Landkreis Dachau:Polizei verhindert möglichen Amoklauf

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Er besaß Spielzeugwaffen und interessierte sich brennend für Internetseiten zum Thema Amok: Mitschüler sorgten sich um einen 18-Jährigen. Jetzt wurde der Berufsschüler vorsorglich in die Psychatrie eingewiesen.

Bernd Kastner

Die Münchner Polizei hat womöglich einen Amoklauf verhindert. Beamte durchsuchten am Mittwoch die Wohnung eines verhaltensauffälligen Berufsschülers, der im Landkreis Dachau bei seinen Eltern lebt. Der 18-Jährige bewahrte mehrere Spielzeugwaffen zu Hause auf und interessierte sich für Internetseiten zum Thema Amok. Zudem hatten seine Eltern zwei Waffen und scharfe Munition im Haus, die allerdings korrekt aufbewahrt waren. Auf strafrechtlich relevantes Material stießen die Beamten nicht. Dennoch wurde der Jugendliche vorsichtshalber in die Psychiatrie eingewiesen. Sicher dürfte sein, dass die Frühwarnsysteme von Schule und Polizei in diesem Fall sehr gut funktioniert haben.

Ob es zum Äußersten gekommen wäre, wenn die Polizei nicht eingegriffen hätte, weiß niemand. Drohungen hat der Schüler laut Polizei jedenfalls nicht geäußert. Und an die Waffen der Eltern wäre er wohl nicht herangekommen: Selbst die Polizei musste sich vom Vater, der sich auf Dienstreise befunden habe, erst den Code des Waffenschranks geben lassen.

Die Frühwarnsysteme haben in diesem Fall wohl sehr gut funktioniert. Mitschüler des jungen Mannes, Lehrer und Polizei reagierten vorbildlich. Jugendbeamte der Münchner Polizeiinspektion, in deren Gebiet die Schule des jungen Mannes liegt, waren laut einem Sprecher vom Schulleiter auf den auffälligen Schüler aufmerksam gemacht worden. Zuvor hatten offenbar Mitschüler gemeldet, dass sie sich ängstigten vor ihm. Einmal sei er im Umfeld der Schule mit einem Buch gesehen worden, das von Stalking und Amok handle. Ein Gespräch mit einem Schulpsychologen habe der Schüler abgelehnt. Zudem habe er sich im Unterricht unkooperativ und desinteressiert gezeigt.

Bei der Polizei ist man sich noch unschlüssig, ob der Jugendliche mit seinem Verhalten nur kokettieren habe wollen, oder ob er tatsächlich Amokphantasien habe. Man wollte aber nichts riskieren. Das beschriebene Verhalten veranlasste die Polizei am Mittwoch zu ihrem präventiven Einsatz. Mit Verweis auf die Gemeingefahr, die von dem Jugendlichen ausgehen könnte, wurde er anschließend in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen. Seine Eltern sehen ihren Sohn offenbar weniger problematisch: Sie halten ihre schützende Hand über ihn, so ein Sprecher.

© SZ vom 30.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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