Bergkirchen:Zentrum der Zukunft

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Jubiläumskunde Pfarrer Albert Hack (Mitte) mit Simon Landmann, Uli Riegel, Edith Daschner, Siegfried Ketterl und Johannes Brühl (von links). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Kirche Sankt Johann Baptist ist mit ihren Nebengebäuden 200. Kunde des Bergkirchener Fernwärmenetzes. Pfarrer Albert Hack sagt: "Wir reden vom Erhalt der Schöpfung, dann sollten wir auch ein Zeichen setzen"

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Lachend lässt sich Pfarrer Albert Hack das giftgrüne T-Shirt überstreifen. "200. Anschließer" steht nun in großen Lettern auf seiner Brust. Hack ist am Dienstag symbolisch als 200. Bergkirchener Kunde des Fernwärmenetzes ausgezeichnet worden. Die denkmalgeschützte Kirche Sankt Johann Baptist hoch über dem Ort wird nun ebenso mit Abwärme aus der nahen Müllverbrennungsanlage GfA in Geiselbullach versorgt wie auch Pfarrheim und Pfarrhaus. "Wir sind das erste emissionsfreie Kirchenzentrum", sagt der Pfarrer. Grund zur Freude hat auch Bürgermeister Simon Landmann (CSU), der das Klimaschutzprojekt Fernwärme in Bergkirchen 2011 initiiert hat und engagiert vorantreibt. "1,2 Millionen Liter Heizöl, das sind 40 Tanklaster, werden bisher jährlich durch die Fernwärme eingespart", rechnet der Rathauschef vor. Das Projekt ist längst nicht abgeschlossen. Das Netz wird ständig noch erweitert, Landmann rechnet "im Endausbau mit etwa 500 Kunden."

In der Kirche wird die neue Technik in diesen Tagen noch feinjustiert, einigen Gottesdienstbesuchern war es bei der Sonntagsmesse noch nicht warm genug, berichtet Pfarrer Hack. Doch die Techniker des Kommunalunternehmens EWG, das als Tochter der Gemeinde das Fernwärmenetz betreibt, sind zuversichtlich. Wenn alles richtig eingestellt ist, werden es die Kirchgänger so warm haben wie bisher mit der alten Ölheizung. Die ist technisch noch einwandfrei, dennoch hat sich die Kirchenverwaltung zum Umstieg auf die umweltfreundliche Heizenergie aus Abfall entschieden. Kein selbstverständliches Votum, denn um den alten Öltank stillzulegen und notwendige Anschlüsse herzustellen, musste die Pfarrgemeinde 40 000 Euro investieren. Pfarrer Hack ist froh, dass die Kirchenverwaltung mit Kirchenpflegerin Edith Daschner an der Spitze diesen Weg eingeschlagen hat. "Wir reden vom Erhalt der Schöpfung, dann sollten wir auch ein Zeichen setzen." Ziel war es, "die Kirche fit zu machen für die Zukunft", so Hack. Was die Gebäude der Bergkirchener Pfarrgemeinde betrifft, setzt die Umrüstung der Heizung auch einen Schlusspunkt, nachdem in den vergangenen Jahren Pfarrhaus und Kirche umfassend saniert worden sind. Auch ein behindertengerechter Zugang wurde geschaffen. Der Fernwärmeanschluss ist jetzt die letzte Maßnahme, von der die Umwelt enorm profitiert. Denn das Kirchenzentrum entspricht vom Anschlusswert her zehn Einfamilienhäusern, wie EWG-Geschäftsführer Siegfried Ketterl erklärt. Der Energieverbrauch wird ein wenig unter dieser Vergleichszahl liegen, da Pfarrheim und Gotteshaus in der kalten Jahreszeit mäßig temperiert und nur für Messen und Veranstaltungen aufgeheizt werden. Dennoch ist der Effekt für die Umwelt deutlich.

Noch nicht am Schlusspunkt angelangt ist dagegen das Projekt Fernwärme. Seit dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats Bergkirchen 2011 wurden bislang 20,5 Kilometer Rohrleitungen zur Verteilung der Fernwärme im Erdreich versenkt. 13 Millionen Euro hat das Kommunalunternehmen investiert, um Feldgeding, Bergkirchen und Günding mit der umweltfreundlichen Heizenergie zu versorgen. Gespeist wird das Wärmenetz vor allem mit der Abwärme der Müllverbrennung, aber auch die Biogasanlage eines örtlichen Landwirts wird gerade in das System integriert. Auch gemeindliche Gebäude wie Schule, Rathaus oder Kita werden schon mit Fernwärme versorgt. Der Netzausbau geht zügig weiter: Noch 296 Versorgungsverträge hat die EWG bereits unter Dach und Fach, die Anschlüsse müssen nun hergestellt werden. Bis zur Winterpause soll das Netz in Günding-Nord stehen. Auch 2016 werden Straßen aufgebuddelt, Rohrleitungen verlegt und Hausanschlüsse installiert. Ziel ist, so Siegfried Ketterl, "dass 2016 die Ersterschließung der Fernwärme Bergkirchen abgeschlossen wird."

Das Projekt Fernwärme erweist sich als Erfolgsmodell, das auch von den Bürgern engagiert mitgetragen wird. Die Bergkirchener zeigen nicht nur Verständnis für die lästigen Bauarbeiten, sondern nutzen auch zahlreich das Angebot umweltfreundlicher Energie. Die Folge: Die ursprünglich anvisierten Ausbauziele von drei Megawatt Anschlussleistung und 180 versorgten Haushalten werden bis zum Endausbau wohl zweifach übertroffen werden.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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