Betrug:Eigentumswohnung ergaunert

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Ein Mann verschafft sich mit gefälschten Gehaltsnachweisen einen Kredit

Von Benjamin Emonts, Dachau

Er habe einen Job in der Weltraumtechnik und verdiene 4200 Euro netto im Monat. Mit dieser Geschichte - und gefälschten Gehaltsnachweisen - wartete ein Mann aus Neufahrn 2014 in einer Dachauer Bankfiliale auf. Einem Angestellten erschien die Geschichte plausibel: Er gewährte dem Familienvater für den Kauf einer Eigentumswohnung in München einen Kredit in Höhe von 266 000 Euro. Der Neufahrner aber konnte den Kredit nicht ansatzweise bedienen. Nun musste sich der 40-Jährige wegen Kreditbetrugs und Urkundenfälschung vor einem Dachauer Schöffengericht verantworten.

Dort gibt sich der Mann geläutert. Es tue ihm leid. "Ich wollte niemanden betrügen. Ich habe das nicht absichtlich gemacht", wird er von einer Dolmetscherin übersetzt. Die Vorwürfe, die auf ihm lasten, wiegen zu diesem Zeitpunkt schon etwas leichter. Denn die Verbindlichkeiten, die der Angeklagte der Dachauer Bank schuldete, sind zwischenzeitlich von rund 315 000 Euro inklusive aufgelaufener Zinsen auf 40 000 Euro geschrumpft. Seine Eigentumswohnung wurde von der Dachauer Bank versteigert und hat einen Erlös von 254 000 Euro erzielt. Alles in allem sind die Schulden des Mannes bei der Bank damit auf 40 000 Euro gesunken. Mit der Folge, dass ihn eine weitaus geringere Strafe erwartete.

Amtsrichter Lukas Neubeck und die Schöffen verurteilten ihn zu acht Monaten Freiheitsstrafe zur Bewährung und 150 Sozialstunden. Die Forderungen der Bank bleiben natürlich offen. Sie zu begleichen, dazu scheint der 40-Jährige keineswegs in der Lage. Bis zum Gerichtstermin wurde noch kein Cent Schulden beglichen. Der Angeklagte behauptet, mit 1500 Euro Monatsgehalt seine Familie zu ernähren und 850 Euro Miete monatlich zu bezahlen. Für die Schöffenrichter blieben seine finanziellen Verhältnisse bis zuletzt ein Rätsel. In den vergangenen Jahren hat der Angeklagte nach eigener Auskunft mehrere Firmen gegründet. Welche davon noch existieren, insolvent sind oder aufgelöst wurden, konnte der Mann zumindest vor Gericht nicht wirklich erläutern. Fest stand, dass zwischen den Konten des Angeklagten und seiner Ehefrau immer wieder fünfstellige Beträge hin- und herjongliert wurden. Von mehr als einer halben Million Euro Schulden will der Angeklagte in den vergangenen Jahren auf unergründliche Weise die Hälfte getilgt haben. Zudem stehe ihm von einem zahlungsfähigen Großkonzern für ausstehende Leistungen noch deutlich mehr als eine Million Euro zu. Angeblich soll es in Köln bald zu einem Gerichtsprozess kommen, in dem über den Verbleib des Geldes entschieden werde.

Amtsrichter Neubeck schüttelte angesichts der diffusen Angaben den Kopf. "Man kann keinen Überblick gewinnen, wie es tatsächlich um ihre Finanzen bestellt ist", sagte er. "Erst stellen Sie einen Insolvenzantrag, dann beantragen sie einen Gründerzuschuss und einen Monat später unterschreiben sie einen Kreditvertrag." Der Angeklagte behauptete, vom Vermittler der Wohnung zur Fälschung der Gehaltsnachweise gedrängt worden zu sein. "Er hat Druck auf mich ausgeübt." Das Gericht war nach Befragung des Vermittlers der Überzeugung, "dass der Angeklagte die Gehaltsnachweise selbst gefälscht und erstellt hat".

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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