Betrieb in Hebertshausen schließt:Traditionsfirma steht vor dem Aus

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Der Hebertshausener Pappteller-Hersteller Pfiff-Kuss schreibt seit Jahren rote Zahlen, nun wird die Produktion eingestellt und über 70 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Petra Schafflik

Die deutsche Wirtschaft boomt, dennoch stellen immer wieder auch Traditionsfirmen ihren Betrieb ein. Aktuell betrifft dies im Landkreis den Pappteller-Hersteller Pfiff-Kuss, der jetzt seine Produktion in Hebertshausen einstellt. Durch die Betriebsschließung verlieren 70 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. Der Hebertshausener Betrieb gehört zur Baden-Württembergischen Firma Hosti International, die nun die gesamte Produktion an den Stammsitz nach Pfedelbach verlagern will.

Der Hebertshausener Betrieb schreibe seit Jahren rote Zahlen, erklärt Hansjörg Stickel, Geschäftsführer von Hosti International und Pfiff-Kuss. Seit der Übernahme vor vier Jahren durch Hosti habe man sich bemüht, Pfiff-Kuss in die Gewinnzone zu führen. Das sei leider nicht gelungen. "Deshalb haben wir diese schwierige Entscheidung getroffen", erklärt Stickel. Nun soll die Produktion in Hebertshausen Ende August eingestellt werden, nur Vertrieb und Buchhaltung bleiben in Dachau erhalten. Von der Kündigung betroffen sind 60 Stammmitarbeiter, 15 Saison- und zehn Aushilfskräfte. Etwa zehn Mitarbeiter wollen an den Stammsitz nach Pfedelbach wechseln, so Stickel. "Wir sind selbst ein Familienbetrieb mit langer Tradition, eine Werksschließung haben wir noch nie durchgeführt in der Firmengeschichte".

Die Nachricht von der Betriebsschließung hat die Beschäftigten hart getroffen, kam aber nicht vollkommen überraschend. Denn die schwierige Lage des Unternehmens habe sich abgezeichnet, sagt Stefan Fluri, der als Bezirksleiter der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) das Unternehmen betreut. In den vergangenen Monaten hätten die Mitarbeiter durch Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld versucht, ihren Arbeitsplatz zu retten. Vergeblich, wie sich jetzt zeigt. Über den Jobverlust zeigt sich Hebertshausens Bürgermeister Michael Kreitmeir (FW) besorgt. "Wenn Stellen wegfallen, ist es immer bedauerlich, weil Arbeitsplätze am Ort für unsere Bürger sehr wichtig sind." Die Gemeinde werde ihre Anstrengungen noch intensivieren, die verlorenen Stellen durch neue Betriebsansiedlungen auszugleichen.

Für die geplante Betriebsstilllegung werden die Rahmendbedingungen nun in Verhandlungen fixiert. Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter bemühten sich in Gesprächen mit der Geschäftsleitung, die Schließung "so sozial verträglich wie möglich zu gestalten", erklärt Gewerkschaftsvertreter Fluri. Noch erhofft sich der Gewerkschafter, "dass die Politik noch einmal auf diese Entscheidung Einfluss nimmt". Dieser Appell ist bei Bürgermeister Kreitmeir offenbar angekommen. "Wenn es eine Möglichkeit gibt, Pfiff-Kuss umzustimmen, dann tun wir das." Doch Geschäftsführer Stickel ist wenig optimistisch. Deshalb sei das Unternehmen bemüht, den Mitarbeitern einen möglichst nahtlosen Übergang in einen neuen Job zu ermöglichen. Die Firma kooperiert dazu eng mit der Arbeitsagentur. Der Arbeitsmarkt im Großraum München gilt als aufnahmefähig. Doch für einige ältere Mitarbeiter und angelernte Kräfte in der Produktion "wird es schwer", wie Gewerkschafter Fluri betont. Die Firma Feinpappenwerk Schuster ist von der Werksschließung in Hebertshausen nicht betroffen.

© SZ vom 19.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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