automobilkauffrau, Schreiner, Bäcker oder Berufe aus dem Fitnessbereich.

Daran haben Jugendliche aus dem Landkreis auch selber mitgearbeitet. Schulamtsleiterin Stefanski sagt, dass die App die Angebote mit der Nachfrage der Jugendlichen verbinden soll. Also können die Jugendlichen mitreden?

Genau. Bereits beim Drehen der Videos waren viele Jugendliche mit Begeisterung dabei. Bei der JOB Dachau 2014 haben wir eine Beta-Version der App vorgestellt und Wünsche und Feedback der Schüler, die wir dort bekommen haben, mit eingearbeitet. Mit der Freischaltung der App wird es eine Facebook-Seite geben, auf der die Jugendlichen ihre Meinung sagen und Verbesserungsvorschläge machen können. Außerdem werden wir zu den Berufsinformationstagen an die Schulen gehen und dort mit den Schülern sprechen. Wir hoffen auch auf die Hilfe der Lehrer.

Also wird die App immer wieder aktualisiert?

Ja, was wir bisher haben, ist kein abgeschlossener Stand. Die App wird kontinuierlich mit neuen Informationen und Videos erweitert.

Was bietet die App sonst noch?

Jede Menge Links und Tipps. Zum Beispiel zu Fachoberschulen, dualer Ausbildung, Studium, Auslandsaufenthalten oder zum Freiwilligen Sozialen Jahr. Es wird auch einen Bereich geben, in dem es um Bewerbung und Praktikum geht, mit Mustern und Videos zum Thema Bewerbungsgespräch. Die App soll alle wichtigen Anlaufstellen für Schüler in der Berufsorientierungsphase zusammenfassen, ob Mittelschüler, Realschüler oder Gymnasiasten. Ein gebündeltes Angebot also.

Ein Angebot aber, das speziell auf den Landkreis zugeschnitten ist?

Wir haben keine Scheuklappen auf. Die Grenzen sind fließend. Was wir zusammengetragen haben, geht auch über den Landkreis hinaus, zum Beispiel bei den Unis. Aber bei den Ausbildungsplätzen und den schulischen Angeboten haben wir einen stärkeren Fokus auf den Landkreis gelegt. Wir wollen auch für die lokalen Ausbildungsberufe werben.

Weil den Betrieben zunehmend die Aus zubildenden fehlen?

Primär soll die App eine Hilfestellung für Jugendliche sein, egal, was sie machen wollen. Wir beobachten aber auch ein gestiegenes Interesse aus der Wirtschaft an der JOB Dachau. Es ist tatsächlich nicht mehr so einfach, Auszubildende zu finden. Das spiegelt sich sicherlich auch in der App wieder.

Nicht nur die Betriebe haben Schwierigkeiten. Es heißt, dass es Jugendlichen heutzutage schwerer fällt als früher, sich für einen Beruf zu entscheiden.

Auf jeden Fall haben wir heutzutage eine ganz große Vielfalt der Berufe, auch in den Ausbildungsberufen. Und das Bildungssystem ist durchlässig, so dass es viele unterschiedliche Wege gibt, nach einem Schulabschluss weiterzumachen. Also würde ich sagen, dass der Orientierungsbedarf bei den Jugendlichen größer geworden ist. Genau dafür gibt es in Dachau bald die Bildungsnavi-App. Wir hoffen, dass sie für viele ein wichtiges Werkzeug in der Berufsfindungsphase wird.

Wie war das bei Ihnen, als Sie sich nach der Schule für einen Beruf entscheiden mussten?

Ich kann mir kaum mehr vorstellen, wie das damals war, so ganz ohne Internet und Smartphones. Der Zeit weine ich nicht nach. Die Bildungsnavi-App hätte ich sicherlich mit Begeisterung genutzt.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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