Bildende Kunst:Kunterbuntes Haimhausen

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Der Kulturkreis feiert 35. Jubiläum mit einer Ausstellung von 23 sehr unterschiedlichen Künstlern

Von Renate Zauscher, Haimhausen

Schon das ganze Jahr über feiert der Kulturkreis Haimhausen sein 35-jähriges Bestehen mit verschiedenen Veranstaltungen. Jetzt steht die bildende Kunst im Mittelpunkt: Am Samstag wurde unter dem Motto "Bunte Kneipe" eine Jubiläumsausstellung eröffnet, an der sich 23 Künstlerinnen und Künstler beteiligen. Der Kulturkreis feiert mit der Schau nicht nur sich selbst, sondern auch Haimhausen als ehemalige Künstlerkolonie und heute noch lebendigen Künstlerort. Darauf wies Marja-Leena Varpio bei ihrer Begrüßung der vielen Vernissage-Gäste hin. Ein Großteil der Künstler lebt in Haimhausen, andere haben hier ihr Atelier.

Den Titel "Bunte Kneipe" haben die Organisatoren, unter ihnen die neue Leiterin des Arbeitskreises Kunst, Karin Jost, mit Bedacht gewählt. Die Vielfalt der Arbeiten, auch die Hängung der Bilder in bunter, ungeordneter Reihenfolge sollen die breite Palette künstlerischer Kreativität in der Gemeinde sichtbar machen. Da sind Arbeiten wie die von Moritz Gruber oder Itzi Stecker, in denen die Kraft leuchtender Farben gefeiert wird, und solche, in denen Farbe nur ganz verhalten, andeutungsweise eine Rolle spielt wie bei Gabriele Heigl. Auf Landschaftsmalerei setzt Mette Therbild etwa mit ihren Hafenszenen, auf monumentale Menschenbilder Corina Toledo.

Toledos Werke zeichnen sich durch ihre Vielfältigkeit aus. (Foto: Toni Heigl)

Ganz abstrakt bleiben Gabriele Middelmanns Arbeiten in Mischtechnik auf Papier, während Eckard Heidenreich oder seine Frau Linda de Santo nah am dargestellten Gegenstand - in einem Fall Fische, im anderen Orangen - bleiben und dabei vor allem die Licht- und Schattenwirkungen im Bild herausarbeiten. Die große Lebendigkeit der mit raschem, kraftvollem Pinselstrich gemalten Bilder von Thomas Neumann mit Titeln wie "Der Biss" packt den Betrachter unvermittelt. Weitgehend abstrakt bleiben dagegen Monotypien von Angela Pilz-Köhler. Mit Zeichnungen ist Anna Gauck vertreten, mit einer "Mother with Fool" betitelten, in Acryl und Lack gearbeiteten Darstellung einer Frau Christian Thomas.

Karin Jost, Katrin Schürmann und Karin Lübbers präsentieren bearbeitete Fotografien mit jeweils unterschiedlichem Ergebnis. Auch eine ganze Familie aus Haimhausen ist dabei: Ursula, Andreas und Tochter Maxi mit Aquarellen - und jeder von ihnen mit ganz eigenem Sujet. Ursula Schröder zeigt durchkomponierte Blumenaquarelle, Maxi Schröder stellt junge Frauen in modisch-frechem Outfit vor und Andreas Schröder lässt die Ortsgeschichte in detailliert ausgearbeitete, mit Bleistifttexten ergänzte Bilder einfließen.

Die Menschenbilder von Corina Toledo beeindrucken die Besucher. (Foto: Toni Heigl)

Während der Herstellungsprozess und das, was sich mit ihm erzeugen lässt, für manche im Vordergrund steht, geht es Dörthe von Haniel um etwas ganz anderes: "Überleben wir?", fragt sie mit einer Collage aus zerbrochenen Spiegelfragmenten und toten Insekten, die sie in der Natur gesammelt hat. Wichtig sind ihre Aussagen auch den Künstlern, die sich mit Plastiken beteiligen. "Verkohlt" hat Irene Horst eine keramische Arbeit genannt, die aus einer schwarzen, von reptilienartigen Händen umfassten Kugel besteht - unsere Erde? Als Kommentar zum Weltgeschehen sind auch Horsts zwei sich ergänzende, an Köpfe erinnernden Kleinplastiken zu verstehen: "Miteinander" hat Horst sie genannt: Ein klarer Appell in Sachen Flüchtlingspolitik.

Wolfgang Sand dagegen will mit seiner "Spring" betitelten Bronzeplastik einer im Absprung befindlichen geflügelten Figur, Mut für den Aufbruch ins Unbekannte machen. Eine zweite Arbeit trägt den Titel "Maria M." und zeigt einen Frauenakt mit weit geöffneten Armen vor dem Kreuz Jesu: Für Sand ein Bild des oft verkannten erotischen Elements in der Geschichte des Christentums.

Die Schau in der Kulturkneipe ist noch bis zum 15. Dezember zu sehen. Zur Finissage gibt es um 11 Uhr einen Frühschoppen, den die Pianistin Jung Bin Kim-Jahn begleitet.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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