Viertes Gymnasium:Bittgänge

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Der Landkreis sieht den Bedarf für ein viertes Gymnasium und erwägt, die Stadt München als Partner ins Boot zu holen. Aber das Kultusministerium zögert und stellt selbst eine Forderung.

Von Robert Stocker, Dachau

Der Ausbau des Ganztagsangebots am Josef-Effner-Gymnasium in Dachau ist nicht zwangsläufig ein Schritt in Richtung viertes Gymnasium. "Ein unmittelbarer Zusammenhang ist nicht erkennbar", erklärt das bayerische Kultusministerium auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Vielmehr wartet das Ministerium auf ein neues Gutachten, das die Notwendigkeit eines weiteren Gymnasiums im Landkreis belegt. "Bislang ist ein solches Gutachten nicht vorgelegt worden", teilt das Kultusministerium mit. Der Landkreis arbeitet noch an dem Papier. Nach Auskunft von Wolfgang Reichelt, Medienbeauftragter des Landratsamts, soll das Gutachten spätestens bis Juli fertig sein.

Seit vergangener Woche ist klar, dass das Josef-Effner-Gymnasium seinen gebundenen Ganztagszweig ausbauen kann. Auf Nachfrage des CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath bestätigte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU), dass das Ministerium den Ausbau genehmigt. Derzeit gibt es in der Außenstelle des Josef-Effner-Gymnasiums an der Steinstraße in den Jahrgangsstufen fünf bis acht einen einzügigen gebundenen Ganztagszweig. Vom Schuljahr 2015/2016 an kommt eine weitere Klasse in der neunten Jahrgangsstufe hinzu, vom Schuljahr 2016/2017 an auch in der zehnten Jahrgangsstufe. Damit hat das Gymnasium in Dachau ein durchgängiges Ganztagsangebot für seine schulpflichtigen Schüler.

Der gebundene Ganztagszweig in der Außenstelle des Josef-Effner-Gymnasiums startete mit drei Klassen im Schuljahr 2011/2012. Ursprünglich war nur eine Klasse geplant. Doch die Nachfrage war viel größer: Für die Ganztagsklasse schrieben sich mehr als 80 Schülerinnen und Schüler ein. CSU-Abgeordneter Seidenath ist überzeugt davon, dass die Nachfrage weiter steigen wird: "Auf lange Sicht reicht ein Zug in Dachau nicht aus."

Wegen der steigenden Nachfrage in diesem Bereich plant der Landkreis ein viertes Gymnasium als Ganztagsschule. Im August 2013 stellte der Landkreis beim Kultusministerium einen Antrag für die Genehmigung. Schon im März 2014 führte der damalige Landrat Hansjörg Christmann (CSU) mit den Verantwortlichen des Ministeriums in München ein Gespräch. Ergebnis: Der Landkreis muss ein neues Gutachten zum Bedarf eines vierten Gymnasiums vorlegen. "Bislang ist es dem Staatsministerium nicht vorgelegt worden", erklärt die stellvertretende Pressesprecherin Kathrin Ann Gallitz der SZ. Sobald es da sei, werde es eingehend gewürdigt und in den Entscheidungsprozess eingebunden.

Wie die Pressesprecherin ergänzt, sind für die Gründung eines staatlichen Gymnasiums mehrere Voraussetzungen nötig. So müssen die Schülerzahlen dauerhaft einen mindestens dreizügigen Betrieb gewährleisten. Außerdem kommt eine Neugründung nur dann in Betracht, wenn die umliegenden Schulen eine deutlich überdurchschnittliche Größe haben oder besondere Gründe vorliegen, warum sie keine zusätzlichen Schüler aufnehmen können. Dazu kommt, dass eine neue Schule bestehende Gymnasien nicht in ihrer Substanz beeinträchtigen darf.

Wie Reichelt erklärt, lässt der Landkreis das Gutachten derzeit von einem externen Büro erstellen. "Wir wollen es so schnell wie möglich hinbekommen." Spätestens im Sommer soll es fertig sein. Das Kultusministerium hat immer noch Zweifel am Bedarf eines vierten Gymnasiums. "Das Ministerium rechnet mit den Zahlen des Staatlichen Landesamts für Statistik", erklärt Reichelt die Skepsis des Freistaats. Doch die amtlichen Prognosen zu Bevölkerungswachstum und Schülerzahlen seien von der tatsächlichen Entwicklung immer übertroffen worden.

Nach Auskunft von Reichelt hat der Landkreis mit der Stadt München erste Gespräche über die Gründung eines neuen Gymnasiums geführt, das in Karlsfeld entstehen soll. Durch den Standort an der nördlichen Stadtgrenze wird das Gymnasium auch für Schüler aus dem Münchner Norden interessant. "Vielleicht kann der Landkreis die Schule gemeinsam mit der Landeshauptstadt errichten", sagt Reichelt. "Das erhöht die Chancen für ein viertes Gymnasium."

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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