Berufsanfänger brauchen Perspektiven:Unsichere Verträge

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460 neue Azubis im Landkreis - Gewerkschaft kritisiert "Trend zur Befristung"

Im Landkreis Dachau können sich derzeit rund 460 neue Azubis über eine Lehrstelle freuen. So viele erfolgreiche Bewerber zählte die Arbeitsagentur zum Start des Ausbildungsjahres. Damit die Karriere auch nach der Abschlussprüfung weitergeht, fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nun bessere Job-Perspektiven für Berufseinsteiger. "Eine große Hürde nach der Ausbildung sei jedoch der Trend zum Job auf Zeit, zur Befristung", so die NGG.

Solche "Arbeitsplätze mit Verfallsdatum" sind nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in der Nahrungs- und Genussmittelbranche besonders verbreitet. Hier sind bundesweit knapp 54 Prozent aller Übernahmen befristet. Ähnlich sieht es bei den Neueinstellungen aus: Die Branche zählt mit einer Befristungsquote von 73 Prozent zu den Spitzenreitern. Auch in Hotels und Gaststätten sind diese Arbeitsverträge zum Berufsstart üblich. Dort sind laut IAB 35 Prozent aller Übernahmen befristet.

Mustafa Öz, Geschäftsführer der NGG-Region München, spricht von einer "Unternehmer-Unsitte". Es könne nicht sein, dass Betriebe trotz Hochkonjunktur in vielen Branchen so stark auf Befristungen setzten. "Wer als Job-Starter eine Familie gründen oder einen Kredit für die Wohnungseinrichtung bekommen will, der braucht einen sicheren Arbeitsplatz und keinen Zitter-Vertrag", wird Öz in einer Pressemitteilung zitiert.

Dass Berufseinsteiger besonders betroffen sind, zeigt auch die amtliche Statistik. So waren in Bayern im vergangenen Jahr zwölf Prozent der 20- bis 30-Jährigen befristet beschäftigt - Azubis nicht mitgerechnet. Das geht aus dem aktuellen Mikrozensus hervor. Demnach hatten insgesamt 362 000 Bayern lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag - das ist jeder siebzehnte Beschäftigte.

Auf Unternehmer, die darüber klagen, dass sie im Gastgewerbe oder in der Ernährungswirtschaft kaum noch Fachkräfte finden, reagiert Öz mit einem Kopfschütteln: "Wer nach der Ausbildung nur einen Vertrag auf Zeit anbietet, der muss sich nicht wundern, dass sich Schulabgänger woanders umsehen."

© SZ vom 22.08.2018 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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