Bewerber für Bürgermeisteramt in Erdweg:Das Phantom heißt Rolf Blaas

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Bis zuletzt hielten die Freien Wähler in Erdweg ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl geheim

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Es knistert vor Spannung im Wirtshaus am Erdweg. Die Freien Wähler aus der Gemeinde haben es geschafft, ihren Bürgermeisterkandidaten bis zur letzten Sekunde geheim zu halten. Ihr Vorsitzender Ottmar Parsche spricht nun mindestens fünf Minuten lang über das rätselhafte Phantom, ohne dessen Namen zu nennen. "Er" oder "der Kandidat", verrät Parsche nur. Doch die Körpersprache einer Frau im Raum gibt erste Hinweise. Gesa Blaas, die Vorsitzende des örtlichen Kulturvereins, hat rote Wangen und rutscht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Wird sie wirklich Bürgermeisterin werden wollen? Nein. Es erhebt sich ihr Ehemann: der 60-jährige Rolf Blaas.

In den Spekulationen im Dorf über die Nachfolge des verstorbenen Bürgermeisters Georg Osterauer (Freie Wähler) hatte sein Name bislang keine Rolle gespielt. Seit Wochen ist bekannt, dass der amtierende Zweite Bürgermeister Christian Blatt (CSU) sich zur Wahl stellen wird. Der 33-Jährige führt seit dem Tod Osterauers die Geschäfte der Gemeinde. Aber einfach so wollen die Freien Wähler ihm den Stuhl des hauptamtlichen Bürgermeisters nicht überlassen. Rolf Blaas kam ihnen deshalb ganz recht, als er sich aus "freien Stücken" für die Kandidatur anmeldete.

Rein geografisch verspricht seine Bewerbung einen unterhaltsamen Wahlkampf. Blaas und Blatt wohnen im Erdweger Ortsteil Großberghofen wenige Häuser voneinander entfernt. Noch vor zwei Wochen saßen sie Tisch an Tisch bei einem Straßenfest, ohne zu wissen, dass sie bald politische Kontrahenten sein würden. Die Rückendeckung der Freien Wähler ist Blaas sicher. Alle 15 Mitglieder, die am Donnerstagabend bei der Nominierungsversammlung anwesend sind, stimmen für den 60-Jährigen, der damit offiziell Bürgermeisterkandidat ist. Zuvor hatte er sich 30 Interessierten, Parteimitgliedern und Pressevertretern in aller Kürze vorgestellt.

Blaas wurde 1956 in Düsseldorf geboren. Als junger Mann war er zwölf Jahre lang bei der Luftwaffe und besuchte dabei fünf Jahre die Offiziersschule in Neubiberg. Er studierte Elektrotechnik und arbeitete jahrelang in der Automobil-Branche im Projekt- und Qualitätsmanagement. 2013 verabschiedete er sich von einem Münchner Autohersteller in den selbst gewählten Vorruhestand.

Im Landkreis ist der 60-Jährige fest verwurzelt. Nach 17 Jahren in Schwabhausen zog er mit seiner Frau Gesa und Tochter Svenja 2009 nach Großberghofen. Für Georg Osterauer ist er in den Beirat des Erdweger Kulturvereins aufgerückt. Im Ruhestand beschäftigt er sich leidenschaftlich mit Astrophysik und Raumfahrttechnik. Er kocht und grillt gerne, hört Jazz und Blues und unternimmt Mountainbike-Touren über das Dachauer Land.

Als Bürgermeister wolle er, sagt Blaas, den gegenseitigen Respekt und die Toleranz, die Osterauer im Rathaus und im Umgang mit den Bürgern vorlebte, fortführen. Kommunalpolitisch hat Blaas keine Erfahrung, wie er offen zugibt. Er ist aber überzeugt, sich durch seine beruflichen Qualifikationen schnell einarbeiten zu können.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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