Bildende und Buchkunst:Opus eines Freigeistes

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Regisseur, Autor und Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler hat eine Unmenge von Filmen, Büchern oder Gedichten publiziert. Anlässlich seines 60. Geburtstages widmet ihm die Sparkasse eine eigene Ausstellung. Auf den Spuren eines heimatliebenden Weltensuchers

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Von "Sie machten Geschichte im Dachauer Land - Kulturhistorische Lebensbilder", erschienen 1990, bis zu "Dachau - Moabit und zurück. Eine Begegnung mit Albrecht Haushofer", erscheint 2020, hat der Regisseur, Autor und Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler eine Unmenge von Hörspielen, Filmen, Büchern, Aufsätzen und Gedichten produziert und publiziert. Nun widmet ihm die Sparkasse Dachau anlässlich seines 60. Geburtstages eine eigene Ausstellung: "Buch und Buchkunst - Dr. Norbert Göttler und seine Künstlerfreunde". Am Mittwoch war Vernissage mit rund 200 Gästen.

200 Menschen kommen zur Vernissage von Norbert Göttlers Ausstellung in der Dachauer Sparkasse. (Foto: Toni Heigl)

Um es gleich vorweg zu sagen: Diese Ausstellung ist eine Fundgrube für Bibliomanen. Göttler hat auf Filme verzichtet und genau die Bücher ausgewählt, die die fast symbiotische Verbindung von Bildender und Buchkunst zeigen. Weil die sorgsame Hängung der Radierungen, Zeichnungen und Gemälde "nicht unbedingt mein Job ist", wie Göttler sagte, haben Malerin Karin Schuff sowie der Grafikdesigner und Musiker Martin Off für die Präsentation gesorgt. Auch das ist Künstlerfreundschaft. Entstanden ist eine Werkschau, die einen Großteil der nicht gerade kleinen Sparkassenhalle füllt und dennoch einen sehr persönlichen, fast intimen Charakter hat.

Der Mann des Abends, Norbert Göttler (rechts), hier im Gespräch mit Manfred Berndt (links) und Wolfgang Offenbeck, hat sich auch über die Landkreisgrenzen hinweg einen Namen gemacht. (Foto: Toni Heigl)

Da sind einmal die kunstvoll, hauptsächlich von Klaus Eberlein, Herbert F. Plahl, Norbert Kiening und Anja Fritzsche, in Dachau besser bekannt als Anja Pitzke, illustrierten Bücher und Miniaturen in Vitrinen mit den korrespondierenden Arbeiten an Stellwänden. Da sind aber auch die wunderbaren bibliophilen Vorzugsausgaben mit Originalarbeiten der Künstler, kleine Kunstwerke für sich, wie beispielsweise die Mappe "Bildgedanken - Gedankenbilder" mit Collagen von Herbert F. Plahl und Gedichten von Göttler oder "Die Mittagsstunde des Pan" mit Göttlers Sicht auf die griechische Mythologie und Illustrationen von Klaus Eberlein.

Die Werke Göttlers behandeln meistens das Heimatthema. (Foto: Toni Heigl)

Das ist jedoch nur eine Seite aus Göttlers Buch der persönlichen Leidenschaften. Eine andere zeigt "Oberbayern jenseits der Klischees", also jenseits von Laptop und Lederhose, oder "Zeitgemäßes Bauen im ländlichen Oberbayern", das Norbert Kiening so beeindruckend fotografiert hat. Diese Auseinandersetzung mit seiner Heimat, mit dem Dachauer Land, mit Geschichte und Zeitgeschichte ist für den in Prittlbach geborenen Göttler eine Lebensaufgabe. Sie reicht von "Die Pfuscherin", einen auch verfilmten Roman über die berühmt-berüchtige Amalie Hohenester und Mariabrunn, über den 2004 erschienenen Roman "Roter Frühling", der die Räterepublik zu einer Zeit thematisierte, als diese in der offiziösen bayrischen Geschichtsschreibung noch fast ein Tabuthema war, bis zu "Dachauer Elegien - Heimat in einer globalisierten Welt" oder "Herbstwindwischpara", auf das ein riesiger Rabe von Hildegard Windholz hinweist. Es ist die erste Lyriksammlung, die Göttler auf Bayrisch geschrieben hat. Sabine Krückl und Martin Off haben die melancholischen, teils bissig-ironischen Gedichte vertont und sind mit Göttler derzeit mit ihrer musikalischen Lesung unterwegs. Gerade ist die CD dazu erschienen.

Bei der Ausstellungseröffnung am Mittwochabend ließen Krückl und Off den Herbstwind mit Empathie und Können durch die Sparkasse fegen. Da ließ es sich ein gut gelaunter Sparkassen-Vorstandvorsitzender Hermann Krenn nicht nehmen, persönlich fürs Merchandising und den CD-Verkauf zu sorgen. Seine amüsierten Zuhörer erfuhren, dass er - nicht ganz ernst gemeint - seine Revisionsabteilung und das hauseigene Controlling beauftragt habe, zu überprüfen, ob die Relation von Göttlers Lebensalter und dessen Werkverzeichnis stimmig sei. Der "finanzmathematische Beweis" bestätige: "Alles richtig, alles wahr" und "mit einer Unmenge an Energie und Kreativität" entstanden. Für Krenn ist Göttler "ein Weltensucher, ein Individualist mit ausgesprochener Liebe zur Heimat". Das war für Bezirkstagspräsident Josef Mederer "eine Liebeserklärung" an einen "Freigeist", dessen Chef er seit sieben Jahren ist. Auch als Bezirksheimatpfleger setze sich Göttler intensiv mit dem Thema Heimat auseinander, die für ihn zu "Heimaten" geworden seien. "Er mahnt und warnt vor rechten Tendenzen", sagte Mederer. Das sei dem "brennenden Interesse an Dachau" geschuldet, sagte Alexander Strathern, Inhaber des Allitera Verlags, bei dem viele Bücher Göttlers erscheinen.

Und Göttler selbst? Er zitierte Karl Valentin: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Und nutzte die Vernissage zu einem unüberhörbaren Appell: "In einer Zeit, in der Hass und Hetze sich verbreiten, müssen alle Kulturschaffenden raus aus ihren Elfenbeintürmen."

"Buch und Buchkunst" ist noch bis Freitag, 22. November, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse am Sparkassenplatz 1 zu sehen. Am Donnerstag, 14. November, gibt es um 18 Uhr eine Führung mit Norbert Göttler durch die Ausstellung.

© SZ vom 08.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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