Bezirkstagswahl:Parallele Kräfteverschiebung

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Das Ergebnis der Bezirkstagswahl gleicht dem der Landtagswahl, nur mit dem Auszählen dauert es deutlich länger

Von Christiane Bracht, Dachau

Lange ließ das Ergebnis der Bezirkstagswahl am Montag auf sich warten. Bis zum späten Nachmittag zeigte die Schnellmeldung des Landratsamts Dachau noch immer an, dass lediglich 138 von 167 Wahlbezirken fertig ausgezählt sind, die Ergebnisse von Odelzhausen, Erdweg, Sulzemoos, Haimhausen und Weich fehlten. Der Grund dafür sei ein technischer Defekt, ein Fehler im Computerprogramm, so der Sprecher der Kreisbehörde, Wolfgang Reichelt. Doch das war nicht das einzige Problem. "Ungereimtheiten bei den Zahlen" seien aufgetreten. Die größten Schwierigkeiten hatte offenbar ein Wahllokal in Dachau. Dort hatten die Ehrenamtlichen bis 3 Uhr nachts gezählt und den Fehler nicht gefunden. Deshalb habe man am Montag erneut mit der Überprüfung begonnen, sagt Reichelt. Erst am Nachmittag konnten die Ergebnisse übermittelt werden. Jetzt muss der Kreiswahlleiter noch einmal kontrollieren.

Das vorläufige Endergebnis zeigt deutlich: Die Zahlen ähneln denen der Landtagswahl. Viele Menschen unterscheiden offenbar nicht zwischen dem Maximilianeum und dem Gremium, das sich vor allem um Gesundheitswesen und soziale Belange kümmert. Und so erlebte die SPD am Montag noch einmal das gleiche Debakel wie am Abend zuvor: erdrutschartige Verluste. Gerade mal 8,28 Prozent stimmten für die Genossen. Martina Tschirge, die sich für den Bezirkstag beworben hatte, bleibt damit chancenlos. Vor fünf Jahren hatten sie sich schon einmal zur Wahl gestellt, auch damals ohne Erfolg.

Für ihren CSU-Konkurrenten Josef Mederer war die Bezirkstagswahl indes fast schon ein Heimspiel. Seit 20 Jahren gehört er dem Gremium an, seit 2008 ist er dessen Präsident, zuvor war er fast zwei Wahlperioden Vizepräsident. Am Sonntag haben ihm die Wähler aus dem Landkreis Dachau erneut ihr Vertrauen ausgesprochen. Etwa 30 000 Stimmen konnte er erzielen, das entspricht 37,54 Prozent. Sein soziales Engagement für Kranke, Alte und Menschen mit Behinderung ist anerkannt, das spiegelt sich auch im Wahlergebnis. Dass er dennoch im Vergleich zur vorangegangenen Wahl vor fünf Jahren zwölf Prozentpunkte weniger Stimmen gewinnen konnte: "Ein gewaltiger Einbruch", gibt Mederer zu. "Mir schreibe ich das nicht zu. Wir haben viel entwickelt und gestaltet in den vergangenen fünf Jahren." Schuld ist wohl eher die Schlappe, die seine Partei, die CSU, auch bei der Bezirkstagswahl einstecken musste. 2013 errangen die Christsozialen eine absolute Mehrheit von 51 Prozent, diesmal konnten sie nach vorläufigem amtlichen Endergebnis nur 33,11 Prozent der Wähler für sich gewinnen.

Der Petershausener Bürgermeister Marcel Fath (FW) bekam 12,76 Prozent der Stimmen. Im Vergleich zum Ergebnis seiner Partei (15,45 Prozent) ist das eher mager. Doch in seiner Heimatgemeinde konnte Fath punkten. 25,89 Prozent der Petershausener wollten ihn im Bezirkstag sehen. Mederer bekam dort nur 29,66 Prozent.

Wie im Landtag sind die Grünen mit 17,59 Prozent zweitstärkste Kraft. Kandidat Anton Speierl konnte 16,54 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Thomas Kreß bekam vor fünf Jahren nur 8,02 Prozent der Stimmen. Beachtliche 9,06 Prozent errang die AfD, die mit ihrem Spitzenkandidaten Timo Schmidt (8,87 Prozent), der erstmals angetreten war. Obwohl es im Bezirkstag keine Fünfprozenthürde gibt, hat Lukas Brunner von der FDP mit 4,57 Prozent wohl kaum eine Chance auf einen Sitz. Ebenso ergeht es Adrian Best von den Linken (1,99 Prozent), Hans Eser von der Bayernpartei (3,23 Prozent), Paul Böller von der ÖDP (3,02 Prozent), Michael Purkart von den Piraten (0,72 Prozent), Sebastian Leiß von der Freien Liste Oberbayern (0,54 Prozent) und Michael Krämer von der Tierschutzpartei (1,36 Prozent).

© SZ vom 16.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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