Bienen im Schlosspark:Summendes Paradies

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Ein Bienenvolk unter der Lupe: Imker Andreas Heidinger zeigt den Besuchern die Honigwaben. Die Insekten ziehen darin ihren Nachwuchs auf. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im Dachauer Schlosspark gibt es jetzt einen Bienengarten, der einen Einblick in das Leben der Insekten gibt. Ein Lehrpfad informiert auch über die Bedeutung der Tiere

Von Benjamin Emonts und Tabea Bruttel, Dachau

Das laute Summen führt in den naturbelassenen Teil des Dachauer Schlossgartens, in ein eingezäuntes Areal zwischen der Gärtnerei und dem sogenannten Hexenhäusl. Hier also befindet sich der neue Bienengarten mit Lehrpfad, den die Bayerische Schlösserverwaltung im Dachauer Schlosspark eingerichtet hat. Von nun an steht der Bienengarten täglich für Besucher offen. Schulklassen und Kindergartengruppen werden hier auf Anfrage insgesamt fünf Bienenvölker vorgestellt. Imker Andreas Heidinger erzählt, dass in einem Volk mehr als 40 000 Insekten leben.

Ihr Honig schmeckt ganz vorzüglich. Die Ehefrau von Imker Heidinger serviert Butterbrote mit Schlossgarten-Honig und einen Sekt mit selbst gebrautem Schnaps aus Bienenwachs. Wenige Meter weiter stehen die großen Holzboxen, in denen die Tiere leben. Durch kleine Öffnungen können sie jederzeit hineinfliegen. Als Imker Andreas Heidinger eine der Kisten öffnet, kommt eine große Kugel zum Vorschein. Tausende Bienen tummeln sich auf der Kugel. Sie ist ein einziges lebendes Objekt.

Heidinger reicht eine Lupe herum, mit der man die Bienen ganz genau beobachten kann. Dann greift er ruhig und unhektisch an die summende Kugel. Vollkommen angstfrei zieht er bewegliche Holzrähmchen aus der Kugel, im Fachjargon Waben genannt. Es werden Tausende sechseckige Zellen sichtbar. Die Insekten haben sie aus Bienenwachs errichtet, damit sie darin ihre Larven aufziehen und Honig und Pollen lagern können. Die Beobachter dürfen sich das Spektakel einige Minuten ansehen. So bekommen sie eine genaue Vorstellung, wie die Bienen leben.

Die speziellen Kugeln, die den Bienen als Brut- und Überwinterungsraum dienen, haben Heidinger und seine Kollegin Sabine Huber entworfen. Sie erobern inzwischen die ganze Welt. Imker in ganz Europa, in Amerika und in Afrika setzen die neuartige Behausung ein, die sich als geeigneter als die herkömmlichen Magazine herausgestellt hat. Heidinger sagt, dass die Bienen sich darin sehr wohl fühlen. Damit ihre Königin Eier legen kann - bis zu 2000 am Tag - muss es in den Kugeln zwischen 30 und 35 Grad warm sein. Die Bienen müssen die Kugel durch Vibrieren beheizen. Da in einer Kugel die Wärme am besten gespeichert wird, müssen die Bienen weniger schuften und sind nicht so gestresst. Außerdem verhindert die Kugelform, dass sich Kondenswasser bildet, das Schimmel verursachen kann.

Der Dachauer Schlossgarten mit seinen vielen Bäumen und Blumen ist ideal für die Bienen, weil sie hier viele Blüten zum Bestäuben finden. Der Bienengarten soll aber auch aufklären. Entlang des kurzen Lehrpfads, der die Bienenstöcke einkreist, wurden wabenförmige Tafeln aufgestellt, die über alles rund um die Biene informieren. Denn die fleißigen Insekten werden von Jahr zu Jahr weniger. Die zahlreichen Monokulturen, die Spritzmittel der Landwirte und die Varroa-Milbe setzen ihnen stark zu.

Weltweit ist ihre Population in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Projekte wie im Dachauer Schlossgarten sollen die Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig und schützenswert die Bienen sind. Denn ohne sie gäbe es keine Bestäubung und damit auch keine Pflanzen und kein Obst. Kindern und Schülern soll in dem Bienengarten außerdem gezeigt werden, dass sie keine Angst vor den Insekten haben müssen. Erst recht nicht, weil sie "im Schlossgarten leben wie im Paradies", sagt Heidinger.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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